Stand: 12.11.2025 00:20 Uhr
Laut Klima-Risiko-Index werden Extremwetter-Ereignisse immer häufiger – und treffen arme Länder am härtesten. Aber auch Deutschland bleibt dem Bericht zufolge von den Folgen des Klimawandels nicht verschont.
Während der Klimagipfel in Belém um Fortschritte im Kampf gegen die Erderwärmung ringt, beseitigen die Philippinen gerade die gewaltigen Schäden nach einem weiteren Taifun.
Das ist nicht neu: Immer wenn sich die Weltgemeinschaft am Jahresende bei den UN-Konferenzen trifft, sind die tropischen Wirbelstürme besonders stark. Und ihre Zahl steigt: „Was wir sehen, ist, dass Länder wie zum Beispiel die Philippinen in immer kleineren Abständen von Extremwetterereignissen betroffen sind“, sagt Laura Schäfer von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch.
„Das heißt: Da kommt ein tropischer Wirbelsturm und zerstört eine riesengroße Fläche von Ackerland, von Infrastruktur“, erklärt Schäfer. Die Menschen bauten dann alles wieder auf, aber zwei Wochen später komme der nächste Wirbelsturm. Diese Entwicklung nehme zu, so die Wissenschaftlerin.
Mehr als 830.000 Tote in 30 Jahren
Laut dem aktuellen Klima-Risiko-Index kamen zwischen 1995 bis 2024 weltweit mehr als 830.000 Menschen durch Stürme, Überschwemmungen, Hitzewellen und Dürren ums Leben. Der wirtschaftliche Schaden betrug rund 3,8 Billionen Euro.
Nach Angaben von Germanwatch wurden über die vergangenen 30 Jahre hinweg Myanmar, Honduras und der Inselstaat Dominica am stärksten von extremen Wetterereignissen getroffen. In Dominica richtete Hurrikan Maria 2017 immense Schäden an. In Myanmar tötete Zyklon Nargis 2008 rund 140.000 Menschen.
Dabei forderten Hitzewellen und Stürme dem Index zufolge die meisten Todesopfer, Stürme verursachten gleichzeitig die größten Sachschäden. Ärmere Staaten und Schwellenländer stünden im Risiko-Index ganz oben, aber auch Industrienationen wie die USA und EU-Länder wie Frankreich, Italien und Spanien seien stark betroffen.
| Staaten, die 2024 am meisten vom Klimawandel betroffen waren | ||
|---|---|---|
| 1. St. Vincent und die Grenadinen | ||
| 2. Grenada | ||
| 3. Tschad | ||
| 4. Papua Neuguinea | ||
| 5. Niger | ||
| 6. Nepal | ||
| 7. Philippinen | ||
| 8. Malawi | ||
| 9. Myanmar | ||
| 10. Vietnam |
Deutschland im ersten Viertel betroffener Länder
Deutschland bleibe ebenfalls nicht verschont, sagt Laura Schäfer von Germanwatch, die an dem Bericht mitgeschrieben hat: „Deutschland ist schon seit langer Zeit im ersten Viertel der am meisten betroffenen Länder weltweit – derzeit auf Platz 29 im Langfristindex.“ Das liege vor allem an Hitzewellen. „Wir hatten ja 2003, 2018 und 2020 Hitzewellen, die bis zu 8.700 Menschen das Leben gekostet haben.“
Grundsätzlich unterstreiche die Bilanz den wissenschaftlich bestätigten Trend, dass tropische Wirbelstürme in einer heißeren Welt stärker und gefährlicher werden, erklärt Index-Co-Autorin Lina Adil. Und sie sieht in dem Bericht eine klare Botschaft an den Gipfel:
Er sollte als Warnsignal verstanden werden, dass die Zahl von Extremwetterereignissen steigt und dass Klimapolitik darauf reagieren muss: schnell Emissionen senken, Schäden und Verluste ausgleichen, mehr für die Anpassung an den Klimawandel tun.
Nordländer haben historische Verantwortung
Laut Germanwatch bestätigen die Ergebnisse die grundsätzliche Ungerechtigkeit, dass Länder, die am wenigsten für den menschengemachten Klimawandel verantwortlich sind, am meisten darunter leiden: „Globale Nordländer wie Deutschland haben eben eine historische Verantwortung, Länder im Umgang mit Klimafolgen zu unterstützen“, sagt Schäfer.
Und das nicht nur aus Solidarität, wie sie betont. Es gebe seit diesem Jahr auch ein Gutachten des Internationalen Gerichtshofs. „Es gibt eine rechtlich bindende Verpflichtung für Länder wie Deutschland, auch finanziell Entwicklungsländer im Umgang mit Klimawandelfolgen zu unterstützen“, so Schäfer.
Auswertung internationaler Datenbanken
Germanwatch nutzt für den Risiko-Index Zahlen der Datenbank zu internationalen Katastrophen (EM-DAT) sowie Informationen des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Die Organisation betont, dass die Auswertung von Opfer- und Schadenszahlen keine einfache Aussage darüber erlaube, was davon auf den Klimawandel zurückgeht.
Trotzdem lasse sich ein Bild der Betroffenheit der Staaten zeichnen. In der Klimawissenschaft bestehe breiter Konsens darüber, dass viele Wetterereignisse durch die Klimakrise häufiger und heftiger werden.









