Stand: 06.12.2025 06:30 Uhr
Dieses Jahr werden die Deutschen Schätzungen zufolge 4,5 Milliarden Euro für neues Spielzeug ausgeben – mit Auswirkungen auf die Erde und das Klima. Eine mögliche Alternative: Secondhand.
„Die Kinderzimmer Zuhause sind voll mit guten Spielsachen, die aber nicht mehr bespielt werden, und hier haben sie die Chance auf ein zweites Leben in einem anderen Kinderzimmer“, sagt Angela Walter. Die junge Mutter hilft an diesem Tag bei einem Spielzeugbasar in ihrem Heimatort.
Vor ihr stehen drei lange Tischreihen. Auf denen stapeln sich gebrauchte Spielsachen: Puppenhäuser, Eisenbahnschienen aus Holz, große Fahrzeuge aus Plastik, Brettspiele. Der Förderverein einer Kita organisiert den Basar im rheinland-pfälzischen Mutterstadt. Der Andrang ist groß.
„Leihen, teilen, tauschen, reparieren und Secondhand muss das neue Normal werden“, fordert Viola Wohlgemuth von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Sie wünscht sich, dass noch viel mehr gebrauchte Spielzeuge als bisher in Deutschland verschenkt werden.
Expertin: Gebrauchtes Spielzeug spart Ressourcen
Wohlgemuth argumentiert mit konkreten Zahlen: Die Spielzeugindustrie sei laut UN-Umweltprogramm die plastikintensivste Industrie der Welt. Fünf Millionen Tonnen Kunststoff würden pro Jahr verbraucht. „Das wäre eine Lkw-Kolonne vom Nordkap bis Sizilien und wieder zurück. Nur für die Kunststoffproduktion“, rechnet die Expertin für Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe vor. Die Zahlen hat sie aus einem etwas älteren Bericht des UN-Umweltprogramms – viel geändert haben dürfte sich daran nichts.
90 Prozent aller Spielzeuge weltweit bestünden mittlerweile ganz oder teilweise aus Plastik, sagt Viola Wohlgemuth. Kaufe man gebraucht, könne man Massen an Erdöl für die Plastikproduktion und auch Chemie einsparen. Die lauere vor allem in Billigspielzeug, das in Asien für den europäischen Markt hergestellt wird, so Wohlgemuth: „Gerade in diesen Plastiksachen haben wir immer wieder sehr hohe Belastungen von Chemikalien. Das ist nicht nur die Farbe, das sind die Weichmacher, die es formstabil machen, die es UV-beständig machen.“
Neukauf im Vergleich zu Gebrauchtkauf
Bei jeder Produktion entstehen CO2-Emissionen. Wie viele klimaschädliche Treibhausgase bei der weltweiten Spielzeugproduktion anfallen, lasse sich schwer beziffern, sagt Moritz Jäger-Roschko von Greenpeace. Er schätzt: „Produktion und Transport machen 80 bis 90 Prozent der CO2-Emissionen aus.“ Die könne man also einsparen beim Kauf bereits genutzter Spielsachen.
Dabei gilt laut Jäger-Roschko in der Regel: Je größer der gebrauchte Gegenstand, desto mehr Einsparung. Und: Ob man Secondhand vor Ort auf dem Flohmarkt einkaufe oder auf einem Onlineportal mit Paketversand, mache keinen großen Unterschied mehr bei den Emissionen: „Hauptsache gebraucht“.
Deutsche zahlen 4,5 Milliarden Euro für neues Spielzeug
Auf dem Spielzeugbasar im rheinland-pfälzischen Mutterstadt leeren sich die Tische. Eltern warten an der Kasse, um zu bezahlen. Annette, eine Mutter aus dem Ort, zahlt 25 Euro für eine Kiste voll mit großen Plastikbausteinen: „Die sind neuwertig sehr teuer und auf dem Basar kann ich für meine Kinder viel für wenig Geld holen.“
4,5 Milliarden Euro – so viel Geld werden die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland dieses Jahr voraussichtlich für neues Spielzeug ausgeben. Das sagt der Handelsverband Spielwaren BVS. Im vergangenen Jahr waren es 4,4 Milliarden. 168 Euro haben die Spielwaren im Schnitt gekostet, die an Weihnachten 2025 unterm Baum lagen. Im Jahr davor waren es 150 Euro. Trotz aller Krisen sei die Lust am Schenken ungebrochen, sagt der Handelsverband Spielwaren.
Darauf sollte man beim Kauf gebrauchter Spielsachen achten
Die Verbraucherzentrale hat Tipps für den Kauf gebrauchter Spielsachen zusammengestellt. Unproblematisch ist demnach Secondhand-Spielzeug aus unbehandeltem Massivholz oder gebrauchte Bausteine aus hartem Kunststoff. Bedenken hat die Verbraucherschutzorganisation allerdings bei älteren Gegenständen aus Weichplastik wie zum Beispiel Puppen oder weichen Plastikfiguren. Der Grund: Bis 2006 durften zum Beispiel noch gesundheitsschädliche Phtalat-Weichmacher für die Produktion genutzt werden. Die können eine Gefahr für die Gesundheit sein, unter anderem das Hormonsystem stören und zu Unfruchtbarkeit führen.
Spielzeuge verleihen: Neues Standbein für Fachgeschäfte?
Wie der Fachhandel überleben kann, wenn mehr Menschen gebraucht kaufen würden? Wohlgemuth von der DUH sieht mögliche Geschäftsideen in der Kreislaufwirtschaft: „So wie wir unsere Mobilität teilen und uns Autos oder Fahrräder ausleihen, könnten wir das auch beim Spielzeug tun“, schlägt sie vor. „Wie toll wäre es, wenn wir einen gut sortierten Spielzeugladen in der Innenstadt hätten und ich mir dort ein hochwertiges, Chemikalien-freies Spielzeug leihen könnte? Und wenn mein Kind kein Interesse mehr daran hat, gebe ich es wieder zurück.“
Dieses Mal haben sich auf dem Spielzeugbasar vor allem Bücher, Gesellschaftsspiele und Bausteine gut verkauft, sagt Jessica Kluger vom Förderverein der Kita, der den Basar regelmäßig organisiert. „Auch Holzspielsachen waren dieses Jahr beliebt“, sagt sie. Der Trend gehe auf dem Basar weg von Plastik, das sei ja auch ressourcenschonender. Kluger beobachtet: „Man hebt die Sachen auch verstärkt wieder auf und vererbt sie an die nächste Generation. Das geht bei Holzspielzeugen besser.“








