Stand: 28.11.2025 14:41 Uhr
Mit der Frachtlandefähre „Argonaut“ will die Europäische Raumfahrtagentur ESA in Zukunft astronautische Mondmissionen versorgen, zum Beispiel eine Forschungsstation.
Die Argonauten – der griechischen Sage nach waren das die abenteuerlustigen und wagemutigen Männer, die die Mannschaft der Argo bildeten – das sagenhaft schnelle Schiff, mit dem Iason sich auf die Suche nach dem Goldenen Vlies in Kolchis im heutigen Georgien machte.
Wenn es nach der Europäischen Raumfahrtagentur ESA geht, dann führt die Reise der nächsten Argonauten deutlich weiter: nämlich zum Mond.
Mehr als nur Flaggen
Bei der Erkundung des Alls sei die Wissenschaft das wichtigste Ziel der ESA, sagt Daniel Neuenschwander, Direktor für astronautische und robotische Erkundung bei der Raumfahrtagentur.
An zweiter Stelle stehe die Entwicklung neuer Technologien in Europa, um den Wirtschaftsstandort zu stärken, und erst an dritter Stelle die geopolitische Dimension.
Der ESA gehe es nicht darum, Erster zu sein, so Neuenschwander. Man wolle mehr als nur eine Flagge aufstellen. Die ESA habe aber auch langfristig wirtschaftliche Ziele im Blick, so ESA-Astronaut Alexander Gerst. „Der Mond wird auch ein Wirtschaftsraum werden in Zukunft und deswegen war das ein wichtiger Schritt, um zu zeigen, wir als Europäer sind dabei.“
Ein Deutscher unter den Astronauten
Die Landefähre „Argonaut“, die 2030 das erste Mal auf dem Mond landen soll, ist zunächst eine Frachtlandekapsel. Sie soll wissenschaftliche Experimente und Ausrüstung zum Mond bringen. Auch Nachschub oder einen Rover, um Astronauten bei der Erforschung zu unterstützen, könnte Argonaut auf die Mondoberfläche liefern.
Eigene Astronauten kann die ESA derzeit nicht ins All bringen, dafür ist sie auf Partner angewiesen. Durch die Beteiligung am Artemis-Programm der US-Raumfahrtbehörde NASA hat sich Europa bereits mehrere Tickets für ESA-Astronauten zum Mond gesichert.
Einer von ihnen soll ein Deutscher sein, wie Raumfahrtministerin Dorothee Bär bei der Ministerratstagung der Europäischen Weltraumorganisation verkündet hat. Er wird der erste Europäer sein, der die Erdumlaufbahn verlässt.
Der deutsche Astronaut Matthias Maurer hat sich auf einen der Plätze beworben und schätzt seine Chancen auf 50 Prozent.
Mondforschung zur Not auch ohne NASA
US-Präsident Donald Trump hat allerdings vor, das Budget der NASA um etwa ein Viertel zu kürzen. Das könnte nach der ersten astronautischen Landung von Artemis auf dem Mond mit Artemis 3, aktuell für 2027 geplant, das Ende für das Programm bedeuten. Eine Europäerin oder ein Europäer würden vermutlich dann erst mit Artemis 5 zum Mond fliegen können.
Die Landefähre Argonaut soll Artemis zwar unterstützen, ist aber unabhängig von ihr. Selbst wenn es 2030 keine astronautischen Landungen mehr durch die NASA gibt, soll dann die erste europäische Kapsel zum Mond fliegen. Argonaut kann von da an für die robotische Erforschung des Mondes eingesetzt werden.
Mond wie die Antarktis
Dennoch plant die ESA langfristig mit einer dauerhaft besetzten Forschungsstation auf dem Mond, ähnlich der Internationalen Raumstation ISS derzeit in der Erdumlaufbahn.
Astronaut Matthias Maurer vergleicht diese Idee mit der Entwicklung der Antarktisforschung: Am Anfang gab es vereinzelte Expeditionen und mittlerweile existieren einige Forschungsstationen mit tausenden Wissenschaftlern.
Argonaut ist für die ESA der erste Schritt in diese Zukunft. Wie die weiteren Schritte aussehen, ist noch unklar. Die Argonauten aus der Sage waren bei der Suche nach dem Goldenen Vlies immerhin erfolgreich.










