analyse
EU zur US-Sicherheitsstrategie Erstmal gelassen bleiben
Stand: 06.12.2025 18:54 Uhr
Die neue nationale Sicherheitsstrategie der USA liest sich wie eine Standpauke für die EU. Doch Brüssel reagiert gelassen – denn nicht alles in den Beziehungen läuft schlecht.
Der Nikolaustag wird in den USA nicht gefeiert – der christliche Heilige lebt dort aber in der Figur des Santa Claus weiter. Millionen Kinder zittern davor, was der Mann mit dem roten Anzug und dem weißen Bart aus dem Sack holt – die Rute für die bösen Kinder oder die Süßigkeiten für die Braven. Die Europäer sind jedenfalls in diesem Jahr gar nicht brav gewesen. Die Standpauke, die ihnen gerade aus Übersee gehalten wurde, ist durchaus ein Grund, sich zu fürchten.
Doch dafür beweisen die tapferen Europäerinnen ganz schön viel Gelassenheit. Die Außenbeauftragte der EU, Kaja Kallas, spricht von „einigen Differenzen“. Man sei trotzdem „die engsten Verbündeten“. Italiens Ministerpräsidentin Georgia Meloni sieht keinen Bruch zwischen den USA und Europa. Und laut dem deutschem Außenminister Johann Wadephul sind die USA „immer noch unser wichtigster Verbündeter in der NATO.“
Unterschätzen die Europäer die Brisanz der Lage oder ist es richtig, kein Öl ins Feuer zu gießen? Es lohnt sich, die drei Fäden, die uns mit den USA verbinden, getrennt zu betrachten: den politischen, den militärischen und den wirtschaftlichen.
Militärisch herrscht momentan Ruhe
Es mag überraschend klingen, doch militärisch läuft es noch am besten: Mit einem Austritt aus der NATO drohen die USA nicht mehr. Seit die Europäer zugesagt haben, fünf Prozent ihrer Wirtschaftskraft für Sicherheit auszugeben, herrscht an dieser Front erstmal Ruhe. Zusätzlich verhandeln die US-Amerikaner auch an diesem Wochenende weiter mit den Ukrainern über ein mögliches Kriegsende.
Mit der PURL-Initiative („Prioritised Ukraine Requirements List“) haben sie außerdem einen guten Deal mit der EU abgeschlossen: Die Initiative sieht vor, dass die Ukraine in den USA die Waffen bestellt, die sie braucht – und die Europäer den Kauf finanzieren. Dieses Geschäft wird sich Trump nicht so schnell entgehen lassen.
Zollkonflikt und Zensurvorwürfe
Wirtschaftlich sind die Verbindungen schon schwieriger. Beim Zolldeal hat Trump die EU sauber über den Tisch gezogen. 15 Prozent Zölle sind zwar verkraftbar, aber gleichzeitig wurde jedes Stück Stahl und Aluminium, das aus Europa in die USA geht, 50 Prozent teurer gemacht. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Was hilft? Neue Partner suchen und die Geschäfte innerhalb Europas vereinfachen – da sind noch Milliarden zu bergen.
Am schwierigsten sind die politischen Verstrickungen – man könnte sie auch als den menschlichen Faktor bezeichnen. Trump ist der Meister der Spaltung, seine Verharmlosung rechtsextremer Parteien ist hochgefährlich. Der Vorwurf der Zensur ist lächerlich, verfängt aber auf rechten Social-Media-Accounts.
Standpauken aushalten
Genau dort hat sich die EU gerade mit einem mächtigen Gegner angelegt: mit Elon Musk. Seine Plattform X muss 120 Millionen Euro Strafe zahlen. Die Rache dafür wird im Internet stattfinden – und dies kann schlimme Folgen nach sich ziehen.
Für die Europäer gibt es trotzdem keine Alternative, als weiter ihren eigenen Weg der Unabhängigkeit zu gehen. Ihre Werte verteidigen, Geld in die Verteidigung und in die digitale Zukunft investieren. Manchmal muss man eine Standpunkte aushalten, ohne mit der Wimper zu zucken. Wenn man Glück hat, ist dann erstmal für ein Jahr Ruhe.








