Stand: 04.12.2025 09:26 Uhr
Die ARD-Journalistin Sophie von der Tann wird mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis ausgezeichnet. Das sorgt für Kritik aus Israel. Im ARD-Morgenmagazin weist sie die Vorwürfe zurück – und kritisiert den politischen Druck.
Die beiden ARD-Korrespondentinnen Sophie von der Tann und Katharina Willinger werden heute für ihre Nahost-Berichterstattung mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Er gilt als einer der wichtigsten Journalistenpreise in Deutschland.
Die Jury lobt Israel-Korrespondentin von der Tann als unerschrockene Journalistin, die sich nach dem Hamas-Angriff auf Israel „nicht scheut, Dinge beim Namen zu nennen“. Dabei zeige sie Haltung und lasse sich nicht vereinnahmen.
Willinger sieht den Preis als „Ansporn“
Willinger, die aus dem ARD-Studio in Istanbul auch über den Iran berichtet, zeichne sich durch „Besonnenheit und kenntnisreiche Einordnungen“ aus, so die Jury. Es gelinge ihr, den Blick von den Herrschern im Iran auf die Menschen zu lenken.
Die Auszeichnung sei eine „Überraschung“ und „Ansporn“ gewesen, sagte Willinger im ARD-Morgenmagazin. Immer wieder gebe es schwierige Situationen bei der Berichterstattung, etwa rund um die Beerdigung des 2024 tödlich verunglückten iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi. Dort bedrängte eine Menschenmenge Willinger und ihr Team.
„Mich trifft das auch persönlich“
Herausforderungen in der täglichen Arbeit erlebt auch von der Tann, vor allem seit der Bekanntgabe ihrer Auszeichnung mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis. Von pro-israelischer Seite gibt es scharfe Kritik, weil von der Tann angeblich nicht ausgewogen berichte. Unter anderem hatte der israelische Botschafter Ron Prosor von der Tann Aktivismus vorgeworfen. Der Reserve-Armeesprecher der israelischen Streitkräfte, Arye Shalicar, bezeichnete sie zudem als „das Gesicht vom neudeutschen Juden- und Israelhass“.
„Solche Unterstellungen entbehren jeglicher Grundlage“, sagte von der Tann im ARD-Morgenmagazin. „Mich trifft das auch persönlich.“ Sie verstehe ihre Arbeit als Balanceakt – „zwischen Empathie und Distanz“. Man dürfe sich nicht vereinnahmen lassen und müsse kritisch einordnen.
Sachliche Kritik nehme sie sehr ernst. Um sich zu verbessern, sei es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. „Diffamierungskampagnen und vollkommen haltlosen Unterstellungen“ indes müsse man selbstbewusst entgegentreten, sagte von der Tann.
Rückendeckung für von der Tann
In der Kontroverse hatte von der Tann von mehreren Seiten Rückendeckung bekommen – von ihrem Sender Bayerischer Rundfunk, anderen Journalisten und auch vom deutsch-israelischen Historiker und Pädagogen Meron Mendel.
Er sagt: Mit Blick auf den Nahost-Konflikt ergebe sich die kuriose Situation, dass der eine Teil der Menschen Medien nicht glaube, weil zu sehr für Israel Partei ergriffen werde, und ein anderer Teil, weil zu sehr pro-palästinensisch berichtetet werde. „Journalisten, die die schwierige Aufgabe haben, aus Nahost zu berichten, werden diese Menschen deswegen niemals komplett zufriedenstellen können“, sagte Mendel.








