Steinmeiers Rede vor britischem Parlament „Don’t look back in anger“
Stand: 04.12.2025 17:53 Uhr
Bundespräsident Steinmeier ist auf Staatsbesuch in Großbritannien – und bekam die Gelegenheit, eine Rede vor dem Parlament zu halten. Eine seltene Ehre, die er dazu nutzte, trotz Brexit die Gemeinsamkeiten zu betonen.
Dass sie einmal vom deutschen Bundespräsidenten im Londoner Parlament zitiert werden würden, das hätten die Gallagher-Brüder der Rockband Oasis wohl auch nicht gedacht. Aber für Frank Walter-Steinmeier passt dieser eine Britpop-Hit von ihnen perfekt, um die deutsch-britischen Beziehungen nach dem Brexit zu beschreiben – wie er den versammelten Parlamentariern auf Englisch erklärte: “Don’t look back in anger“.
Steinmeiers Punkt: Statt sich immer noch darüber zu ärgern, dass die Briten sich 2016 für den EU-Austritt und die Abschottung entschieden hatten, will Deutschland mit ihnen nach vorne blicken. Denn es warteten neue Herausforderungen auf beide Länder, so der Bundespräsident.
Die Demokratie hat unseren Kontinent stark gemacht hat. Über Jahrzehnte hinweg hat sie unseren Wohlstand, unsere Freiheit und den Frieden gesichert. Doch sie ist heute in Gefahr. Wir erleben direkte Angriffe auf unsere Demokratie, von innen und von außen. Autokraten werden stärker. Sie nutzen Desinformation als Waffe. Sie versuchen, unsere Gesellschaften zu spalten.
Dazu komme Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine, der nicht nur Angriff auf ein Land sei, sondern auf die gesamte regelbasierte Ordnung, die Europa nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut habe. Umso wichtiger also, dass Deutschland und Großbritannien zusammenstünden, so Steinmeier.
Bedeutung der bilateralen Beziehungen betont
Ein Eindruck, den die Briten zu teilen scheinen. Als Unterhaussprecher Lindsay Hoyle zuvor den Bundespräsidenten in einer kurzen Rede angekündigt hatte, machte auch er klar, wie bedeutsam die bilateralen Beziehungen seien, der Freundschaftsvertrag, den Deutschland und Großbritannien im Sommer verabschiedet hatten. Sie dürften die gemeinsamen Werte – Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit – in diesen unsicheren Zeiten nicht aus den Augen verlieren, sagte Hoyle.
In vielen Fällen arbeiteten die beiden Länder bereits intensiv zusammen, zählte Steinmeier auf: in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik etwa enger denn je. Gemeinsam stärkten sie die Ostflanke der NATO und gingen gegen Cyberangriffe vor. Doch natürlich solle auch noch mehr passieren, etwa, um für junge Menschen Studium und Praktika im jeweils anderen Land zu erleichtern.
Standing Ovations
Und einen kleinen Seitenhieb auf US-Präsident Donald Trump konnte Steinmeier sich nicht verkneifen. Er sei dankbar, dass sein Besuch in einer Woche stattfinde, in der das Parlament tage, so der Bundespräsident, und er so die Gelegenheit habe, hier zu sprechen. Trump war vor einigen Wochen ausgerechnet zum Staatsbesuch eingeladen worden, als das Parlament nicht tagte und konnte so – im Gegensatz zu Steinmeier – dort keine Rede halten.
Der Bundespräsident beendete seine Rede, diese seltene Ehre, mit einem Appell und bekam dafür Standing Ovations. „Wir verteidigen die Demokratie“, so Steinmeier. „Wir verteidigen die Freiheit. Wir stehen zusammen. Als Verbündete. Als Partner. Als Freunde.“








