Nach Vorfällen an Flughäfen Neue Drohnenabwehreinheit nimmt Dienst auf
Stand: 02.12.2025 04:32 Uhr
Der Bundesinnenminister hat schnell mit Ankündigungen auf die jüngsten Drohnensichtungen reagiert. Aus der Opposition kommt der Vorwurf, dass er dabei keine klare Verantwortung regelt – eher im Gegenteil.
In Kopenhagen und München standen im Herbst die Flughäfen zeitweise still. Am Himmel waren unbekannte Drohnen aufgetaucht. Auch über Militäreinrichtungen und kritischer Infrastruktur gibt es bundesweit immer wieder solche Drohnensichtungen.
Das sorgt für Verunsicherung – bei Sicherheitsbehörden und in der Bevölkerung. Denn es bleibt regelmäßig unklar, wer mit welchen Absichten hinter den Drohnenflügen steckt. Die Befürchtung: Es könnte Russland sein – mit dem Ziel, einzuschüchtern oder zu spionieren.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt reagierte mit einer Reihe von Ankündigungen, wie sich der Bund aus seiner Sicht aufstellen sollte, um gegen solche „unkooperativen“ Drohnen effektiv vorzugehen. Eine davon steht nun vor der Umsetzung: die Einrichtung einer Drohnenabwehreinheit bei der Bundespolizei. Sie soll heute im brandenburgischen Ahrensfelde ihren Dienst aufnehmen.
Neue Einsatztechniken zur Drohnenabwehr
Zum Start will die Bundespolizei neue Einsatztechniken zur Drohnenabwehr präsentieren. Auch Dobrindt wird vor Ort sein.
Details zur Größe und den künftigen Einsatzorten der Drohnenabwehreinheit wollte Sonja Kock, Sprecherin im Bundesinnenministerium (BMI), vorab nicht nennen. Sie kündigte allerdings an, dass die neue Einheit ein „bedeutender Baustein“ einer „gesamtstaatlichen Drohnenabwehrstrategie“ sein soll. Dafür werde Personal zusammengezogen.
Nach Medienberichten geht es um 130 Kräfte. Die Kosten schätzte Dobrindt Anfang Oktober auf einen dreistelligen Millionenbetrag.
Gemeinsames Abwehrzentrum geplant
Ein weiterer Baustein soll bald hinzukommen. „Noch in diesem Monat“ soll ein gemeinsames Drohnenabwehrzentrum eröffnet werden, so die BMI-Sprecherin, „in dem neben den Polizeien der Länder auch weitere Sicherheitsbehörden des Bundes und auch die Bundespolizei eine maßgebliche Rolle einnehmen“.
Vorbild ist das Gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum (GTAZ), das sich in Berlin-Tempelhof trifft. Dort tauschen sich die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern über mögliche Terror-Bedrohungen aus.
Norddeutsche Bundesländer wollen eigenes Lagebild
Wo genau das Drohnenabwehrzentrum aufgebaut wird, ist noch nicht bekannt. Das soll bei der Innenministerkonferenz (IMK) Thema sein, wo Bundesinnenminister Dobrindt ab Mittwoch mit seinen Länder-Amtskollegen in Bremen zusammenkommt. Als möglichen Standort hatte die Bremer SPD Anfang Oktober ihre Hansestadt ins Gespräch gebracht.
Überhaupt scheint man in den norddeutschen Bundesländern etwas ungeduldig zu sein. Statt auf Dobrindts Drohnenabwehrzentrum zu warten, trafen sich die fünf norddeutschen Bundesländer mit Küste – Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg und Bremen – Anfang November im Rahmen eines „Norddeutschen Kompetenzcluster Drohnenabwehr“. Sie wollen ein „norddeutsches Lagebild“ erstellen.
Niedersachsen beantragt bei der Innenministerkonferenz allerdings auch, „eine bundesweit abgestimmte Drohnenabwehrstrategie zu entwickeln“. Dobrindt soll aufgefordert werden, „bereits zur IMK ein Konzept vorzulegen, das klare Zuständigkeiten und Eingriffsbefugnisse für Bund und Länder definiert“.
Zwei Gesetzesvorhaben auf den Weg gebracht
Schon auf den Weg gebracht hat die Bundesregierung zwei Vorhaben: eine Modernisierung des Bundespolizeigesetzes und eine Änderung des Luftsicherheitsgesetzes.
Eine Überarbeitung des Bundespolizeigesetzes ist schon lange überfällig. Es geht dabei zwar um mehr als Drohnenabwehr. Der Bundespolizei zu erlauben, im Zweifel Drohnen, von denen eine Gefahr ausgeht, auch abschießen zu dürfen, ist aber Teil des Gesetzesvorhabens.
Bereits durch das Kabinett gegangen ist außerdem ein Entwurf zur Änderung des Luftsicherheitsgesetzes. Dabei geht es darum, die Befugnisse der Bundeswehr bei der Abwehr von Drohnen zu erweitern.
Schon heute kann die Bundeswehr die Polizei unterstützen – etwa bei der Luftraumüberwachung oder der Übermittlung von Drohnen-Standortdaten. Neu hinzukommen soll, dass die Bundeswehr – im Zweifel auch mit Waffengewalt – einschreiten können soll, um einen „besonders schweren Unglücksfall“ zu verhindern. Dabei geht es etwa um den Schutz von Großveranstaltungen.
Kritik aus der Opposition
Der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Konstantin von Notz, findet es grundsätzlich richtig und nötig, dass die Bundesregierung die Drohnenabwehr stärkt. Im Gespräch mit dem ARD-Hauptstadtstudio warnt er aber vor einer „Diffusion von Verantwortung“ zwischen Landespolizeien, Bundespolizei und Bundeswehr.
„Es darf nicht erst auf Zuruf entschieden werden, wer die Verantwortung trägt“, so von Notz. Das müsse vorab geklärt werden und es müsse unbedingt die Bundespolizei sein – nicht die Bundesländer und auch nicht die Bundeswehr. Die Bundesregierung sollte das schnell gesetzlich regeln, so von Notz‘ Forderung.
Natürlich könne der Bund mit den Ländern kooperieren – auch in einem Lagezentrum. Aber: „Es muss klar sein, wer den Hut aufhat“, sagt von Notz.
Andernfalls würden sich die Behörden die Verantwortung gegenseitig zuschieben, falls etwas passiert, befürchtet er: „Ich kenne das aus vielen anderen Bereichen, wenn dann was passiert, dann sagen die einen, der war aber zuständig und das war uns gar nicht klar, wo die Drohne gerade war.“








