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Stand: 05.12.2025 16:54 Uhr
Der Bundestag hat mit Kanzlermehrheit für das Rentenpaket gestimmt – trotz massiver Kritik. Doch so werden die Probleme nicht gelöst, sondern verschärft. Was es jetzt braucht, sind umfassende Reformen.
Für die Koalition ist es also noch mal gut ausgegangen. Obwohl Friedrich Merz und Bärbel Bas im Vorfeld wirklich einiges getan haben, um das Rentenpaket selbst zum Scheitern zu bringen. Merz hatte den Jungen in seiner Partei erst signalisiert, dass er viel Verständnis für ihre Kritik habe – um dann plötzlich eine Kehrtwende zu vollziehen. Bas wiederum bestätigte mit ihrem Anti-Arbeitgeberkurs die Sorge vieler Jungunionisten, sie sei letztlich gar nicht zu umfassenden Reformen bereit.
Doch genau darum muss es jetzt gehen: um umfassende Reformen, nicht nur bei der Rente, sondern bei den gesamten Sozialversicherungen. Auch als Signal an die kriselnde Wirtschaft, wo sich viele fragen, was sie von der Politik überhaupt noch erwarten können.
Statt Probleme zu lösen, werden diese – wie jetzt durch das Rentenpaket – noch verschärft, die Aussicht auf Lösungen wird dagegen in die Zukunft verschoben.
Wo sind die Politiker, die nicht kneifen?
Dabei gab es mal mutige Politiker, so wie den Sozialdemokraten Franz Müntefering, dem schon – wie er sagte – die Volksschule Sauerland reichte, um zu wissen, wie es um die Rente steht. Zitat: „Du hast die Zahlen vor dir und siehst: Wenn du das laufen lässt, knallt das irgendwann. Irgendeiner bezahlt das, im Zweifel die zukünftigen Generationen. Ich habe mir damals gesagt: Da darfst du nicht kneifen.“ Müntefering setzte dann, gegen Widerstände in SPD und Union, die Rente mit 67 durch.
Wo sind heute die Politiker, die nicht kneifen? Politiker, die Mut haben, Entscheidungen zu treffen – auch wenn die Mehrheit laut Umfragen dagegen ist? Denn, ja: Das Problem mit der Rente hat nicht nur mit der Politik zu tun.
Laut Umfragen ist zwar auch die große Mehrheit der Menschen der Meinung, dass wir angesichts der Alterung der Gesellschaft nicht einfach so weitermachen können. Nur noch mal zur Erinnerung: Während früher mal sechs Erwerbstätige auf einen Rentner kamen, sind es heute in etwa nur noch zwei. Aber wenn es dann konkret wird, sagt die Mehrheit: so nicht. Nicht länger arbeiten, nicht mehr zahlen, nicht weniger Rente bekommen.
Koalition macht es sich einfach
Man darf gespannt sein, ob die schwarz-rote Koalition den Mut aufbringt, gegen solche Umfragemehrheiten eine Reform durchzusetzen. Bislang macht sie es sich sehr einfach: Sie gibt Geld aus, das sie nicht hat. Milliarden, die wir uns von unseren Kindern borgen. Doch es ist unmoralisch, kommenden Generationen nicht nur die Last der steigenden Staatsverschuldung, sondern auch noch ein ungelöstes Rentenproblem zu überlassen.
Deshalb: Spannend wird es erst jetzt – nach der aus Koalitionssicht geglückten Abstimmung.
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