Besuch in Indien Ein unkritischer Partner für Putin
Stand: 04.12.2025 12:18 Uhr
Russlands Präsident Putin wird heute zu einem Besuch in Indien erwartet – trotz internationalem Haftbefehl. Kritik erwartet ihn dort wohl nicht: Denn Indien profitiert von einer guten Beziehung zu Russland.
Es sei an der Zeit, die indisch-russische Freundschaft wieder zu feiern – so heißt es in einem Werbevideo, das einen neuen Fernsehkanal ankündigt. Indien und Russland hätten sich über die Zeit als besondere und privilegierte Partner anerkannt.
Der Propagandasender der russischen Regierung macht ab diesem Freitag auch Programm für Indien: auf Englisch, mit 100 Mitarbeitern und aus einem Studio im Großraum Delhi. Ein Gastgeschenk Wladimir Putins an Indiens Premier Narendra Modi, wenn man so will.
Indien sanktioniert Russland nicht – und profitiert
Indien und Russland verbinde eine lange Freundschaft, sagt Manjeev Singh Puri, ehemaliger indischer Diplomat bei der EU und den Vereinten Nationen. „Wir haben umfangreiche wirtschaftliche Beziehungen zu Russland, insbesondere im Bereich der Energielieferungen, und die Folgen von Präsident Trumps Handeln in diesem Zusammenhang sind deutlich spürbar.“
Dabei geht es vor allem um russisches Öl, das Indien seit Beginn des Ukraine-Krieges zu günstigen Preisen kauft. Indien beteiligt sich an keinerlei Sanktionen gegen Russland und zieht in diesem Fall deutliche Vorteile daraus – zum Missfallen der Europäer, aber eben auch von Präsident Trump, der deshalb Strafzölle gegen Indien verhängte.
Der 23. Indien-Russland-Gipfel
Nur 30 Stunden ist Putin in Indien, heute Abend zunächst in der Residenz von Premier Modi zu einem privaten Abendessen. Morgen findet dann der Indien-Russland-Gipfel statt, der 23. seiner Art. Es ist Putins erster Indien-Besuch seit Beginn des Ukraine-Krieges. Zuletzt war er vor vier Jahren dort.
Indien und die russische Rüstungstechnik
Indien und Russland wollen ihre besondere und privilegierte strategische Partnerschaft ausbauen, heißt es. Dazu gehört auch das Thema Rüstung: Indiens Armee ist noch immer abhängig von russischer Militärtechnik, die es seit vielen Jahrzehnten kauft. Die Russen hoffen, dass Indien nun auch einen Vertrag über den Kauf von russischen Kampfjets vom Typ Sukhoi-57 schließt.
Sicher ist das allerdings nicht. Denn die Regierung von Modi versucht längst, sich von Militärtechnik aus Russland unabhängiger zu machen und kauft in den USA ein, bei den Europäern oder entwickelt sie selbst.
Lieber gute Beziehungen – statt Aussicht auf Frieden
Doch es geht bei diesem Besuch nicht nur um Handfestes, es geht auch um politische Signale, sagt Ex-Diplomat Manjeev Singh Puri. „Indien und Russland verbindet nicht nur eine lange und wertvolle strategische Partnerschaft, sondern Russland ist auch ein sehr wichtiger Partner, ein wichtiger Akteur.“ So geht es Premier Modi mit der Einladung an Putin darum zu zeigen, dass sein Land enge Beziehungen zu ganz unterschiedlichen Staaten haben kann.
Bei internationalen Treffen umarmt er Präsident Trump demonstrativ herzlich genauso wie Frankreichs Präsidenten Macron – oder eben Wladimir Putin, der wegen Kriegsverbrechen mit Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gesucht wird.
In den vergangenen Tagen sollen hochrangige Vertreter der EU sich zwar vertraulich an Modi gewandt haben mit der Bitte, er solle Putin doch zum Frieden drängen. Ob Modi das aber wirklich nachdrücklich tun wird, ist fraglich. Denn der indische Premier hatte trotz des Ukraine-Krieges nie öffentliche Kritik an Putin oder Russland geübt. Im Zweifel, so seine Botschaft, sind Indien gute Beziehungen zu Russland wichtiger.









