In den vergangenen Wochen hatte es der TSV 1860 München mehrmals geschafft, in den Schlussminuten wichtige Tore zu schießen, erst am vergangenen Sonntag gelang das 3:2-Siegtor in der sechsten Minute der Nachspielzeit gegen den TSV Havelse. Und auch am Mittwochabend, nach der bislang eindeutig schlechtesten Leistung der jungen Saison, schafften es die Sechziger völlig unverdient, die Partie am Schluss noch einmal spannend zu machen: Sean Dulic, der in der Länderspielpause sein Debüt als Junioren-Nationalspieler gegeben und gegen Havelse das 3:2-Siegtor aufgelegt hatte, traf in der 89. Minute selbst. In den Schlussminuten wurde es erstmals still im Ostseestadion, doch Hansa Rostock rettete das 2:1 (2:0) über die Zeit.
In Rostock hatten sie in den vergangenen Monaten Spenden eingesammelt, um den Bau von vier neuen Flutlichtmasten zu finanzieren. Die Drittliga-Partie gegen 1860 München bedeutete den Abschied von den alten Masten. Für Sechzig schienen die Lichter im übertragenen Sinn allerdings schon viel früher auszugehen, denn die erste Halbzeit war „absolut zum Vergessen“, wie Trainer Patrick Glöckner später sagte.
Die „turbulente Halbzeitansprache“ von 1860-Trainer Glöckner weckt die Mannschaft kurzzeitig auf
Rostock war als Aufstiegsaspirant überhaupt nicht gut in die Spielzeit gestartet. Doch diesmal kam Sechzig überhaupt nicht mit der aggressiven Hansa-Spielweise klar, sodass Glöckners Mannschaft innerhalb von sieben Minuten drei gelbe Karten kassierte, darunter in Siemen Voet und Jesper Verlaat zwei Spieler aus der Dreier-Abwehrkette. Nach der verdienten Rostocker Führung durch Benno Dietz (31.) folgten noch schlimmere sieben Minuten für die Gäste: Das 2:0 durch Maximilian Krauß fiel insbesondere deshalb, weil Voet und Verlaat bei dessen Solo keinen Elfmeter riskieren wollten (34.), allerdings war dies nur der sichtbarste Beweis für eine insgesamt laxe Zweikampf-Einstellung. Und dann lag Verlaat am Boden und hielt sich den linken Oberschenkel (37.), wenig später musste er auf zwei Schultern gestützt das Spielfeld verlassen – im vergangenen Herbst hatte der Kapitän wegen eines Muskelbündelrisses monatelang gefehlt.
Bei den Löwen fehlte Kevin Volland wegen einer gelb-roten Karte im Spiel gegen Havelse, es war das erste Pflichtspiel der neuen Saison ohne den ehemaligen Nationalstürmer. Trainer Glöckner versuchte nach einer „turbulenten Halbzeitansprache“ mit gleich drei neuen Spielern die deutlich fehlende Kreativität einzuwechseln. Für kurze Zeit schien es, als hätte er die gesamte Elf getauscht, denn prompt hatten Tunay Deniz (50.) und David Philipp (51.) die ersten guten Chancen der Sechziger. Danach entwickelte sich ein Kampf auf Augenhöhe, Sechzig kassierte drei weitere gelbe Karten.
Nach Dulics Anschlusstreffer hätte beinahe der nach vorn geeilte Torwart Thomas Dähne den Ausgleich erzielt, sein Kopfball landete aber auf dem Rücken eines Gegenspielers. Dann folgte der Schlusspfiff, und die Lichter gingen tatsächlich aus, Rostock feierte mit einem Feuerwerk den Abschied seiner 55 Jahre alten Flutlichtmasten. Und Sechzig rutscht vor dem Heimspiel am Samstag (16.30 Uhr) gegen Hoffenheim II auf Tabellenplatz vier ab.