Stand: 02.12.2025 01:19 Uhr
Erst setzen die USA ein Kopfgeld auf Maduro aus, jetzt gibt ihm Washington die Chance zur Ausreise. Darauf geht der Machthaber Venezuelas nicht ein – sein Regime steht geschlossen hinter ihm.
Jubel brandet Nicolás Maduro entgegen, als er am Montag vor den Massen auf den Straßen von Caracas spricht. Er gibt sich kämpferisch: „Wir haben jetzt 22 Wochen der Aggression erlebt, die man als psychologischen Terror bezeichnen könnte“, so Maduro. „Diese 22 Wochen haben uns auf die Probe gestellt, sie sind der Beweis, dass das Volk sein Vaterland liebt und bereit ist, sich zu verteidigen.“
Maduro hat zuvor einen Brief an die OPEC, die Organisation erdölexportierender Länder geschrieben, darunter Saudi-Arabien, Irak und die Vereinigten Arabischen Emirate sowie wichtige Förderstaaten wie Russland. Er bittet sie darin, ihn dabei zu unterstützen, die „Aggressionen zu stoppen“.
Die USA wollten sich durch tödliche Militärgewalt die größten Erdölvorkommen der Welt aneignen. „Dieses Vorhaben gefährdet ernsthaft die Stabilität der venezolanischen Ölproduktion und den Weltmarkt“, schrieb Maduro.
Maduro weiter volksnah
Am Wochenende hatte US-Präsident Donald Trump den Luftraum über Venezuela für „geschlossen“ erklärt. In den vergangenen Wochen hatten die USA mehrere Kriegsschiffe, Kampfflugzeuge und den größten Flugzeugträger der Welt in die Karibik entsendet, nach eigenen Angaben, um den Drogenhandel zu bekämpfen.
Der republikanische US-Senator Markwayne Mullin sagte am Sonntag dem US-Sender CNN, man gebe Maduro die Möglichkeit, Venezuela zu verlassen und zum Beispiel nach Russland zu gehen. Eigentlich hatten die USA im Sommer auf ihn ein Kopfgeld von 50 Millionen US-Dollar erhöht.
Anja Dargatz, Leiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Venezuela, hält es für unwahrscheinlich, dass Maduro darauf eingeht: „Dadurch, dass er regelmäßig seine Termine wahrnimmt, er ist weiterhin volksnah.“ Seine vertrautesten Regierungsangehörigen stünden weiter zu ihm, da passe „kein Blatt“ zwischen die verschiedenen Minister. „Infrastrukturprojekte werden eingeweiht, er zeigt sich weiter als Präsident, der hier seine Arbeit macht“, so Dargatz.
US-Bodenoffensive unwahrscheinlich
Trumps Drohkulisse, sie scheint Maduro und sein Regime eher zu animieren, Stärke zu demonstrieren. Schon seit September, seitdem das US-Militär erste mutmaßliche Drogenboote in der Karibik abgeschossen hat, bereitet sich Venezuela auf eine kriegerische Situation vor.
Die Bevölkerung wurde aufgerufen, sich als Reservisten bereitzuhalten. Dem Aufruf ist auch der 70-jährige Luis Castro gefolgt. Das Volk zeige nun Einheit, sagt er der ARD: „Wir sind jetzt Teil der Streitkräfte, die Miliz, die bereit steht, um das Vaterland zu verteidigen.“
Dass die USA in einer Bodenoffensive angreifen, hält der venezolanische Forscher Jesus Renzullo, der am German Institute for Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg arbeitet, für unwahrscheinlich: „Die Truppenpräsenz an der Karibikküste ist lächerlich gering, um eine effektive Invasion des venezolanischen Territoriums durchzuführen“, so Renzullo. „US-Streitkräfte, die die Karibik analysieren, schätzen, dass es 100.000 Soldaten für eine effektive Invasion in Venezuela bräuchte.“
USA wollen „dauerhafte Militarisierung der Karibik“
15.000 US-Soldaten sind bisher vor Venezuela stationiert. Die massive Militarisierung, auch für Dargatz von der Friedrich-Ebert-Stiftung eher ein Zeichen für eine geopolitische Verschiebung: „Ich gehe davon aus, dass es eigentlich um eine dauerhafte Militarisierung der Karibik geht, um die Interessen der USA und darum, die USA selbst zu schützen vor Gefahren, die sie definieren.“ Aktuell sei Venezuela im Fokus, aber es könnte künftig auch wieder Kolumbien, Kuba oder den Panamakanal treffen.
Wären die USA nur an den Ölreserven Venezuelas interessiert, hätten sie einfachere und günstigere Möglichkeiten gehabt, diese zu bekommen, glaubt Dargatz. Denn die venezolanische Regierung zeige sich bereit, über die Konditionen zu reden, um einen bewaffneten Konflikt aus dem Weg zu gehen.
Wenn man sich Trumpsche Diplomatie anschaue, so die Stiftungsleiterin, so zeige zumindest das Telefongespräche mit Maduro vergangene Woche, dass es noch eine diplomatische Lösung geben könnte – denn Trump wolle, egal wie, gesichtswahrend aus der Situation herauskommen.








