Stand: 02.12.2025 14:12 Uhr
Könnte Bayer die Causa Glyphosat vielleicht schon im kommenden Jahr ad acta legen? Die Chancen darauf sind mit der Unterstützung der US-Regierung deutlich gestiegen. Die Aktie springt nach oben.
Seit mehr als sieben Jahren lastet das leidige Thema Glyphosat auf Bayer – und seinen Aktionären. 2018 hatten die Leverkusener den amerikanischen Saatgut- und Herbizidhersteller Monsanto übernommen – und mit ihm ein schweres Erbe, dessen ganzes Ausmaß sich erst in den Folgejahren offenbarte. Insgesamt wurde Bayer wegen möglicher Krebsrisiken mit 170.000 Klagen in den USA überzogen, von denen derzeit noch 65.000 offen sind.
Seit 2018 hat sich der Wert des DAX-Titels angesichts der kaum kalkulierbaren Risiken ungefähr gedrittelt, während der Leitindex selbst auf einen andauernden Höhenflug ging. Umso erleichterter zeigt sich die Börse heute über die aktuelle Nachricht in der Causa Glyphosat. Die Aktie sprang um bis zu 15 Prozent auf den höchsten Stand seit Anfang 2024.
Chance auf juristischen Befreiungsschlag
So unterstützt die US-Regierung den dritten Anlauf der Leverkusener, das Thema vom Obersten Gerichtshof der USA verhandeln zu lassen. Wie Bayer mitteilte, hat der Generalanwalt der Regierung dem Supreme Court empfohlen, den Fall anzunehmen. Eine Annahme des Falls und ein Grundsatzurteil zugunsten des Unternehmens könnten Rechtssicherheit schaffen und die Gefahr weiterer Klagen weitgehend ausräumen. Zuvor hatten widersprüchliche Urteile von Bundesberufungsgerichten die Rechtsunsicherheit für den DAX-Konzern wieder erhöht.
Die Empfehlung sei ein weitreichender Schritt, um die Belastungen aus den Rechtsstreitigkeiten endlich abzuhaken, schrieb Experte James Quigley von Goldman Sachs. Die Annahme durch das oberste US-Gericht sei nun wohl nur noch eine Formalie. Sollte sie erfolgen, dürfte bis Ende Juni 2026 eine Entscheidung fallen.
Ausstieg aus Roundup-Geschäft nicht ausgeschlossen
Ob Glyphosat wirklich für Krebsfälle in den USA verantwortlich ist, bleibt umstritten. 2015 hatte die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation Monsantos Unkrautvernichter als „wahrscheinlich krebserregend“ für Menschen eingestuft. Der Generalanwalt der US-Regierung, Solicitor General D. John Sauer, erklärte dagegen, die Umweltbehörde EPA habe wiederholt festgestellt, dass Glyphosat für Menschen wahrscheinlich nicht krebserregend sei und daher Etiketten für den glyphosalthaltigen Unkrautvernichter Roundup ohne Warnhinweis genehmigt.
Für die Beilegung von Klagen hat Bayer bereits rund zehn Milliarden Dollar gezahlt, die Rückstellungen für Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten lagen zuletzt bei knapp sieben Milliarden Euro. Im Ringen um ein Ende der Causa Glyphosat schließt Bayer-Chef Bill Anderson auch einen Ausstieg aus dem Geschäft mit dem Herbizid in den USA nicht aus. Der Verkauf an US-Privatkunden wurde bereits 2023 gestoppt, da sie die überwiegende Mehrheit der Kläger stellten.
DAX leicht erholt
Am Aktienmarkt insgesamt kehrte nach den Verlusten am Montag wieder leichter Optimismus ein. Der Deutsche Aktienindex notierte am frühen Nachmittag rund 0,5 Prozent höher bei 23.710 Punkten. Bestimmendes Thema bleibt die Aussicht auf eine weitere Zinssenkung der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) am 10. Dezember.
Der überraschende Anstieg der Inflation in der Eurozone ließ die Anleger kalt. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im November um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. „Auch die letzten Inflationsdaten vor dem Zinsentscheid liegen noch in der Komfortzone der Europäischen Zentralbank“, kommentierte Stephanie Schoenwald von KfW Research.









