Neue Rechenzentren Was der KI-Ausbau für die Stromnetze bedeutet
Stand: 03.12.2025 06:35 Uhr
Startschuss für zwei Großrechenzentren: Die Schwarz-Gruppe baut in Lübbenau, die Telekom in München. Was bedeutet mehr KI-Rechenleistung für Stromnetze und CO2-Emissionen?
Aktuell benötigen Rechenzentren weltweit etwa 650 Terawattstunden Strom pro Jahr. Das ist das Ergebnis einer Überblicksstudie zu den Umweltwirkungen künstlicher Intelligenz, die Jens Gröger vom Öko-Institut für Greenpeace verfasst hat. 650 Terawattstunden – das ist mehr, als Deutschland insgesamt in einem Jahr verbraucht. KI und die dafür nötigen Rechenzentren benötigen viel Strom – und das rund um die Uhr, sagt Fatih Birol, der Chef der Internationalen Energieagentur. Innerhalb von zehn Jahren könnte sich der Energiebedarf der Rechenzentren weltweit verdreifachen, schätzt die IEA im „Report Energy and AI„.
Europa will aufholen
Bislang kommen 95 Prozent der KI-Rechenleistung aus Asien und den USA. Das soll sich ändern. Die EU-Kommission ruft daher zum Bau von sogenannten KI-Gigafactories auf. Schwarz Digits will in Lübbenau in Brandenburg ein Rechenzentrum bauen. Es soll eine gewaltige Stromleitung mit einer Anschlussleistung von 200 Megawatt bekommen – so viel wie eine Autofabrik.
Beim Netzbetreiber E.DIS liegen rund 170 Anfragen für Rechenzentren in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern vor. Nicht alle dieser Projekte werden jedoch so groß wie das Großrechenzentrum von Schwarz Digits mit 100.000 KI-Chips sein.
Verzögerte Energiewende?
In den Vereinigten Staaten stieg der Stromverbrauch von Rechenzentren in den vergangenen zehn Jahren jährlich um rund zwölf Prozent an. Mitunter stiegen die Strompreise in der Nähe der Rechenzentren auch für Konsumenten bereits spürbar. Das gilt so ähnlich auch bereits für Irland, sagt Jens Gröger. In Dublin würden schon 80 Prozent des Stroms durch Rechenzentren verbraucht. „Das führt dann aber in Irland eher dazu, dass zum Beispiel fossile Kraftwerke länger laufen müssen, die eigentlich abgeschaltet werden sollten“, sagt der Energieexperte des Öko-Instituts.
Neue Zentren nur mit Wind- und Sonnenstrom
Der gewaltige Energie- und Wasserbedarf von KI bereitet den Menschen in Europa Sorgen. 5.000 Menschen in Spanien, Großbritannien, der Schweiz, Irland und Deutschland wurden befragt. In Deutschland wurde die Umfrage in Kooperation mit der NGO AlgorithmWatch durchgeführt. Eine Mehrheit der Befragten ist der Meinung, dass beim Neubau von Rechenzentren die Auflage gemacht werden sollte, zusätzliche Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien zu errichten.
Kann KI auch Strom sparen?
Bernd Freisleben sagt, dass der Einsatz von KI auf der anderen Seite auch helfen kann, Strom einzusparen. Er ist Professor im Fachbereich Mathematik und Informatik an der Universität Marburg. Mithilfe von KI könne man Dinge finden, die „vielleicht die Welt verändern werden, im Solarbereich, im Windbereich, zur Effizienzverbesserung“. Er sieht darin eine große Zukunft.
Konkret seien bei Produktionsprozessen in der Industrie durch den Einsatz von KI große Innovationen und Energieeinsparungen zu erwarten. Auch KI selbst kann sparsamer werden. Freisleben weist darauf hin, dass nicht für alle Anwendungen stromhungrige generative KI benötigt wird, die mit dem breiten Wissen von Goethe bis Einstein trainiert wurde. Für industrielle Anwendungen seien spezifischere KI-Systeme besser geeignet, mit denen „entscheidende Entscheidungen auf Basis besserer Daten möglich sind“.
Transparenz ist ausbaufähig
In Deutschland gibt es neben einem Transparenzregister auch ein Energieeffizienzregister für Rechenzentren. Trotzdem sind laut Algorithmwatch nicht alle Daten zu Energie- und Wasserverbrauch sowie zum CO2-Fußabdruck öffentlich verfügbar.








