Stand: 09.12.2025 14:35 Uhr
Die Bedrohungslage für die Bundeswehr ist dem Militärgeheimdienst MAD zufolge so hoch wie nie. Es gebe deutlich mehr Spionage- und Sabotageversuche – insbesondere aus Russland. Auch Rechtsextremismus innerhalb der Truppe nehme zu.
Abwehr an gleich mehreren Fronten: Der Militärische Abschirmdienst (MAD) sieht eine weiter zunehmende Bedrohung durch Spionage und Sabotage. Diese sei „so präsent wie nie“, stellt der Militärgeheimdienst in seinem neuen Jahresbericht fest.
Ausländische Nachrichtendienste nutzten alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel, um Informationen zu erlangen, Einfluss auszuüben, Desinformation zu betreiben und die Interessen ihres Landes zu verfolgen. „Auch vor Tötungsmaßnahmen oder Entführungen scheuen einige ausländische Nachrichtendienste nicht zurück“, warnt der MAD.
Bundeswehr am stärksten gefährdet
Der Geheimdienst führt seit April 2024 eine interne Untersuchung mit dem erklärten Ziel einer strukturellen Stärkung durch. Unter dem zusätzlichen Aufgabenspektrum wird in dem Report auch „die Identifizierung und Abwehr von Spezialkräften der russischen Nachrichtendienste auch für letale Operationen“ genannt.
Die Arbeit ausländischer Nachrichtendienste basiere grundsätzlich auf drei Säulen: Informationsgewinnung, Beeinflussung und Vorbereitung sowie Durchführung von Sabotage, wobei die Bundeswehr unter den am stärksten gefährdeten Institutionen Deutschlands sei.
Als Beispiel wird die Veröffentlichung des abgehörten „Taurus“-Gesprächs von Luftwaffen-Offizieren im März 2024 genannt. Dabei ging es um die Diskussion, ob der Ukraine diese Marschflugkörper mit größerer Reichweite geliefert werden können. „Die Bedrohung durch Spionage und Sabotage für die Bundesrepublik Deutschland und die Bundeswehr ist so präsent wie nie“, stellt der Bericht fest.
Russland und China Hauptakteure
Sogenannte hybride Maßnahmen haben sich demnach zu einem dauerhaft festzustellenden Phänomen entwickelt. Hauptakteure der gegen die Bundeswehr gerichteten nachrichtendienstlichen Angriffe seien Russland und China. Dabei stehen Russlands Nachrichtendienste „unter hohem Erfolgsdruck“ und hätten erhebliches Interesse an Informationen, die einen taktischen Vorteil auf dem Gefechtsfeld bedeuteten.
Darunter fallen auch Daten zu Reichweiten und Wirkweisen von Waffensystemen sowie Anzahl und Stationierungen von Waffensystemen oder Informationen, die später eine Ortung eines Waffensystems auf dem Gefechtsfeld ermöglichen.
„Die Spionageabwehr des BAMAD verzeichnet einen Höchststand an verdächtigen Vorfällen seit Jahren“, schreibt MAD-Präsidentin Martina Rosenberg in dem Bericht. „Spionage muss auch heute wieder als Vorbereitungshandlung auf mögliche militärische Auseinandersetzungen gesehen werden“, so Rosenberg. Es gehe um Informationen über Truppenstärke, Waffensysteme, Befehls- und Kommandostrukturen und Stationierungsentscheidungen.
Extremismus gibt wieder mehr Anlass zur Sorge
Eine wachsende Gefahr geht dem Bericht zufolge auch vom Rechtsextremismus innerhalb der Truppe aus. Die Zahl der neuen Fallbearbeitungen in diesem Bereich stieg 2024 um 34 Prozent auf 413 (216 Abwehroperationen und 197 Prüfoperationen – 2023 waren es 308). Insgesamt stufte der MAD elf Soldaten als rechtsextrem ein und stellte bei 26 weiteren eine fehlende Verfassungstreue fest. Über alle Extremismusbereiche hinweg gab es 524 neue Verdachtsfälle (302 Abwehroperationen und 222 Prüfoperationen) gegenüber 483 im Jahr 2023 zu verzeichnen. Als Reaktion auf die verschärfte Sicherheitslage gab es im vergangenen Jahr eine Rekordzahl von fast 68.000 Sicherheitsüberprüfungen.
Einen „erheblichen Rückgang der Fallzahlen“ gab es dagegen bei „Reichsbürgern“ und „Selbstverwaltern“. Bundeswehrangehörige sind in den vergangenen Jahren zudem nur selten durch Bezüge zum Linksextremismus aufgefallen.
Eine etwa gleichbleibende Zahl von Fällen gab es beim sogenannten auslandsbezogenen Extremismus, vor allem mit Bezug auf den Ukraine-Krieg. Konkret geht es in Fälle, in denen völkerrechtswidrige Angriffs Russlands auf die Ukraine befürwortet wird oder auch Unterstützung fand.










