Das Abo-Ticket ermöglicht Fahrten im gesamten deutschen Nah- und Regionalverkehr. Es wurde zuletzt von mehr als 14 Millionen Menschen genutzt. Bund und Länder stellen für das Bus- und Bahnticket jeweils 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung.
Mit dem Ticket will die Politik die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) erhöhen und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Seit Januar 2025 kostet es 58 Euro (vorher 49 Euro).
Nun haben sich die Verkehrsminister der Länder auf eine erneute Preiserhöhung geeinigt: Ab 2026 soll das beliebte Nahverkehrsticket 63 Euro kosten, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen erfuhr.
Inhalt
So geht es mit dem Deutschlandticket weiter
Im Koalitionsvertrag hatten sich CDU/CSU und SPD zum Deutschlandticket bekannt: Es soll erhalten bleiben. Nun hat sich die Länderverkehrsministerkonferenz auf eine erneute Preiserhöhung geeinigt – ab 2026 soll es 63 Euro pro Monat kosten. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen.
Für die Verkehrsbetriebe ist das beliebte Nahverkehrsticket noch ein Verlustgeschäft. Sie weisen auf gestiegene Personal- und Energiekosten hin. Hinzu kommen Einnahmeausfälle durch den Wegfall von Pendlerabos, die deutlich teurer waren.
Der Bund gibt pro Jahr einen Zuschuss von 1,5 Milliarden Euro, um Einnahmeausfälle bei den Verkehrsbetrieben auszugleichen, von den Ländern kommt noch mal die gleiche Summe.
Der Etat des Bundesverkehrsministeriums für 2025 beträgt insgesamt 38,26 Milliarden Euro. Zusätzliche 11,71 Milliarden Euro für Investitionen in die Infrastruktur sollen aus dem Sondervermögen „Infrastruktur und Klimaneutralität“ kommen.
Ist die Preiserhöhung ein Bruch des Koalitionsvertrags?
Im Koalitionsvertrag ist festgehalten: Der Anteil der Nutzerfinanzierung soll ab 2029 „schrittweise und sozialverträglich erhöht“ werden. Um Planungssicherheit für die Kunden, aber auch für Bund und Länder bei der Finanzierung zu gewährleisten, werden die Kosten für das Deutschlandticket nach einem festen Schlüssel aufgeteilt, heißt es im gemeinsamen Papier von Union und SPD.
Eine Preisgarantie enthalte der Koalitionsvertrag nicht, betont Oliver Witte, Vorstandssprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr. „Es gibt kein Produkt in Deutschland, das eine Preisgarantie bis 2029 bekommen hat. Und die kann es für den ÖPNV auch nicht geben.“
Aus Sicht Wittes können die Kosten des Tickets maßvoll angehoben werden, wenn die Zuschüsse von Bund und Ländern steigen „Das würde dem Koalitionsvertrag entsprechen“, sagt Witte.
Warum halten Politik und Forschende das Deutschlandticket für einen Erfolg?
Laut einer Studie hat die Einführung des Deutschlandtickets dazu geführt, dass Menschen vom Auto auf Bus und Bahn umgestiegen sind. 12 bis 16 Prozent der Fahrten mit dem Deutschlandticket wurden nach der vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) koordinierten Studie vorher mit dem Pkw zurückgelegt. Demnach nutzen viele Menschen das Ticket, die zuvor nur selten mit dem Nahverkehr unterwegs waren. Sie machen knapp die Hälfte der Menschen mit Deutschlandticket aus.
Der Studie zufolge hat das Ticket einen großen Effekt für das Klima gehabt: Pro Jahr seien 4,2 bis 6,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart worden.
Vom Auto auf Öffis umgestiegen
Außerdem würden durch das Deutschlandticket Kosten vermieden, die durch den Autoverkehr entstehen. Etwa durch Maßnahmen gegen Lärm- oder Schadstoffbelästigung. „Der Nutzen durch vermiedene externe Kosten ist deutlich höher“ als die Kosten, die durch das Deutschlandticket entstehen, so Forscher Nicolas Koch.
Daher sei das Deutschlandticket ein „wichtiger Impuls“ für die Verkehrswende. Eine weitere Erhöhung des Ticketpreises könnte jedoch dazu führen, dass viele wieder aufs Auto umsteigen.
Politiker werten Ticket als Erfolg
Auch in der Politik wird das Deutschlandticket durchaus positiv bewertet. Nach Ansicht des nordrhein-westfälischen Verkehrsministers Oliver Krischer (Grüne), entlastet das Deutschlandticket Pendler und leistet einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende, zur sozialen Teilhabe und zum Klimaschutz.
So sieht es auch der bisherige Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos, bis November 2024 FDP) – er hatte schon im November 2023 das Ticket als großen Erfolg bewertet. Ein Aus des Deutschlandtickets wäre „fatal“, sagte Wissing im Februar dem Sender Phoenix. „Wir haben mit dem Deutschlandticket den ÖPNV modernisiert, wir haben die Digitalisierung des ÖPNV vorangetrieben und vor allen Dingen haben wir die arbeitende Mitte entlastet.“
Welche Kritik gibt es am Deutschlandticket?
Mobilitätsforscher wie Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) sehen den Preis als größtes Problem des Deutschlandtickets – auch die 49 Euro, die bis Ende 2024 galten. Das sei zu teuer, „um Verlagerungseffekte messen zu können“, sagt der Forscher. Auch Autofahrer seien mit dem 49-Euro-Ticket „nicht wirklich zu begeistern“.
Praktisch habe die Bahn mit dem Ticket keine neuen Kunden gewonnen, kritisiert Knie. Es werde vor allem von Menschen nachgefragt, die vorher teurere Abos gehabt hätten oder Gelegenheitskunden gewesen seien.
Zudem erreiche man mit der Subvention des Deutschlandtickets nicht die Menschen, die bedürftig seien, kritisiert Verkehrsökonom Christian Böttger von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. „Die großen Profiteure sind die Leute, die aus der Mittelschicht kommen, die in den Vororten wohnen, im Speckgürtel, und die teilweise sehr teure Monatskarten brauchen, um in die Stadt zu pendeln. Dann zahlt man normalerweise 200 Euro im Monat für seine Monatskarte.“ Diese Menschen bekämen mit dem Deutschlandticket Geld geschenkt.
Welche alternativen Ideen zum Deutschlandticket gibt es?
Verkehrsökonom Böttger schlägt vor, deutlich mehr Geld in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur für Bus und Bahn zu stecken, anstatt das Deutschlandticket zu subventionieren. Dazu gehöre etwa ein neues Ticketing-System, mit dem man unkompliziert „bundesweit fahren kann, ohne in jeder Stadt neu überlegen zu müssen, wo man sein Ticket kaufen kann“.
Mobilitätsforscher Knie setzt am Preis des Tickets an. Dieser sollte bei 29 Euro liegen, forderte er im November 2023. So könne man jene Menschen als Bahnkunden gewinnen, die vorher keine gewesen seien. Tickets in dieser ungefähren Preislage gibt es bereits vereinzelt – in Hessen etwa den Hessen-Pass-Mobil für Menschen, die Sozialleistungen beziehen. Das Saarland hat ein Junge-Leute-Ticket.
aha, ckr, jde, ahe, abr
Das Abo-Ticket ermöglicht Fahrten im gesamten deutschen Nah- und Regionalverkehr. Es wurde zuletzt von mehr als 14 Millionen Menschen genutzt. Bund und Länder stellen für das Bus- und Bahnticket jeweils 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung.
Mit dem Ticket will die Politik die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) erhöhen und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Seit Januar 2025 kostet es 58 Euro (vorher 49 Euro).
Nun haben sich die Verkehrsminister der Länder auf eine erneute Preiserhöhung geeinigt: Ab 2026 soll das beliebte Nahverkehrsticket 63 Euro kosten, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen erfuhr.
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So geht es mit dem Deutschlandticket weiter
Im Koalitionsvertrag hatten sich CDU/CSU und SPD zum Deutschlandticket bekannt: Es soll erhalten bleiben. Nun hat sich die Länderverkehrsministerkonferenz auf eine erneute Preiserhöhung geeinigt – ab 2026 soll es 63 Euro pro Monat kosten. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen.
Für die Verkehrsbetriebe ist das beliebte Nahverkehrsticket noch ein Verlustgeschäft. Sie weisen auf gestiegene Personal- und Energiekosten hin. Hinzu kommen Einnahmeausfälle durch den Wegfall von Pendlerabos, die deutlich teurer waren.
Der Bund gibt pro Jahr einen Zuschuss von 1,5 Milliarden Euro, um Einnahmeausfälle bei den Verkehrsbetrieben auszugleichen, von den Ländern kommt noch mal die gleiche Summe.
Der Etat des Bundesverkehrsministeriums für 2025 beträgt insgesamt 38,26 Milliarden Euro. Zusätzliche 11,71 Milliarden Euro für Investitionen in die Infrastruktur sollen aus dem Sondervermögen „Infrastruktur und Klimaneutralität“ kommen.
Ist die Preiserhöhung ein Bruch des Koalitionsvertrags?
Im Koalitionsvertrag ist festgehalten: Der Anteil der Nutzerfinanzierung soll ab 2029 „schrittweise und sozialverträglich erhöht“ werden. Um Planungssicherheit für die Kunden, aber auch für Bund und Länder bei der Finanzierung zu gewährleisten, werden die Kosten für das Deutschlandticket nach einem festen Schlüssel aufgeteilt, heißt es im gemeinsamen Papier von Union und SPD.
Eine Preisgarantie enthalte der Koalitionsvertrag nicht, betont Oliver Witte, Vorstandssprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr. „Es gibt kein Produkt in Deutschland, das eine Preisgarantie bis 2029 bekommen hat. Und die kann es für den ÖPNV auch nicht geben.“
Aus Sicht Wittes können die Kosten des Tickets maßvoll angehoben werden, wenn die Zuschüsse von Bund und Ländern steigen „Das würde dem Koalitionsvertrag entsprechen“, sagt Witte.
Warum halten Politik und Forschende das Deutschlandticket für einen Erfolg?
Laut einer Studie hat die Einführung des Deutschlandtickets dazu geführt, dass Menschen vom Auto auf Bus und Bahn umgestiegen sind. 12 bis 16 Prozent der Fahrten mit dem Deutschlandticket wurden nach der vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) koordinierten Studie vorher mit dem Pkw zurückgelegt. Demnach nutzen viele Menschen das Ticket, die zuvor nur selten mit dem Nahverkehr unterwegs waren. Sie machen knapp die Hälfte der Menschen mit Deutschlandticket aus.
Der Studie zufolge hat das Ticket einen großen Effekt für das Klima gehabt: Pro Jahr seien 4,2 bis 6,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart worden.
Vom Auto auf Öffis umgestiegen
Außerdem würden durch das Deutschlandticket Kosten vermieden, die durch den Autoverkehr entstehen. Etwa durch Maßnahmen gegen Lärm- oder Schadstoffbelästigung. „Der Nutzen durch vermiedene externe Kosten ist deutlich höher“ als die Kosten, die durch das Deutschlandticket entstehen, so Forscher Nicolas Koch.
Daher sei das Deutschlandticket ein „wichtiger Impuls“ für die Verkehrswende. Eine weitere Erhöhung des Ticketpreises könnte jedoch dazu führen, dass viele wieder aufs Auto umsteigen.
Politiker werten Ticket als Erfolg
Auch in der Politik wird das Deutschlandticket durchaus positiv bewertet. Nach Ansicht des nordrhein-westfälischen Verkehrsministers Oliver Krischer (Grüne), entlastet das Deutschlandticket Pendler und leistet einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende, zur sozialen Teilhabe und zum Klimaschutz.
So sieht es auch der bisherige Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos, bis November 2024 FDP) – er hatte schon im November 2023 das Ticket als großen Erfolg bewertet. Ein Aus des Deutschlandtickets wäre „fatal“, sagte Wissing im Februar dem Sender Phoenix. „Wir haben mit dem Deutschlandticket den ÖPNV modernisiert, wir haben die Digitalisierung des ÖPNV vorangetrieben und vor allen Dingen haben wir die arbeitende Mitte entlastet.“
Welche Kritik gibt es am Deutschlandticket?
Mobilitätsforscher wie Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) sehen den Preis als größtes Problem des Deutschlandtickets – auch die 49 Euro, die bis Ende 2024 galten. Das sei zu teuer, „um Verlagerungseffekte messen zu können“, sagt der Forscher. Auch Autofahrer seien mit dem 49-Euro-Ticket „nicht wirklich zu begeistern“.
Praktisch habe die Bahn mit dem Ticket keine neuen Kunden gewonnen, kritisiert Knie. Es werde vor allem von Menschen nachgefragt, die vorher teurere Abos gehabt hätten oder Gelegenheitskunden gewesen seien.
Zudem erreiche man mit der Subvention des Deutschlandtickets nicht die Menschen, die bedürftig seien, kritisiert Verkehrsökonom Christian Böttger von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. „Die großen Profiteure sind die Leute, die aus der Mittelschicht kommen, die in den Vororten wohnen, im Speckgürtel, und die teilweise sehr teure Monatskarten brauchen, um in die Stadt zu pendeln. Dann zahlt man normalerweise 200 Euro im Monat für seine Monatskarte.“ Diese Menschen bekämen mit dem Deutschlandticket Geld geschenkt.
Welche alternativen Ideen zum Deutschlandticket gibt es?
Verkehrsökonom Böttger schlägt vor, deutlich mehr Geld in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur für Bus und Bahn zu stecken, anstatt das Deutschlandticket zu subventionieren. Dazu gehöre etwa ein neues Ticketing-System, mit dem man unkompliziert „bundesweit fahren kann, ohne in jeder Stadt neu überlegen zu müssen, wo man sein Ticket kaufen kann“.
Mobilitätsforscher Knie setzt am Preis des Tickets an. Dieser sollte bei 29 Euro liegen, forderte er im November 2023. So könne man jene Menschen als Bahnkunden gewinnen, die vorher keine gewesen seien. Tickets in dieser ungefähren Preislage gibt es bereits vereinzelt – in Hessen etwa den Hessen-Pass-Mobil für Menschen, die Sozialleistungen beziehen. Das Saarland hat ein Junge-Leute-Ticket.
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