Stand: 13.10.2025 04:16 Uhr
Die letzten Geiseln, die sich noch in der Gewalt der Hamas befinden, sollen heute Morgen freikommen und nach Israel zurückkehren. Wann genau die Übergabe der Entführten beginnt, ist unklar. Busse des Roten Kreuzes stehen schon bereit.
Es ist ein historischer Tag im Nahen Osten: Nach mehr als zwei Jahren sollen die letzten Geiseln aus der Gewalt der radikal-islamischen Terrororganisation Hamas freikommen und nach Israel zurückkehren.
Wann genau die Übergabe beginnt, ist noch nicht klar. Dem Nahost-Abkommen zufolge läuft die Frist zur Freilassung um 12 Uhr Ortszeit (11 Uhr deutscher Zeit) ab. Laut US-Präsident Donald Trump könnten die Entführten aber schon früher freikommen.
Die israelische Regierungssprecherin Schosch Bedrosian nannte den „frühen Montagmorgen“ als Zeitpunkt. Die israelische Zeitung The Jerusalem Post schrieb unter Berufung auf das Militär, dass gegen 9 Uhr Ortszeit (8 Uhr deutscher) 20 lebende Geiseln aus drei Orten im Gazastreifen nach Israel zurückkehren sollen.
Busse des Roten Kreuzes stehen bereit
Bedrosian sagte: „Wir gehen davon aus, dass alle 20 lebenden Geiseln gleichzeitig an das Rote Kreuz übergeben und in sechs bis acht Fahrzeugen transportiert werden.“ Die Vorbereitungen laufen bereits: Vor dem Büro des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes im Gazastreifen stehen Reihen von Bussen, die auf die Geiseln warten.
Erst wenn die Ankunft sämtlicher Geiseln in Israel bestätigt sei, würden im Gegenzug die fast 2.000 palästinensischen Häftlinge freikommen, deren Freilassung vereinbart worden sei, sagte Bedrosian.
Ein israelischer Armeevertreter sagte vor Journalisten: „Leider erwarten wir, dass nicht alle verstorbenen Geiseln morgen zurückkehren werden.“ Neben 20 lebenden Geiseln sollen sich auch noch 28 tote im Gazastreifen befinden.
Netanjahu: „Historisches Ereignis“
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bezeichnete die erwartete Geiselfreilassung als „historisches Ereignis“. Dieses sei sowohl von „Freude über die Rückkehr der Geiseln“ begleitet, als auch von „Trauer über die Freilassung von Mördern“, sagte der Premierminister mit Blick auf die im Abkommen mit der Hamas zugesagte Freilassung inhaftierter Palästinenser.
Zwei Jahre nach dem Überfall der Hamas auf Israel und dem Beginn des dadurch ausgelösten Krieges im Gazastreifen war am Freitag eine Waffenruhe in Kraft getreten. Israel und die Hamas hatten zuvor der ersten Phase eines von Trump vorgelegten Friedensplans zugestimmt.
Trump auf dem Weg in den Nahen Osten
Der US-Präsident brach bereits in den Nahen Osten auf. „Der Krieg ist vorbei“, sagte er an Bord der Air Force One. Sein Besuch in der Region werde „sehr besonders“, betonte er.
Trump wird in Israel nach einem Gespräch mit Netanjahu eine Rede vor dem israelischen Parlament halten und Angehörige von Geiseln treffen. Am Nachmittag reist er nach Scharm el-Scheich in Ägypten zu dem von ihm und seinem ägyptischen Kollegen Abdel Fattah al-Sisi ausgerichteten Nahost-Gipfel. Daran sollen Staats- und Regierungschefs aus mehr als 20 Ländern teilnehmen, unter anderen Bundeskanzler Friedrich Merz.
Ziel des Gipfels sei es, „den Krieg im Gazastreifen zu beenden, die Bemühungen um Frieden und Stabilität im Nahen Osten zu verstärken und eine neue Ära regionaler Sicherheit und Stabilität einzuläuten“, erklärte das ägyptische Präsidialamt.
Einige Konfliktpunkte noch offen
Die Vermittlerländer USA, Ägypten und Katar wollen nach Angaben aus Diplomatenkreisen bei dem Treffen Garantien für die Einhaltung des Gaza-Abkommens abgeben. Israelische Vertreter nehmen laut Regierungssprecherin Bedrosian nicht an dem Gipfel teil. Auch die Hamas ist nach eigenen Angaben nicht vertreten.
Einige entscheidende Konfliktpunkte sind bisher nicht geklärt. So sieht Trumps Friedensplan unter anderem die Entmachtung und Entwaffnung der Hamas vor. Die islamistische Palästinenserorganisation lehnt das aber strikt ab.