
Stand: 17.10.2025 19:07 Uhr
Die Abstimmung über ein globales Klimaabkommen zur CO2-Bepreisung in der Schifffahrt ist um ein Jahr vertagt worden. Es ist ein Triumph für US-Präsident Trump – und ein Rückschlag für den internationalen Klimaschutz.
Nach der Intervention von US-Präsident Donald Trump sind wegweisende Verhandlungen für einheitliche Klimaschutzregeln in der internationalen Schifffahrt vorerst gescheitert: Das geplante internationale Abkommen für ein System der CO2-Bepreisung im Schiffsverkehr wird nicht umgesetzt.
Die Verabschiedung des Maßnahmenpakets durch die zuständige UN-Sonderorganisation für Seeschifffahrt (IMO) in London wurde auf Druck der USA um ein Jahr vertagt, wie mit den Verhandlungen vertraute Verbände übereinstimmend mitteilten. Hintergrund ist massiver Druck, den die USA in den vergangenen Tagen ausgeübt hatten, um das Vorhaben zu verhindern, das als wichtiger Schritt für mehr Klimaschutz gilt.
Ölproduzenten gegen CO2-Abgabe
Trump schrieb vor dem finalen Verhandlungstag auf seiner Plattform Truth Social, die Vereinigten Staaten würden globale Steuern auf die Schifffahrt, die betrügerisch seien, nicht akzeptieren und sich nicht an diese halten. Der Antrag zur Vertagung der Abstimmung kam aus Saudi-Arabien, wie die BBC berichtete.
Neben Saudi-Arabien und den Vereinigten Staaten hatten sich auch weitere große Ölproduzenten wie Russland und die Vereinigten Arabischen Emirate gegen die CO2-Abgabe ausgesprochen. Länder wie China, Brasilien, Großbritannien sowie die EU unterstützen das Vorhaben. Stark vom Klimawandel betroffenen Ländern wie den pazifischen Inseln gehen die vereinbarten Regeln nicht weit genug.
Scharfe Kritik aus Deutschland
In Deutschland stießen die gescheiterten Verhandlungen auf Kritik: „Ob im kommenden Jahr ein Konsens gelingt, bleibt stark zu bezweifeln“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder, Martin Kröger. Gegen den Druck der USA habe sich die EU „zu leise“ verhalten, kritisierte Kröger.
„Gerade jetzt hätte die EU mit klaren Worten und der Bereitschaft, ihre regionalen Vorschriften an ein globales System anzupassen, das Ruder herumreißen können“, so Kröger. „Stattdessen blieb sie stumm und hat die Wechselstimmung einiger Staaten im Plenum komplett unterschätzt.“
Der Verband für Schiffbau und Meerestechnik, der Werften und deren Zulieferer vertritt, sprach von einem herben Rückschlag. Ähnlich äußerte sich der Naturschutzbund Deutschland. Nach jahrelangen Verhandlungen stehe man ohne Ergebnis da.
IMO-Staaten wollen Klimaneutralität bis 2050 erreichen
Die IMO-Mitgliedsstaaten hatten sich 2023 nach langen Debatten untereinander darauf geeinigt, Klimaneutralität in der Schifffahrt bis etwa 2050 zu erreichen. Zudem legten sie Zwischenziele für 2030 und 2040 fest. Erst im April hatten sich die Mitgliedstaaten grundsätzlich mehrheitlich für ein System der Bepreisung der CO2-Emissionen von Schiffen ausgesprochen.
Die Mehrheit für die im April vereinbarten Regeln galt deshalb zuletzt nicht mehr als gesichert. Der Umweltausschuss stimmte deshalb nun für eine Verschiebung des Votums.
Regeln sollten ab 2027 greifen
Das sogenannte „Net-Zero Framework“ sollte Standards für Treibstoffe definieren und Treibhausgasemissionen weltweit bepreisen. Die Regeln sollten ab 2027 greifen und große Schiffe mit mehr als 5.000 Tonnen Ladekapazität betreffen. Diese machen nach Angaben der IMO 85 Prozent der gesamten CO2-Emissionen der internationalen Schifffahrt aus.
Die internationale Schifffahrt stößt erhebliche Mengen Treibhausgase aus, die den Klimawandel weiter anheizen. Die CO2-Bepreisung soll dafür sorgen, dass Schiffe verstärkt auf weniger klimaschädliche Kraftstoffe umgerüstet werden. Ähnliche regionale Vorgaben gibt es bereits auf EU-Ebene.