
Nach Selenskyjs Besuch bei Trump Keine Klarheit über Tomahawk-Lieferung an die Ukraine
Stand: 18.10.2025 01:56 Uhr
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat in Washington mit US-Präsident Trump über ein mögliches Kriegsende in der Ukraine gesprochen. Statt der von Selenskyj erhofften Zusage für neue Waffen gab es einen Appell Trumps an die Kriegsparteien.
Nach dem mit Spannung erwarteten Gespräch zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj gibt es weiterhin keine Klarheit über eine Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern.
Zum Auftakt des Treffens am Freitag in Washington sagte Selenskyj vor der Presse, sein Land benötige die US-Langstreckenwaffen im Krieg gegen Russland. „Wir haben keine Tomahawks, deswegen brauchen wir Tomahawks.“ Dabei brachte er auch erneut den Verkauf ukrainischer Drohnen an die USA ins Spiel. Die Frage eines Journalisten, ob die Vereinigten Staaten an einem solchen Deal interessiert seien, bejahte Trump – erklärte aber auch: „Uns wäre viel lieber, wenn sie keine Tomahawks benötigen würden.“
Selenskyj bleibt „realistisch“
Nach dem Treffen lehnte Selenskyj gegenüber Reportern eine Aussage zu den Waffen ab. Die USA wollten eine Eskalation vermeiden, sagte er und fügte hinzu, dass er „realistisch“ sei, was die Chancen auf eine Lieferung angehe. Dennoch sei das Thema zumindest für ihn nicht vom Tisch. „Wir müssen daran noch mehr arbeiten“, betonte er.
Die Ukraine möchte von den USA Tomahawk-Marschflugkörper mit großer Reichweite kaufen. Diese würden es den ukrainischen Streitkräften ermöglichen, Militäreinrichtungen, Energieanlagen und wichtige Infrastruktur tief im russischen Hinterland anzugreifen. Selenskyj vertritt die Ansicht, dies könne den russischen Präsidenten Putin dazu bringen, Trumps Forderungen nach direkten Verhandlungen zur Beendigung des Krieges ernster zu nehmen.
Doppel-Gipfel in Budapest?
Nach russischen Angaben hatte sich Präsident Wladimir Putin bei seinem jüngsten Telefonat mit Trump gegen die Lieferung der Tomahawks ausgesprochen. Der US-Präsident hatte diese der Ukraine noch vor einigen Tagen in Aussicht gestellt. Mit Putin vereinbarte er jedoch, dass sie bald zu einem Gipfel in Ungarn zusammenkommen sollen.
Trump sagte, ob Selenskyj beim geplanten amerikanisch-russischen Gipfeltreffen in Budapest dabei sein werde, müsse noch geklärt werden. „Diese beiden Staatschefs mögen sich nicht, und wir wollen es für alle angenehm gestalten“, sagte Trump. Auf die eine oder andere Weise würden alle drei Seiten – Russland, Ukraine und USA – involviert sein, aber das könnte getrennt voneinander erfolgen, sagte er. Dies legt einen möglichen Doppelgipfel nahe. Zuvor hatte Trump auf ein direktes Treffen zwischen Putin und Selenskyj hingearbeitet.
Trump ruft zu Waffenruhe auf
Es ist der dritte Besuch des ukrainischen Präsidenten in diesem Jahr im Weißen Haus. Mitte August hatten sich beide Staatsoberhäupter zuletzt getroffen – in entspannterer Atmosphäre, nachdem das erste Gespräch in Washington im Februar in einem beispiellosen Eklat geendet hatte.
Trump schrieb auf der Plattform Truth Social, das Treffen mit Selenskyj sei herzlich gewesen. Auf die Tomahawk-Marschflugkörper ging er in dem Post nicht ein, drängte allerdings auf eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine. „Lasst beide den Sieg für sich beanspruchen, lasst die Geschichte entscheiden.“ Beide Seiten sollten „das Töten beenden und einen Deal machen“, schrieb Trump er. „Sie sollten dort aufhören, wo sie sind.“ Es sei genug Blut vergossen worden.
Selenskyj signalisierte nach dem Gespräch in Washington Zustimmung. „Präsident Trump hat recht. (…) Es ist wichtig, jetzt innezuhalten und dann zu reden“, sagte er angesprochen auf die Trump-Äußerung. „Wir müssen dort aufhören, wo wir gerade sind und danach werden wir reden.“ Doch fügte er hinzu: „Beide Seiten müssen stoppen, doch das ist eine Frage an Putin, denn wir haben den Krieg nicht begonnen.“
Merz: „Ukraine braucht Friedensplan“
Noch am Abend informierte Selenskyj europäische Partner über seinen Besuch im Weißen Haus, unter anderem auch Bundeskanzler Friedrich Merz. Es habe sich um ein „konstruktives Treffen“ gehandelt, teilte der deutsche Regierungssprecher Stefan Kornelius nach dem Telefonat mit.
Merz und die europäischen Partner begrüßten demnach die „enge transatlantische Zusammenarbeit und unterstrichen, wie dringlich die Bemühungen um einen gerechten und dauerhaften Frieden für die Ukraine seien“. Jetzt brauche die Ukraine einen Friedensplan, erklärte der Kanzler.
Die europäischen Partner hätten Selenskyj zugesagt, ihre Unterstützung auszubauen, „um Russland zu ernsthaften Verhandlungen zu bewegen“, hieß es in der Mitteilung weiter. So wolle man etwa den Druck durch Sanktionen erhöhen und eingefrorenes russisches Staatsvermögen nutzen. „Wolodymyr Selenskyj hat die volle Unterstützung Deutschlands und der europäischen Freunde auf dem Weg zu einem Frieden“, teilte Merz mit.