ASEAN-Gipfel in Malaysia Wie umgehen mit Südostasiens „Sandwich-Position“?
Stand: 25.10.2025 07:51 Uhr
In Südostasien wachsen die Spannungen zwischen China und den USA. Das strahlt auch auf den ASEAN-Gipfel in Malaysia aus – zu dem US-Präsident Trump anreist. Wie positioniert sich der Staatenbund?
Von Angelika Henkel, ARD Singapur
Das Treffen des Zusammenschlusses südostasiatischer Staaten (ASEAN) dieses Wochenende ist aus verschiedenen Gründen ungewöhnlich. Einerseits wird es von den Spannungen zwischen den USA und China überlagert, andererseits von den Schwierigkeiten, die die gegen die Mitgliedstaaten verhängten US-Zölle verursacht haben. Zudem sollen ein neuer Staat aufgenommen und ein Friedensvertrag unterzeichnet werden – wahrscheinlich ein Grund, weshalb auch US-Präsident Donald Trump teilnehmen wird.
Der Gipfel in Malaysia sei wohl sogar einer der wichtigsten in der Geschichte des Verbunds, meint Alexander Hirschle von der deutschen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade and Invest. „Die Länder befinden sich in einer ökonomischen Sandwich-Position zwischen den USA und China. Man versucht jetzt, die Beziehungen weiter aufzufächern zu anderen Partnern. Das ist für europäische und deutsche Firmen sehr positiv“, sagte Hirschle, der die wirtschaftliche Entwicklung der Region von Singapur aus beobachtet, gegenüber der ARD.
Die Mitgliedstaaten von ASEAN – und Osttimor.
680 Millionen Menschen – bald inklusive Osttimor
ASEAN ist der Zusammenschluss von zehn Staaten in Südostasien. Als elftes Land soll am Wochenende auch Osttimor in den Verbund aufgenommen werden. Insgesamt leben in den Mitgliedstaaten dann fast 680 Millionen Einwohner.
Auch wenn die Region als wachstumsstark gilt, so seien die Prognosen von Banken für 2025 und 2026 vor allem wegen der US-Zölle von 4,7 auf 4,3 Prozent gesenkt worden, sagt Hirschle. Er erwartet neben der Stärkung von Handelsbeziehungen mit anderen Ländern auch Fortschritte bei der Verzahnung der ASEAN-Staaten untereinander, etwa indem interne Handelshemmnisse abgebaut werden.
Geopolitisch prekär, strategisch wichtig
Das sieht auch Joanne Lin vom ISEAS Institut in Singapur so. Sie verweist auf die geopolitische Lage der ASEAN-Staaten. Die Interessen Chinas und der USA träfen hier direkt aufeinander. Ein Drittel aller Containerschiffe, die auf den Weltmeeren fahren, nutzen Routen durch Südostasien. Es ist eine sicherheitspolitisch ausgesprochen wichtige und prekäre Region.
Der Indopazifik sei derzeit ein Schauplatz von Wettbewerb und dem Ringen um Einfluss durch die Großmächte, so Lin. „Geografisch gesehen befinden wir uns in einer sehr strategischen Region.“ Die ASEAN-Staaten seien gut beraten, wenn sie sich von keiner der beiden Seiten zu sehr abhängig machten.
Die Teilnahme des US-Präsidenten
Im April sorgten die USA für Schrecken, als Trumps Regierung Zölle von bis zu 49 Prozent bekannt gab. Jedes Land verhandelte einzeln – und außer Laos und Myanmar konnten die Zölle für die meisten Länder auf 19 Prozent reduziert werden. In die USA gingen aus Südostasien 2024 Waren im Wert von mehr als 350 Milliarden Dollar. China und die USA sind die größten Handelspartner der Region – auch deshalb ist Trumps Teilnahme bei dem Treffen in Malaysia ein wichtiges Signal.
Ein besonderer Grund für dessen Teilnahme dürfte jedoch sein, dass die Regierungschefs von Thailand und Kambodscha einen Vertrag unterzeichnen wollen, der den Waffenstillstand zwischen den beiden Ländern vom August besiegelt. Im Juli waren militärische Auseinandersetzungen über Grenzstreitigkeiten entbrannt. Fünf Tage bekämpften sich Thailand und Kambodscha, Dutzende starben, mehr als 100.000 Menschen flüchteten.
Bei der Vermittlung des Waffenstillstands spielte Trump offenbar eine entscheidende Rolle. Allerdings nicht mithilfe aufwendiger diplomatischer Verhandlungen. Stattdessen hatte er nach eigenen Angaben beiden Ländern schlicht mit hohen Zöllen gedroht – woraufhin wohl die Waffen schwiegen. Denn auch für diese beiden Staaten sind die USA ein wichtiger Absatzmarkt.
Joanne Lin vom ISEAS Institut hofft aber, dass „Donald Trump nicht nur wegen der Option auf ein schönes Foto zum Friedensdeal zwischen Kambodscha und Thailand“ zum ASEAN-Gipfel anreise. „Sondern dass er wirklich Interesse an der Region hat“, so Lin. Denn dort sehe man die USA weiterhin als Langzeit-Partner.









