Stand: 25.10.2025 10:23 Uhr
Präsident Trump behauptet, das US-Militär bekämpfe vor Südamerika Drogenschmuggler. Doch die Streitmacht, die er dafür zusammenzieht, lässt anderes vermuten. Plant er den Sturz von Venezuelas Diktator Maduro?
Mindestens zehn US-Militärangriffe auf Drogenschmuggler in der Karibik und im Pazifik seit Anfang September, mit mehr als 40 Toten: Nichts, worüber man sich schlecht fühlen müsse, sagte US-Präsident Donald Trump kürzlich. „Jedes Boot, das da in die Luft gejagt wird, bedeutet 25.000 gerettete amerikanische Leben. Wann immer ich das sehe, sage ich mir: Ich habe gerade 25.000 Menschen gerettet.“
Trump ist auf dem Kriegspfad gegen Drogenkartelle in Südamerika. Seine Regierung hat sie zu internationalen Terrororganisationen erklärt, mit einem ähnlichen Status wie Al Kaida. Trump spricht von „Narco-Terroristen“. Und Venezuela, die sozialistische Diktatur unter Nicolas Maduro, sei ein „Narco-Staat“. Den Anti-Drogen-Kampf sieht Trump als ein Problem der nationalen Sicherheit, die USA hätten das Recht auf Selbstverteidigung. Man werde Menschen, die Drogen ins Land bringen, einfach töten, so Trump.
Viele der Getöteten lediglich Fischer?
Doch in Washington wächst bei Demokraten und Republikanern gleichermaßen das Unbehagen. Nur ein einziger Angriff auf See produzierte bisher einen physischen Beweis, dass es sich in diesem Fall tatsächlich um Drogenschmuggler handelte: Nach einer US-Militärattacke am 19. September zog die Marine der Dominikanischen Republik Kokain-Päckchen aus dem Wasser, insgesamt etwa 1.000 Kilogramm.
Andere Getötete dürften lediglich Fischer gewesen sein. Kritiker warnen, bei den US-Schlägen handele es sich möglicherweise um außerrechtliche Tötungen.
Befremdlich finden es viele auch, dass Trump den Anti-Drogen-Kampf auf See nicht der Küstenwache überlässt, wie eigentlich üblich.
Flugzeugträger und Bomber gegen „Narco-Terroristen“
Rund um Venezuela haben die USA eine Drohkulisse aufgebaut. Etwa 10.000 amerikanische Soldaten sind jetzt in der Region im Einsatz, so viele wie seit der US-Invasion in Panama 1989 nicht mehr. Zu der Streitmacht gehören Kampfbomber, Kampfjets, Kampfdrohnen, ein U-Boot und acht Marineschiffe.
Auf dem Weg nach Lateinamerika ist nun auch die U.S.S. Gerald R. Ford, der modernste und größte Flugzeugträger der Welt, mitsamt Geleitschiffen. All das nur für den Kampf gegen „Narco-Terroristen“? James Story diente in Trumps erster Amtszeit als US-Botschafter in Venezuela. Dem Sender NPR sagt er: „Diese Waffensysteme haben eine viel zu große Zerstörungskraft für die Drogenbekämpfung. Meine Annahme ist deshalb, dass jetzt ein Einsatz gegen das Maduro-Regime möglich ist.
Geht es um Drogenhandel oder einen Regimewechsel?
Allerdings ziehe es Trumps Regierung sicherlich vor, dass sich das Problem auf andere Weise löse, so Ex-Botschafter Story – beispielsweise indem Leute aus dem inneren Kreis der Führung Präsident Maduro stürzen. Auf ihn haben die USA ein Kopfgeld in Höhe von 50 Millionen Dollar ausgesetzt. Die CIA ist längst in Venezuela aktiv, bis vor Kurzem verdeckt – dann plauderte Trump es aus.
Dem Kongress hat sich der Präsident bisher nicht erklärt. Leon Panetta fordert, dass sich das ändert. Bei CNN sagt der ehemalige Verteidigungsminister: „Um dies zu verstehen und damit wir uns nicht auf einmal ganz zufällig in einem Krieg wiederfinden, ist es sehr wichtig, dass der Präsident dem amerikanischen Volk, dem Kongress, endlich sagt, was sein Ziel hier ist: Geht es um einen Regimewechsel? Geht es um Drogenhandel?“
Meinungsumfragen zeigen: Eine große Mehrheit der US-Amerikaner lehnt eine Invasion in Venezuela ab. Und Trumps fanatischsten Fans in der MAGA-Bewegung erst recht. Ihnen hatte er im Wahlkampf versprochen: keine „endlosen Kriege“ mehr am anderen Ende der Welt. Die Eskalation in Lateinamerika vor allem als Kampf gegen Drogenkartelle darzustellen könnte Trumps Kurs für seine Anhänger aber akzeptabler machen. Denn dann ginge es nur um die Vorwärtsverteidigung gegen illegale Drogen, eine Geißel, die jedes Jahr rund 80.000 US-Amerikanern das Leben kostet.









