
Stand: 17.10.2025 08:24 Uhr
Auf der Agenda des Außenministers für seinen Besuch in der Türkei stehen schwierige Themen: die Lage im Gazastreifen und in Syrien sowie der Krieg gegen die Ukraine. Vor dem Abflug mahnte Wadephul, Ankara müsse den Druck auf die Hamas aufrechterhalten.
Vor seinem Antrittsbesuch in Ankara hat Außenminister Johann Wadephul von der Türkei mehr Druck auf die militant-islamistische Hamas gefordert. „Als eine der Unterstützerinnen des Friedensplans – und als ein Staat, von dem wir erwarten, weiterhin Druck auf Hamas auszuüben – kommt der Türkei eine verantwortungsvolle Rolle zu“, erklärte der CDU-Politiker vor seinem Abflug.
Außenpolitisch gebe es großes Potenzial zur Zusammenarbeit, erklärte der Minister und würdigte die Vermittlerrolle der Türkei beim „historischen Waffenstillstand“ für den Gazastreifen. Gemeinsam dränge man auf vollständigen Zugang der humanitären Akteure, um die schlimmste Not zu lindern, sowie auf eine vollständige Umsetzung des 20-Punkte-Friedensplans.
Türkei als Vermittler bei Gaza-Verhandlungen beteiligt
Die Türkei war als Vermittler an den Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas beteiligt und will eine zentrale Rolle beim Wiederaufbau des Gazastreifens übernehmen – gegebenenfalls mit Soldaten zur Überwachung einer Friedenslösung. Das Verteidigungsministerium in Ankara erklärte, das Militär stehe für jegliche Aufgaben bereit.
Deutschland und die Türkei plädieren zwar einhellig für eine Zweistaatenlösung, bei der Israelis und Palästinenser friedlich nebeneinander leben sollen. Die offizielle Haltung zu Israel ist aber grundverschieden: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat Israel immer wieder des Völkermordes beschuldigt und die Einstellung des Handels mit dem Land verfügt. Die Bundesregierung hat sich solchen Vorwürfen nicht angeschlossen.
Auch auf der Agenda: Lage in Syrien
Neben der Lage im Gazastreifen soll es bei dem Besuch von Wadephul um weitere Themen gehen: die Lage in Syrien, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie eine Reihe weiterer bilateraler Fragen, teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts mit. Es sind Gespräche mit Amtskollege Hakan Fidan und weiteren Vertretern der türkischen Regierung geplant.
Aus dem türkischen Außenministerium hieß es, man wolle bei dem Treffen betonen, welche Bedeutung man der Koordinierung europäischer Sicherheitsstrategien unter dem Dach der NATO beimisst. Ankara hofft, mit seiner aufstrebenden Rüstungsindustrie, zentraler Bestandteil der Verteidigungsarchitektur Europas zu werden.
Wadephul: Istanbul wichtiger Ort für Verhandlungen
Zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine betonte Wadephul vor seinem Abflug, es sei ein gemeinsames Ziel, dass dieser ein rasches Ende finde. Dafür müssten auch die Einnahmen der russischen Kriegskasse noch schneller ausgetrocknet werden.
Die Türkei habe direkte Verantwortung für den Zugang zum Schwarzen Meer, erklärte er, ohne die sogenannte russische Schattenflotte zu erwähnen. Mit der Schattenflotte umgeht Russland internationale Sanktionen, um etwa Öl zu exportieren. Wadephul brachte zudem die Bosporus-Metropole Istanbul als wichtigen Ort ins Spiel, an dem Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau möglich seien.