
Stand: 20.10.2025 01:20 Uhr
Nach dem spektakulären Juwelendiebstahl aus dem Louvre herrscht in Frankreich Fassungslosigkeit. Von einer Demütigung ist die Rede und von abenteuerlichen Zuständen. Kritik wird an der Regierung laut.
Viele Franzosen haben fassungslos auf die Nachricht von dem spektakulären Diebstahl reagiert. „Das ist doch abenteuerlich, dass man die Juwelen der französischen Krone einfach so mitnehmen kann, wenn man nur mit einer Hebebühne kommt, die Fenster aufbricht und das mitten in Paris“, sagt ein junger Mann vor dem Louvre.
Auch in der französischen Politik gibt es viel Entrüstung. Die rechtsnationale Partei Rassemblement National etwa spricht von einer Demütigung für Frankreich, der sozialistische Ex-Präsident François Hollande von möglichen ausländischen Drahtziehern.
Der bekannteste französische Adelsexperte Stéphane Bern beschreibt die Bedeutung der entwendeten Juwelen so: „Es ist, als sei der Schmuck der Großmutter gestohlen worden. Das ist der französische Familienschmuck.“
Broschen, Diademe und Halsketten erbeutet
Insgesamt acht Kronjuwelen von kaum schätzbarem Wert haben die Täter mitgehen lassen: Broschen, Diademe und Halsketten mit Diamanten und Perlen aus der Zeit Ludwig des Vierzehnten oder des französischen Kaiserreichs im 19. Jahrhundert.
Die historischen Schmuckstücke waren in zwei der Vitrinen des Apollon-Saals im ersten Stockwerk des Südflügels des Louvre untergebracht. Die Täter verschafften sich Zugang über einen Balkon, an den sie eine Hebebühne gefahren hatten. Alles ging blitzschnell, wie Innenminister Laurent Nuñez erklärte: „Es hat sieben Minuten gedauert. Sie sind auf Motorrädern geflüchtet. Die Einbrecher hatten den Ort vorher offensichtlich genau erkundet und sie waren sehr versiert.“
Täter ließen ihr Werkzeug zurück
Die vier Täter sollen Warnwesten angehabt haben und vermummt gewesen sein. Auf der Flucht passierte ihnen noch das Missgeschick, dass sie eine extrem wertvolle Krone der französischen Kaiserin Eugénie direkt am Louvre fallen ließen. Die mit mehr als tausend Diamanten besetzte Krone soll dabei beschädigt worden sein.
Am Tatort ließen die Täter außerdem ihr Werkzeug zurück. Ein Versuch, das Fahrzeug mit der Hebebühne mit Benzin in Brand zu setzen, scheiterte. Dann entschwanden die Louvre-Einbrecher auf schnellen Motorrollern Richtung Autobahn.
Die Täter versuchten vergeblich, das Fahrzeug mit der Hebebühne in Brand zu setzen.
„Die Museen sind zu Zielscheiben geworden“
Frankreichs Kulturministerin Rachida Dati sprach von sich wiederholenden gezielten Angriffen auf französische Museen: „Das sind Profis. Die organisierte Kriminalität hat es auf Kunstobjekte abgesehen. Die Museen sind zu Zielscheiben geworden: Frankreich hat viel kulturelles Erbe von einem hohen Wert.“
Aber es gibt auch Kritik daran, dass die zuständigen Kulturbehörden in Frankreich in den vergangenen Jahren nicht genug in den Louvre investiert haben. Schon im Februar hatte es einen Hilferuf der Louvre-Chefin Laurence des Cars gegeben, dass das größte Museum der Welt in einem schlechten Zustand sei.
Stellenabbau beim Sicherheitspersonal
Damals ging es vor allem Gebäudeschäden. Aber es wurde auch Personal abgebaut, sagt die Gewerkschaftlerin Elise Muller. Sie gehört selbst zum Sicherheitspersonal des Louvre: „Innerhalb von zehn Jahren wurden 190 Stellen bei der Sicherheit abgebaut. Das entspricht 15 Prozent des Personals.“
Und das, obwohl der Louvre sich nach der Corona-Krise eines Besucheransturms erfreuen kann, der das Museum an seine Leistungsgrenze bringt. Im vergangenen Jahr wurden neun Millionen Eintritte verzeichnet. Als der Louvre in den 1980er-Jahren neu eingerichtet und mit einer Glaspyramide versehen wurde, wurde nur mit der Hälfte der heutigen Besucherzahl geplant.
Nach dem Einbruch wurde der Louvre am Sonntag sofort geräumt und geschlossen. Viele Besucher erfuhren erst aus den Medien, dass sie am selben Tag im oder an dem Museum wahren, an dem einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle in der jüngeren Geschichte Frankreichs stattfand.