Bericht aus Berlin Krankenkassenchef rechnet mit steigenden Beiträgen
Stand: 07.12.2025 20:26 Uhr
Die Bundesregierung will die Krankenkassenbeiträge eigentlich stabil halten. Doch der Chef von Deutschlands größter Krankenkasse warnt im Bericht aus Berlin: Gesetzlich Versicherte müssten sich schon bald auf höhere Beiträge einstellen.
Die Beiträgen für die gesetzliche Krankenversicherung werden nach Einschätzung des Chefs der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, für viele Versicherte im kommenden Jahr voraussichtlich steigen.
„Realistisch müssen wir schon im nächsten Jahr mit einer durchschnittlichen Beitragssatzerhöhung rechnen“, sagte Baas im Bericht aus Berlin.
Der Chef der mit zwölf Millionen Versicherten größten Krankenkasse Deutschlands hält weitere Erhöhungen in den folgenden Jahren für wahrscheinlich. Es werde „schlimmer weitergehen“, so Baas, „im nächsten Jahr fehlen uns zehn Milliarden Euro“.
Baas für Änderungen in allen Bereichen
Als Gründe für die Kostensteigerung nannte Baas schlecht koordinierte Abläufe im Gesundheitssystem: „Wir haben ein sehr ungesteuertes System“, so der Techniker-Chef. Daraus entstünden „Ineffizienzen“, die nicht nur schlecht fürs System seien, sondern auch schlecht für die Patienten.
Er plädierte für Änderungen in allen Bereichen: „Von den Krankenkassen über die ambulanten Ärzte bis zu den Krankenhäusern müssen wir eine grundsätzliche Systemänderung vornehmen.“
Warken hatte Beitragserhöhung ausgeschlossen
Pläne des Gesundheitsministeriums, wonach die Beiträge für das kommende Jahr stabil bleiben sollen, hält der Techniker-Chef für unrealistisch. Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hatte noch Mitte Oktober im Bericht aus Berlin eine Beitragserhöhung ausgeschlossen.
„Was Frau Warken gesagt hat, wird nicht eintreten“, sagte Baas jetzt im Hinblick auf die Sparpläne im Gesundheitsbereich. „Zum einen hat sie ihr eigenes Sparpaket nicht durchbekommen, zum anderen hat sie übersehen, dass bei uns Rücklagen anfallen müssen.“
Das Kabinett hatte im Oktober ein Sparpaket von zwei Milliarden Euro auf den Weg gebracht, das den Druck für neue Beitragserhöhungen zum 1. Januar 2026 auflösen sollte. Die Pläne sahen vor allem Ausgabenbremsen bei den Kliniken vor.
Der Bundesrat jedoch schickte das vom Bundestag beschlossene Gesetz in den Vermittlungsausschuss. Auch Warken (CDU) hatte daraufhin gemahnt, die Verzögerungen führten möglicherweise zu höheren Zusatzbeiträgen im kommenden Jahr.
Baas plädiert für Änderungen in allen Bereichen
Das Gesundheitsministerium hatte – schon mit dem erwarteten Effekt des Sparpakets – den durchschnittlichen Zusatzbeitrag für 2026 auf dem aktuellen Niveau von 2,9 Prozent beziffert. Dies gilt als Orientierungsmarke für die Kassen beim Festlegen ihrer jeweiligen Zusatzbeiträge für 2026. Baas sagte: „Ich glaube, wir werden leicht über drei sein zum Anfang des Jahres.“ Man werde im Laufe des Jahres die eine oder andere Krankenkasse sehen, die auch wieder unterjährig werde erhöhen müssen.
Zum gesamten Beitrag, den sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen, gehört neben dem jeweiligen Zusatzbeitrag der allgemeine Satz von 14,6 Prozent. Baas machte deutlich: Selbst wenn im Vermittlungsausschuss ein Kompromiss gefunden würde, dürfte das zu spät kommen, um noch bei den Beitragsberechnungen für 2026 berücksichtigt werden zu können.
Sollte die Bundesregierung der Kostenentwicklung nicht gegensteuern, sieht Bass die Abgaben für Kranken- und Pflegeversicherung bis zum Ende der Legislaturperiode auf „über 25 Prozent“ steigen.








