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2025 – ein Boomjahr für Horror-Filme

Suedpole. by Suedpole.
04:32:22 31. Dezember 2025
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2025 – ein Boomjahr für Horror-Filme

Szene aus dem Film

Genre für Gesellschaftskritik Das Filmjahr des Horrors

Stand: 31.12.2025 04:48 Uhr

Horrorfilme waren in diesem Jahr besonders beliebt – und zeigten eine große Bandbreite. Wieso ist dieses Film-Genre wieder so relevant? Und was sagt das über unsere Gegenwart aus?

Von Caroline O. Jebens, SWR

Das vergangene Jahr waren 365 Tage des Horrors – und zwar im wörtlichen Sinne, wenn es ums Kino geht. Horrorfilme haben große Gewinne an den Kassen eingespielt, über 1,12 Milliarden Dollar allein in den USA, gut 17 Prozent der dortigen Gesamteinnahmen. Auch hierzulande und international schnitten Horrorfilme gut in Kinos und Streaming-Charts ab.

Innerhalb weniger Jahre ist Horror damit zum Publikumsgaranten für die Filmindustrie geworden. Und zu einem Genre mit großer Bandbreite: Sequels bekannter Horrorreihen, Neuauflagen von Klassikern, feministischer Bodyhorror und gesellschaftskritische Psycho-Filme. Publikum und Kritiker wurden gleichermaßen bedient.

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Wie hat sich das einst belächelte Genre zum neuen Goldstandard der Branche entwickelt? Wieso resoniert Horror heute scheinbar mehr denn je?

Von blutiger Unterhaltung zu „gehobenem Horror“

Horror als elaboriertes Genre: Das geht unter anderem auf das Debüt von Regisseur Jordan Peele zurück. „Get Out“ erzählte 2017 von einem schwarzen jungen Mann, der in die Fänge der rassistischen Familie seiner weißen Freundin gerät. Der Film verwob sozialkritische Satire mit konkreter Gewalt und wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit einem Oscar für das beste Originaldrehbuch – der erste für einen Horrorfilm und für einen afroamerikanischen Drehbuchautor zugleich.

„Get Out“ markierte damit einen Wandel in der gegenwärtigen Rezeption des Horrorgenres: weg von blutrünstigen Unterhaltungsfilmen der CGI-getriebenen Nullerjahre, hin zu sogenanntem „elevated horror“, dem „gehobenen Horrorfilm“, künstlerisch anspruchsvoll, mit originärem Plot.

Neben Peele gelten auch die US-Amerikaner Ari Aster und Robert Eggers als neue Meister des Genres. Aster widmete sich komplexen Themen wie Verlust und Abhängigkeiten in einer Paarbeziehung in „Midsommar“ (2019). Mit „Eddington“ zeigte er dieses Jahr einen bitterbösen Western, der die Auswirkungen der Pandemie verhandelt.

Horror als sozialkritischer Spiegel der Gesellschaft

Eggers bediente früh Folklore-Themen und entwickelte eine expressionistische Bildsprache wie in „The Lighthouse“ (2019). Seine diesjährige Adaption des Horrorklassikers „Nosferatu“ ist eine weitere Hommage an das Kino der Weimarer Republik.

Einer der erfolgreichsten internationalen Horrorfilme dieses Jahres stammt jedoch aus Australien. Die Brüder Philippou hatten sich bereits mit „Talk to Me“ (2022) als Horror-Duo hervorgetan. Nun erschien mit „Bring Her Back“ ein von den Kritikern gelobter Film, der sich in brutal-surrealen Szenen mit Trauer innerhalb einer Pflegefamilie auseinandersetzt.

Auch die Neuauflagen bekannter Horrorreihen wie „28 Years Later“, „Final Destination: Bloodlines“, „The Conjuring: Last Rites“ oder klassische Stoffe wie „Dracula – Die Auferstehung“ und „Frankenstein“ waren dieses Jahr beliebt. Originäre Horrorstoffe als sozialkritischer Spiegel der Gesellschaft finden wieder ein großes Publikum.

„Blood & Sinners“: Vampirgenre in den Südstaaten

Die Verarbeitung gesellschaftlicher Konflikte ist im Horrorgenre bereits früh angelegt: Für die ersten Filminszenierungen wurden Schauerromane des 19. Jahrhunderts adaptiert, wurden Ängste und erste Reaktionen auf Wissenschaft, Medizin, Industrialisierung und Migration ins neue Medium Film übersetzt.

Ob in Literatur oder Film: Horror funktioniert über Affekte. Insbesondere irrationale Ängste einer Gesellschaft drücken sich darin aus. In frühen Werken sind Monster oft Randgestalten, die eine Vorstellung von Normalität bedrohen – ein Umstand, der das Genre heute erzählerisch besonders interessant macht.

Umso mehr gilt das in einer Gegenwart, die für soziale Ungerechtigkeiten sensibilisiert ist. Denn Horror thematisiert, was auch abseits der Leinwand für Unruhen und Ängste sorgt. Zwei der erfolgreichsten Horrorstreifen des Jahres in den Vereinigten Staaten stehen maßgeblich dafür: „Blood & Sinners“ von Ryan Coogler, der das Vampirgenre in die Szenerie der rassistisch geprägten Südstaaten verlegt. Und „Weapons“ von Zach Cregger erkundet, wie eine Gemeinschaft mit dem Verlust von Schulkindern umgeht.

Frauen deuten Genre um: Body-Horror und Romantik

Besonders Frauen entwickelten zuletzt subversive Geschichten: Die Französinnen Julia Durcournaus und Coralie Fargeat nutzten beispielsweise das Subgenre Bodyhorror. Fargeat präsentierte mit „The Substance“ den großen Oscar-Kandidaten des Jahres. Die Bilder des Films reizen den brutalen Umgang mit alternden Frauen in Hollywood bis zum Äußersten aus. „The Ugly Stepsister“ der norwegischen Regisseurin Emilie Blichfeldt nahm sich „Aschenputtel“ aus der Perspektive der Stiefschwester vor. Genau wie in Grimms Märchen lässt sie sich brutal verstümmeln.

Neue Horrorfilme bedienen außerdem häufig Romantiktropen. Dazu zählt in diesem Jahr „Companion – Die perfekte Begleitung“ von Drew Hancock. Er zeigt eine Protagonistin, die herausfindet, dass ihr Love-Interest völlig anderes mit ihr vor hat als erhofft. In Zeiten sich verschärfender Gewalt gegen Frauen können solche Filme sogar als ironische Reaktionen gelesen werden. Das Verständnis des romantischen Ideals hat sich demnach verändert: Was einst als hingebungsvoll gedeutet wurde, entpuppt sich als Grenzüberschreitung.

Horrorfilm als Katharsis

Das kritische Publikum sucht im Film ein Ventil für anhaltende gesellschaftliche Missstände, seien es rassistische Verhältnisse, regressive Schönheitsnormen oder Ignoranz gegenüber Gewalt, Trauma und Verlust. Drastische Bilder adressieren kurzweilig die Ängste, die damit verbunden sind.

In der Regel übernehmen Horrorfilme dabei eine kathartische Rolle: Sie zeigen den Überlebenden, der das Böse überwindet, Menschen, die sich für andere opfern, oder das „final girl“, das den Schauplatz der Gewalt sichtlich versehrt, aber doch siegreich verlässt. Auf dass im neuen Jahr 2026 der Gesellschaft neue Spiegel vorgehalten werden.

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