
Stand: 16.10.2025 15:35 Uhr
Theoriestunden per App, Nachtfahrten im Simulator und weniger Prüfungsfragen: Das Verkehrsministerium will die Fahrschule kompakter und damit preiswerter machen. Unterstützung kommt von den Fahrlehrern.
Die Fahrerlaubnis ist für viele Menschen in Deutschland finanziell nur schwer zu stemmen. Der durchschnittliche Preis für einen Pkw-Führerschein der Klasse B liegt laut Bundesverkehrsministerium derzeit bei rund 3.400 Euro. Das Ministerium will das Ausbildungs- und Prüfungsverfahren deshalb preiswerter machen und hat dazu Reformvorschläge präsentiert.
Bei der Ausbildung in der Theorie soll jede Fahrschule künftig frei über die Lernmethoden entscheiden können. So soll es keinen verpflichtenden Präsenzunterricht mehr geben. Fahrschulen müssten dann auch keine Schulungsräume mehr bereithalten und die Länder müssten die Einhaltung der Vorgaben für Schulungsräume nicht mehr kontrollieren.
Verkehrssicherheit bleibt „oberstes Gebot“
Künftig sollen sich Fahrschüler die Theorie auch per App aneignen können. Der Lernstoff bleibe aber der gleiche, betonte das Ministerium – bei allen geplanten Neuerungen bleibe die Verkehrssicherheit „oberstes Gebot“.
Auch der Fragenkatalog für die theoretische Prüfung soll künftig um ein Drittel kürzer werden. Er sei im Laufe der Jahre immer weiter gewachsen und enthalte derzeit 1.169 Fragen, so das Verkehrsministerium.
Zahl der Sonderfahrten soll reduziert werden
In der Praxis sind ebenfalls Neuerungen geplant: Das Fahren eines Wagens mit manueller Schaltung soll vollständig im Simulator gelernt werden können – so müssten Fahrschulen keine speziellen Schaltwagen mehr bezahlen. Die praktische Prüfung könne den Plänen zufolge dann in einem Fahrzeug mit Automatikschaltung absolviert werden.
Zudem sollen die verpflichtenden Sonderfahrten – Nachtfahrten, Autobahnfahrten, Überlandfahrten – reduziert werden. Auch diese Fahrten könnten den Vorschlägen des Ministeriums zufolge teilweise im Simulator absolviert werden.
Höhere Kosten entstehen laut Verband durch mehr Fahrstunden
Der Vize-Vorsitzende der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, Kurt Bartels, hält das offenbar für eine gute Idee: „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass bei einer kompakteren Ausbildung Fahrstunden gespart werden können“, sagte er der Rheinischen Post. „Die extrem steigende Zahl der Fahrstunden ist der hauptsächliche Kostentreiber.“
Auch die Fahrzeit in der praktischen Prüfung soll nach den Plänen des Ministeriums künftig auf die europarechtlichen Mindestvorgaben von 25 Minuten zurückgeführt werden. Ein weiterer Punkt: Das Ministerium will die Aufzeichnungs- und Dokumentationspflichten für Fahrschulen sowie Fortbildungen für Fahrlehrer reduzieren und die Fahrschulüberwachung effizienter organisieren. Zudem soll diskutiert werden, inwieweit nahestehende Personen in die Ausbildung eines Fahrschülers einbezogen werden können.
Schnieder: „Mobilität darf kein Privileg sein“
All diese Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass die Fahrschule preiswerter wird. „Der Führerschein ist ein Schlüssel zur eigenen Freiheit – besonders dort, wo Bus und Bahn nicht regelmäßig fahren“, erklärte Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU). „Für viele junge Menschen auf dem Land bedeutet er: zur Schule kommen, die Ausbildung beginnen, Freunde treffen oder zum Sport fahren. Mobilität darf kein Privileg sein.“
Für die Wahl einer Fahrschule soll es künftig auch möglich sein, online die Kosten und Durchfallquoten einzusehen, um damit einen Kosten- und Qualitätsvergleich durchführen zu können.
Das Ministerium will prüfen, ob sich Preissenkungen auch auf den Erwerb anderer Klassen wie den Lkw-Führerschein übertragen lassen.
Änderungen sollen 2026 auf den Weg gebracht werden
Die Vorschläge sollen nun gemeinsam mit den Ländern und der Fahrschulbranche weiterentwickelt werden. Ziel des Ministeriums ist es, die rechtlichen Änderungen im ersten Halbjahr 2026 auf den Weg zu bringen. Union und SPD hatten bereits im Koalitionsvertrag eine Reform für bezahlbare Führerscheine angekündigt. Die nun geplanten Eckpunkte sollen den Auftakt für konkrete Neuregelungen bilden.
Linken-Chefin Ines Schwerdtner schlug unterdessen „Fahrschule als Unterrichtsfach“ in Schulen vor. Der Führerscheinerwerb dürfe nicht länger ausschließlich privaten Anbietern überlassen werden, sagte sie der Rheinischen Post. Die Bundesregierung müsse dafür sorgen, dass mindestens die theoretische Fahrausbildung Teil der schulischen Bildung werde. „Das könnte die Kosten für den Führerschein effektiv reduzieren.“