Stand: 16.12.2025 11:10 Uhr
Die Liste der Vorfälle entlang der EU-Grenze mit Russland häufen sich. In Finnland beraten deshalb Vertreter betroffener Staaten, wie sich die EU-Außengrenze besser schützen lässt.
Der Schnee in Lappland ist noch frisch. Seit Tagen ist es hier oben, weit über dem Polarkreis, klirrend kalt. Marko Kivelä aber lässt sich das kaum anmerken. Der Kommandeur der finnischen Jägerbrigade erklärt, dass hier bald eine neue NATO-Einheit entsteht: die Forward Land Force Finland. Denn auch in der Arktis sei die Situation mit Russland angespannt.
„Sie bauen die militärische Infrastruktur entlang der Grenze aus. Die Brigaden erweitern sie zu Divisionen. Außerdem haben sie bekannt gegeben, dass sie die Stellungen ihrer Einheiten verlegen und ausbauen werden.“
Deshalb will die NATO nun auch in der Arktis die militärische Präsenz erhöhen. Die Forward Land Force in Finnland ist eine weitere multinationale Kampfeinheit an der Ostflanke. Schweden werde als sogenannte Rahmennation den Aufbau organisieren, erklärt Mathias Wallin vom schwedischen Planungsstab.
Die Einheit solle insbesondere Russland davon abhalten, hier die NATO und Finnland anzugreifen. „Unsere Truppenstärke und Bereitschaft wird entsprechend hoch sein, damit so etwas nicht passiert.“
Eine gemeinsame Sorge
Die Sicherheitslage entlang der Ostgrenze ist auch 800 Kilometer weiter südlich heute Thema. In der Hauptstadt Helsinki treffen sich die EU-Länder mit einer Außengrenze im Osten. Neben Vertretern des Gastgebers Finnland kommen Vertreter der baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen sowie von Polen, Bulgarien und Rumänien. Auch Schweden ist dabei.
Matti Pesu vom Finnischen Institut für internationale Beziehungen sieht von der Arktis über die Ostsee hin bis zum Schwarzen Meer die gleichen Herausforderungen. Ziel des Treffens sei es, die Beziehungen der Länder zu vertiefen, die ein gemeinsames Interesse hätten. „All diese Länder haben die gleichen Sorgen: Drohnen, Sabotage an kritischer Infrastruktur, die Schattenflotte. Diese Länder wissen, dass sie dem stärker ausgesetzt sind, weil sie näher an Russland sind.“
Einen Tag lang sollen die Beratungen der Staats- und Regierungschefs gehen. Petteri Orpo, Finnlands Ministerpräsident, hatte sich bereits im September dafür stark gemacht, dass die EU den Schutz der Ostflanke mit einem Drohnenabwehrsystem verbessert.
Finnland habe sich über Jahrzehnte in wirtschaftlichen Fragen in Europa solidarisch gezeigt, insbesondere gegenüber dem Süden Europas. „Im Bereich Verteidigung und Sicherheit muss es innerhalb der Europäischen Union nun die gleiche Solidarität geben. Es ist also an der Zeit, dass andere Länder uns im Norden und Osten unterstützen.“
Teurer Schutz vor billigen Waffen
Bis spätestens Ende des kommenden Jahres soll das EU-Drohnenabwehrsystem kommen. Sicherheitsexperte Matti Pesu aber warnt vor zu hohen Erwartungen.
Das Problem sei, dass Technik zur Abwehr von Drohnen sehr teuer ist. „Die Frage ist doch also: Wie können wir Sicherheit garantieren, wenn unsere Gegner mit relativ günstigen und effektiven Mitteln unseren Alltag stören können?“
Auch darauf wollen sie heute bei dem Treffen in Helsinki Antworten finden.









