
Nach Kämpfen im Grenzgebiet Afghanistan und Pakistan einigen sich auf Waffenruhe
Stand: 15.10.2025 18:27 Uhr
48 Stunden sollen die Waffen schweigen zwischen den Nachbarstaaten Afghanistan und Pakistan. In der Zeit soll eine Lösung für den Konflikt gefunden werden, der in den vergangenen Tagen immer weiter eskaliert war.
Nach immer wieder ausbrechenden Kämpfen im Grenzgebiet haben sich Afghanistan und Pakistan auf eine befristete Waffenruhe geeinigt. Sie gilt seit 15 Uhr deutscher Zeit für 48 Stunden, wie das pakistanische Außenministerium mitteilte. Die Frist solle genutzt werden, um eine Lösung für den Konflikt zu finden. Die Waffenruhe sei auf Bitten der afghanischen Taliban-Regierung vereinbart worden.
Der Sprecher der radikal-islamischen Taliban in Kabul, Sabiullah Mudschahid, erklärte hingegen, die Einigung sei auf „Bitten und Drängen der pakistanischen Seite“ zustandegekommen. Die afghanische Regierung habe ihre Streitkräfte angewiesen, die Waffenruhe einzuhalten, solange die Gegenseite nicht angreife.
Pakistan griff Afghanistan erneut an
Zuvor hatte Pakistan nach Berichten der Nachrichtenagentur AFP erneut Ziele in Kabul und anderen afghanischen Städten attackiert. Dabei habe es sich um „Präzisionsangriffe“ insbesondere auf Verstecke der Taliban gehandelt, hieß es aus pakistanischen Sicherheitskreisen. Demnach wurden allein in der Grenzstadt Spin Boldak „zwischen 15 und 20 afghanische Taliban“ getötet. Auf afghanischer Seite war von zwei getöteten und mehr als 100 verletzten Zivilisten die Rede.
In Kabul stieg nach Explosionen eine schwarze Rauchwolke auf, zahlreiche Rettungswagen fuhren durch die Stadt und Sicherheitskräfte riegelten das Stadtzentrum ab. Nach Angaben des Taliban-Sprechers Mudschahid explodierten ein Öltank und ein Stromtransformator.
Kämpfe seit vergangener Woche eskaliert
Seit vergangener Woche sind die Kämpfe zwischen beiden Nachbarstaaten immer weiter eskaliert. Die pakistanische Luftwaffe hatte zunächst Ziele in Afghanistan in Grenznähe angegriffen.
Dies sei eine Vergeltung für Angriffe auf einen pakistanischen Armee-Konvoi durch Extremisten gewesen, die sich auf afghanisches Gebiet zurückgezogen hätten, erklärte das pakistanische Militär. Die Taliban-Regierung in Afghanistan wiederum sprach von einem beispiellosen, gewaltsamen und provokativen Akt.
Pakistanische Taliban wollen Regierung stürzen
Zu dem Anschlag auf den pakistanischen Konvoi bekannten sich die pakistanischen Taliban, die Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP). Diese wollen die Regierung in Islamabad stürzen und eine islamistische Regierung ähnlich der in Afghanistan einführen. Nach Angaben von internationalen Expertinnen und Experten sind sie aber unabhängig von den Taliban in Afghanistan.
Am Wochenende spitzten sich die Kämpfe dann weiter zu, Dutzende Soldaten wurden getötet. Es waren die schwersten Auseinandersetzungen zwischen den beiden islamischen Ländern, seit die Taliban 2021 die Macht in Kabul an sich gerissen hatten.
Afghanische Taliban beschudigen pakistanisches Militär
Die pakistanische Regierung in Islamabad wirft der Taliban-Regierung in Kabul vor, zuzulassen, dass Extremisten von Afghanistan aus Anschläge in Pakistan verüben. Die Taliban weisen diesen Vorwurf allerdings zurück.
Sie beschuldigen ihrerseits das pakistanische Militär, sich gegen Afghanistan zu verschwören. Dieses verbreite Falschinformationen, provoziere Spannungen an der Grenze und gewähre Kämpfern Unterschlupf, die mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verbunden seien.
Das wiederum weist das pakistanische Militär zurück und verweist auf Anschläge in Pakistan durch den IS-Ableger IS-Khorasan, der in beiden Ländern aktiv ist.