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Militäreinsätze nahe Venezuela US-Vorgehen könnte zum Boomerang werden
Stand: 12.12.2025 15:17 Uhr
Seit Monaten bauen die USA militärischen Druck auf Venezuela auf – als Grund wird der Kampf gegen den Drogenschmuggel genannt. Die wahre Motivation aber wird immer deutlicher und könnte der Region großen Schaden zufügen.
Die Machtdemonstrationen der USA in der südlichen Karibik werden immer bedrohlicher: Erst schießt das US-Militär mutmaßliche Drogenboote ab – vielleicht auch einfach Fischer, doch genau weiß das niemand, denn in Trumps Spiel „Schiffe versenken“ verschwinden auch alle Beweise. Dann verlegt er 4.000 Soldaten auf den größten Flugzeugträger der Welt vor Venezuelas Küste – und erklärt den Luftraum über Venezuela für geschlossen.
Die Kritik wächst: von NGOs, den UN, von Staaten. Doch internationaler Protest ist Trump oft egal. In den eigenen Reihen allerdings bröckelt der Rückhalt: Einige führende Republikaner warnen vor Verfassungsbruch, kritisieren wie die Demokraten inzwischen die völkerrechtswidrigen Angriffe in der Karibik und fordern Aufklärung oder Ermittlungen.
Verteidigungs- beziehungsweise inzwischen Kriegsminister Hegseth verteidigt sich deshalb gerade selbst – wies eine persönliche Verantwortung beim Fall eines abgeschossenen Schiffs zurück, nannte den Vorgang zugleich aber rechtmäßig.
Machtpolitik wie im dunkelsten Zeiten
Trumps Motivation? Kaum der beschworene Narcoterrorismus – Venezuela produziert selbst wenig Drogen. Und die gigantischen Erdölvorkommen hätte er wohl einfacher bekommen können: Maduro wäre entgegenkommend gewesen, Hauptsache, er bleibt an der Macht. Doch Trump will ihn stürzen. Ein klassischer Regimechange – wie zu Hochzeiten der US-Hinterhofpolitik.
Die alte Monroe-Doktrin lebt wieder auf, wird schon frei nach Donald Trump „Donroe-Doktrin“ genannt. Und sie zeigt sich nicht nur in Venezuela: Trump spricht Wahlempfehlungen für Honduras aus, droht Kolumbien und Mexiko mit Strafzöllen. Es geht um Einfluss – auch, weil die USA jahrelang verpasst haben, wie China und Russland in Lateinamerika ihre Position auszubauen.
Hohes Risiko – ungewisser Nutzen
Doch wie schon bei Monroe gilt auch bei Donroe: Jede Intervention ist ein Boomerang. Mit Eskalation wird Venezuela kaum demokratischer. Wer würde nach Maduro kommen? In der Opposition bröckelt der Rückhalt für Friedensnobelpreisträgerin María Corina Machado, die Trumps Venezuela-Kurs unterstützt. Der Machtzirkel um Maduro würde wohl auch ohne ihn weiterregieren. Freie Wahlen im Chaos – unrealistisch.
Das wahrscheinliche Szenario: ein Machtvakuum, umkämpft vom Militär und bewaffneten Gruppen, die Öl, Gold und den Schmuggel an sich reißen. Und genau das könnte der US-Boomerang werden: Mehr Chaos in Venezuela bringt mehr Leid, mehr Drogen, mehr Schmuggel, mehr Geflüchtete. Diese Geister sollte Trump nicht rufen.
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