Chinesische Online-Plattform Großeinsatz gegen Shein am Pariser Flughafen
Stand: 06.11.2025 21:30 Uhr
Frankreich geht weiter gegen den umstrittenen Billig-Onlinehändler Shein vor. Am Pariser Flughafen wurden sämtliche ankommende Pakete geprüft. Es geht um illegale und möglicherweise gefährliche Produkte.
Frankreich lässt in einer riesigen Kontrollaktion 200.000 Pakete der Billig-Onlineplattform Shein am Pariser Flughafen prüfen. An der Aktion sind der Zoll und die Behörde für Wettbewerb, Verbraucherschutz und Betrugsbekämpfung beteiligt.
„Diese Aktion von außergewöhnlichem Umfang zielt darauf ab, die Konformität der Produkte, die Richtigkeit der Angaben und die Einhaltung der Steuer- und Zollvorschriften zu überprüfen“, teilte Frankreichs Ministerin für öffentliche Finanzen und Haushalt, Amélie de Montchalin, mit. „Erste Feststellungen lassen nicht konforme und illegale Produkte erkennen: nicht zugelassene Kosmetika, für Kinder gefährliches Spielzeug, Fälschungen, defekte Haushaltsgeräte“, sagte die Ministerin.
Ziel der auf 24 Stunden angesetzten Aktion sei es, 100 Prozent der von Shein eintreffenden Sendungen zu kontrollieren. Wie Handelsminister Serge Papin sagte, hat der Zoll bei vorangegangenen Kontrollen festgestellt, dass acht von zehn der überprüften Produkte des Unternehmens nicht den Normen entsprächen.
Shein gibt sich kooperativ
Shein-Chef Donald Tang sicherte dem französischen Wirtschaftsministerium in einem Brief, aus dem unter anderem die Zeitung „Le Parisien“ und der Sender BFMTV zitierten, zu, „alle französischen Gesetze zu respektieren“. Außer dem bereits am Mittwoch angekündigten Verkaufsstopp für Produkte von Drittanbietern würden alle Produkte vorläufig von der Plattform genommen, bei denen es sich nicht um Bekleidung handele, schrieb der Shein-Chef.
Mit diesen Aussetzungen „wollen wir die notwendigen Voraussetzungen für eine enge Zusammenarbeit mit Ihnen und den zuständigen Behörden schaffen und sicherstellen, dass die von uns ergriffenen Abhilfemaßnahmen sowohl solide als auch transparent sind“, schrieb Tang den Medienberichten zufolge an Frankreichs Handelsminister. Der Konzernchef regte zudem ein Treffen im Pariser Wirtschaftsministerium an, um die „entschiedenen und sofortigen Maßnahmen“ des Onlinehändlers zu erläutern.
Kontrollen an deutschen Flughäfen gefordert
Der Handelsverband Deutschland (HDE) wünscht sich ein solches Vorgehen gegen Shein auch in Deutschland. Hauptgeschäftsführer Stefan Genth forderte die Bundesregierung auf, sich die Aktion in Frankreich zum Vorbild zu nehmen und hierzulande ebenfalls Pakete zu kontrollieren. „Es braucht ein klares Zeichen. Wir dürfen die systematischen Rechtsverstöße durch Plattformen und Händler aus Fernost nicht weiter tolerieren“, so Genth.
Die beiden umstrittenen chinesischen Online-Plattformen Shein und Temu werden nach Prognose des HDE in diesem Jahr etwa 3,3 Milliarden Euro in Deutschland umsetzen. Der Trend sei „stark wachsend“. Der HDE verwies auf Ergebnisse der Stiftung Warentest, wonach Prüfungen beispielsweise unsicheres Spielzeug, giftige Schwermetalle in Schmuck und zu heiße Ladegeräte ergeben hätten.
Frankreich will Shein sperren
Frankreich hatte am Mittwoch angekündigt Shein vorläufig zu sperren. Grund ist ein Skandal um Sexpuppen, die wie Kinder aussehen. Die Regierung leitete ein Verfahren zur Aussetzung des Geschäftsbetriebs ein. Die Ankündigung, die nur die Online-Plattform betrifft, fiel zeitlich mit der Eröffnung des weltweit ersten dauerhaften Shein-Geschäfts innerhalb eines Pariser Kaufhauses zusammen. Ein Abgeordneter schlug außerdem Alarm, weil über die Plattform Waffen vertrieben werden sollen, deren Besitz in Frankreich ohne besondere Genehmigung verboten ist.
Frankreich fordert auch von der EU, gegen Shein tätig zu werden. „Ich glaube, dass die Plattform eindeutig gegen die europäischen Regeln verstößt“, sagte Außenminister Jean-Noel Barrot dem Radiosender Franceinfo. „Ich glaube, dass die Europäische Kommission handeln muss. Sie kann nicht länger warten.“
EU-Kommission zeigt Verständnis
Die EU-Kommission zeigte Verständnis für die französische Haltung. „Die in Frankreich erhobenen Bedenken sind Bedenken, die wir bereits haben“, sagte ein Kommissionssprecher. Die EU werde nicht zögern, Maßnahmen gegen Shein zu ergreifen. Man wolle nicht, dass Produkte wie Puppen mit kinderpornografischem Charakter in Europa zum Verkauf angeboten würden. Gleichzeitig könnte nicht eine gesamte Plattform „plötzlich“ gesperrt werden, weil dort „bestimmte Arten illegaler Waren zirkulieren“.
Shein ist ein Online-Modeunternehmen, das ursprünglich in China gegründet wurde, mittlerweile aber international tätig ist, und seinen Hauptsitz in Singapur hat.









