Bürgerentscheid in München „OlympiJA“ oder „NOlympia“
Stand: 26.10.2025 05:29 Uhr
München möchte sich neben Berlin, Hamburg und der Rhein-Ruhr-Region für die Olympischen und Paralympischen Spiele bewerben. Vorausgesetzt, die Bevölkerung will die Spiele auch haben.
Von Sandra Demmelhuber, BR
„Sind Sie dafür, dass sich die Landeshauptstadt München um Olympische und Paralympische Sommerspiele bewirbt, die entweder im Jahr 2036, 2040 oder 2044 stattfinden?“ – heute sind in München rund 1,1 Millionen Menschen dazu aufgerufen, diese Frage mit „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten.
Befürworter: Projekte können schneller realisiert werden
Schon seit Monaten wird darüber diskutiert, ob erneute Olympische Spiele in der bayerischen Landeshauptstadt mehr Schaden oder mehr Nutzen bringen würden. Die Stadt selbst führt mit der Kampagne „München OlympiJA“ 14 Gründe auf, die aus Sicht der Stadt für die Olympischen und Paralympischen Spiele sprechen.
Dazu zählen finanzielle Aspekte, wie etwa, dass durch die Unterstützung des Freistaates wichtige Stadtentwicklungsprojekte ermöglicht oder der öffentliche Nahverkehr schneller ausgebaut werden könne. Zudem sollen rund 4.000 dringend benötigte Wohnungen im neuen Olympischen Dorf in München-Daglfing entstehen und viele Wettkampfstätten der Olympischen Spiele 1972 saniert werden.
Gegner: Nicht auf „Knebelverträge“ einlassen
Während der Münchner Stadtrat sich fast einstimmig für eine Bewerbung ausgesprochen hatte, formierte sich das Bündnis „NOlympia München“ aus Mitgliedern der ÖDP, der Linken im Stadtrat, dem Bund Naturschutz, Münchner Bürgerinitiativen und dem grünen Landtagsabgeordneten Ludwig Hartmann.
Die Argumente der Olympia-Gegner: Zu viel Flächenversiegelung und Eingriffe in die Natur, beispielsweise durch den Bau des Olympischen Dorfes im Münchner Nordosten. Verkehrschaos, Sorge vor noch höheren Miet- und Bodenpreisen sowie finanzielle Risiken durch Milliarden-Ausgaben für den ohnehin schon angespannten städtischen Haushalt.
Beim Start der Kampagne Ende August verwies der Grünen-Politiker Ludwig Hartmann auch auf die „Knebelverträge“ des Internationalen Olympischen Komitees. Sie zählten zu den Hauptgründen, warum er sich klar gegen eine Bewerbung positioniere: „Das IOC besteht darauf, dass die Gewinne der Spiele beim IOC bleiben. Die Verluste werden an die Allgemeinheit abgewälzt. Ein weiterer Punkt, der mich massiv stört, ist, dass sich das IOC wie in Paris Steuerfreiheit für die Gewinne im Gastgeberland zusichern lassen will“, so der Landtagsabgeordnete. Für ihn sei das ein „Unding“.
Das letzte Wort haben die Bürgerinnen und Bürger
Ob sich die Stadt München für die Spiele bewirbt oder nicht, entscheiden letztendlich wieder die Bürgerinnen und Bürger. Beim letzten Bürgerentscheid im November 2013 über die Winterspiele 2022 wurde eine Bewerbung in allen vier beteiligten bayerischen Städten abgelehnt.
OB: Bürgerwille ist Voraussetzung für Bewerbung
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zeigt sich offen für eine Bewerbung, betont aber, dass eine breite gesellschaftliche Unterstützung die Voraussetzung sei.
Auch in Berlin, Hamburg und der Rhein-Ruhr-Region gibt es Widerstand gegen eine mögliche Olympia-Bewerbung. So lehnt etwa der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Olympische Spiele in allen vier Bewerberregionen ab. Die Stadt Hamburg, die bei der Bewerbung unter anderem auf die nachhaltige Nutzung des Hafens setzt, plant für Mai 2026 ein Bürgerreferendum. Die Rhein-Ruhr-Region will noch über die Form der Bürgerbeteiligung entscheiden, da dort die Spiele auf mehrere Städte verteilt werden sollen.
In Berlin ist derzeit kein offizieller Bürgerentscheid geplant. Die Stadt möchte die Spiele als Zeichen für Frieden und Demokratie ausrichten, als bewusste Abgrenzung zu den NS-Spielen von 1936. Dabei betont sie auch die historische Verantwortung.
Entscheidung im Herbst 2026
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will bis spätestens September 2026 entscheiden, ob und mit welcher Stadt sich Deutschland beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) bewirbt.









