Tote und verletzte Palästinenser Schutzlos den Winterstürmen in Gaza ausgeliefert
Stand: 12.12.2025 12:06 Uhr
Die Not der Menschen im Gazastreifen wird durch die schweren Überschwemmungen immer größer. Zeltlager wurden überflutet, mehrere Menschen getötet. Indes wirft Amnesty der Terrororganisation Hamas Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.
Im durch den Krieg verwüsteten Gazastreifen spitzt sich die ohnehin verzweifelte Lage vieler Menschen nach andauernden Regenfällen weiter zu. Augenzeugen und Berichten zufolge überfluteten Unwetter in den vergangenen beiden Tagen auch Zeltlager für Binnenvertriebene.
Innerhalb von 24 Stunden habe es insgesamt neun Tote infolge des Sturmtiefs „Byron“ gegeben, teilte der Zivilschutz mit. Darunter sei auch ein Kind, das an Unterkühlung gestorben sei.
Provisorische Unterkünfte
Fünf der Menschen starben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa zufolge während des Unwetters durch ein einstürzendes Gebäude. In dem Haus seien Vertriebene untergekommen. Mehrere Menschen wurden demnach verletzt. Laut Zivilschutz liegt das Haus im Norden des Küstengebiets.
Zwei weitere Palästinenser kamen nach Angaben von Wafa und Zivilschutz ums Leben, als eine Mauer auf ein Zeltlager für Vertriebene in Gaza-Stadt krachte.
In dem mehr als zwei Jahre dauernden Krieg zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas haben Hunderttausende Palästinenser ihr Zuhause verloren und leben in provisorischen Unterkünften. Das Unwetter verschärft die Not der Menschen. Der Zivilschutz hatte die Einwohner davor gewarnt, während des Sturmtiefs in durch den Krieg beschädigten Gebäuden unterzukommen.
Amnesty: Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Unterdessen hat Amnesty International der militant-islamistischen Hamas und anderen militanten Palästinensergruppen erstmals Verbrechen gegen die Menschlichkeit während und seit dem 7. Oktober 2023 vorgeworfen. „Bewaffnete palästinensische Gruppen haben während ihrer Angriffe im Süden Israels, die am 7. Oktober 2023 begannen, Verstöße gegen das Völkerrecht, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen“, erklärte die Menschenrechtsorganisation in einem Bericht.
Amnesty hatte der Hamas schon zuvor Kriegsverbrechen vorgeworfen. Nun erklärte die Organisation, die Hamas und ihre Verbündeten hätten während ihres Angriffs auf den Süden Israels am 7. Oktober 2023 und anschließend gegen Geiseln im Gazastreifen auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen, etwa indem sie „Geiseln festgehalten und misshandelt und Leichen zurückgehalten“ hätten.
Amnesty registrierte Fälle von Folter und sexualisierte Gewalt
Amnesty wirft der Hamas eine Reihe von Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor: Mord, „körperliche Zerstörung“, Freiheitsentzug, Folter, Verschwindenlassen, Vergewaltigung und „andere Formen sexualisierter Gewalt“. Dem Bericht zufolge waren die Hamas und ihr bewaffneter Arm, die Essedin-al-Kassam-Brigaden, „hauptverantwortlich“ für diese Verbrechen.
Israels „erschreckende Bilanz an Verstößen gegen die Rechte der Palästinenser“ könne „in keiner Weise als Entschuldigung für diese Verbrechen dienen und entbindet die bewaffneten palästinensischen Gruppen auch nicht von ihren Verpflichtungen unter dem Völkerrecht“, betonte Amnesty. Die Menschenrechtsorganisation hatte Israel im Dezember 2024 vorgeworfen, einen „Völkermord“ an den Palästinensern im Gazastreifen zu begehen und wiederholte diesen Vorwurf im vergangenen Monat.
Israel: Amnesty-Bericht geht nicht weit genug
Die Hamas wies die Vorwürfe von Amnesty zurück. Der Bericht der Menschenrechtsorganisation enthalte „Ungenauigkeiten und Widersprüche“, erklärte die Terrormiliz. Der Bericht wiederhole die „Lügen und Anschuldigungen“ der israelischen „Besatzungsregierung“. Dass Vorwürfe wie „Vergewaltigung, sexueller Gewalt und der Misshandlung von Geiseln“ erhoben würden, zeige deutlich, dass der Bericht aufwiegeln solle und „das Bild des Widerstands verzerren soll“, erklärte die Hamas weiter. Amnesty müsse diesen „fehlerhaften und unprofessionellen“ Bericht zurückziehen.
Israel erklärte hingegen, der Amnesty-Bericht gehe nicht weit genug. Er erfasse „nicht das Ausmaß der Gräueltaten“, die von der Hamas verübt worden seien.








