
Stand: 17.10.2025 20:01 Uhr
Für Ungarns Premier Orban ist das Treffen des Kremlchefs mit dem US-Präsidenten in Budapest ein großer Coup. Denn es passt in Orbans Narrativ, er sei der einzige Friedensstifter Europas. Insbesondere so kurz vor den Wahlen.
Das Datum der Friedensgespräche zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin in der ungarischen Hauptstadt ist noch nicht klar. Doch Premier Viktor Orban zelebriert das Ganze schon in seinen Medien.
Sehr aktiv ist Orban unter anderem auf der Plattform X. Da präsentiert er sich in seinem persönlichen Profil als „Friedenskämpfer, Ehemann, Vater, Großvater und Premierminister von Ungarn“. Wohlgemerkt: „Friedenskämpfer“ steht da an erster Stelle.
„Ungarn ist die Insel des Friedens“, postete Orban Donnerstagabend. „Das geplante Treffen zwischen dem amerikanischen und dem russischen Präsidenten ist eine großartige Nachricht für alle Menschen, die den Frieden lieben. Wir sind bereit.“
Europa als Feindbild
Europa sei dagegen vollkommen auf Krieg eingestellt, behauptet Orban in einem Videoclip. „Europa ist laut seiner eigenen Definition im Krieg. Sowohl die Anführer der größten EU-Staaten als auch die Chefs der EU-Institutionen sprechen vom russisch-ukrainischen Krieg, als ob das unser Krieg sei und als ob Europa im Krieg sei“, so Orban.
Besonders eine Politikerin greift Viktor Orban persönlich an: seine wichtigste Gegenspielerin in Brüssel, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
„Wir sehen jeden Tag, wie Kommissionspräsidentin von der Leyen um die Welt reist, um nichts anderes zu tun, als über den Krieg zu reden. Das zeigt ganz klar, dass es hier eine Art Kriegspsychose gibt und einen Wettbewerb, wer die militantesten Positionen vertritt,“ sagt Orban im Video.
Massive Kritik an Orban
Orbans Haltung stößt bei der überwiegenden Mehrheit der anderen EU-Staaten auf Kritik, unter anderem beim Präsidenten Litauens, Gitanas Nauseda.
„Es sendet eine völlig falsche Message in alle Richtungen, an die internationale Gemeinschaft und an die Ukraine. Die Ukraine kämpft für ihre Freiheit und für die Unabhängigkeit des Landes“, sagte Nauseda vor einigen Tagen dazu vor Medienvertretern.
Die Kritik an Orban ähnelt der an Trump. Beide hätten im Krieg gegen die Ukraine bislang nichts erreicht, außer Friedensrhetorik zu verbreiten und Putin milde und freundschaftlich gegenüberzutreten, so Nauseda. Putin sehe sich weiterhin nicht davon abgehalten, die Ukraine zu erobern.
Ungarn als „einziger Ort der Hoffnung“
Laut Orban laufen die Vorbereitungen für die Friedensgespräche in Budapest auf vollen Touren. Es habe Telefonate zwischen ihm und Trump gegeben und zwischen ihm und Putin. Geplant sei auch ein US-ungarisches Treffen in Washington.
Orban stellt es so dar, als ob Ungarn derzeit der einzige Ort der Hoffnung in Europa sei. „Wenn sie heute auf die Landkarte sehen und sich die europäischen Staats- und Regierungschefs anschauen, dann wird schnell klar, dass Budapest der einzige Ort in Europa ist, wo ein solches Treffen stattfinden kann“, erklärte der Premier.
„Ungarn ist das einzige Land für den Frieden, wobei wir da mit der Slowakei zusammenarbeiten. Aber seit drei Jahren sind wir das einzige Land, das sich konsequent offen, laut und aktiv für den Frieden einsetzt.“
Hilft der Gipfel bei den Wahlen?
In Ungarn gibt es im April kommenden Jahres Parlamentswahlen. In den Umfragen liegt Orbans Herausforderer, Peter Magyar, mit seiner pro-europäischen Tisza-Partei seit Monaten in Führung.
Im Europawahlkampf hatte Orban schon einmal die Ukraine-Karte gespielt. In seiner damaligen Kampagne versuchte er den Wählern einzureden, dass die EU ungarische Soldaten an die Front schicken wolle, um gegen die Russen zu kämpfen.
Es ist davon auszugehen, dass Orban auch jetzt im Wahlkampf wieder auf ein ähnliches Narrativ setzen wird. Dabei erhofft er sich von den Friedensverhandlungen zwischen Trump und Putin in Budapest einen ordentlichen Aufwind.