Stand: 12.12.2025 17:53 Uhr
Genau zehn Jahre ist es her, dass sich in Paris fast 200 Staaten auf ein globales Klimaabkommen einigten. Die Verhandlungen hätten auch ganz anders ausgehen können, erinnert sich der damalige Konferenzleiter Fabius.
Es war im Norden von Paris in den Messehallen von Le Bourget gegen 19:30 Uhr. Der Leiter der Klimakonferenz, der damalige französische Außenminister Laurent Fabius, wendet sich an die Vertreter aus fast 200 Staaten der Welt im Saal vor ihm. Fabius fragt sie, ob sie das Schlussdokument mit dem Titel „Abkommen von Paris“ annehmen wollen: „Ich schaue in den Saal, sehe keine Einwände. Das Abkommen von Paris ist angenommen!„
Riesen-Beifall brandet im Saal auf, nachdem Fabius mit seinem kleinen Holzhammer auf das Pult vor ihm geschlagen hat. Der Hammer befindet sich mittlerweile im Pariser Stadtmuseum, im „Musée Carnavalet“. Und Laurent Fabius ist 79 Jahre alt. Im Frühjahr hat er sein letztes großes Mandat als Präsident des französischen Verfassungsrates niedergelegt. Aber an den Abend des 12. Dezember 2015 erinnert er sich noch genau:
Also ich war sehr müde. Die Minister auch. Aber auf einmal, als ich mit meinem kleinen Hammer geschlagen habe, war es wie eine Befreiung. Und was mich wie Sie beeindruckt hat, waren die Minister. Das sind ja normalerweise recht ruhige, manchmal etwas ernste Leute. Und da umarmten sie sich auf einmal. Sie sprangen in die Luft.
Laurent Fabius, damaliger Außenminister Frankreichs
„Habe bis zum letzten Moment gezweifelt“
In der Tat umarmten sich unten im Saal vor Fabius auf einmal Ministerinnen und Minister aus aller Welt. Auch der US-amerikanische Außenminister John Kerry freute sich. In der ersten Reihe jubelte Friedensnobelpreisträger Al Gore. Sie alle hatten den Boden bereitet für den „Accord de Paris“, das Klimaabkommen der COP21 von Paris. Die Stimmung war euphorisch. Die Teilnehmer hatten das Gefühl, etwas vorher als unmöglich Erscheinendes, etwas Historisches, erreicht zu haben.
Laurent Fabius – ehemaliger Außenminister und Premier Frankreichs – war damals sichtlich bewegt. „Ich war gerührt. Ich war müde, hatte viele Kilos verloren“, sagt er jetzt. „Wissen Sie: Was den Erfolg vom Misserfolg trennt, ist oft ganz wenig. Bis zum letzten Moment habe ich daran gezweifelt.“
1,5-Grad-Ziel inzwischen kaum zu halten
Das Ziel des Pariser Klimaabkommens war es, die globale Durchschnittstemperatur deutlich unter zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu halten. Darüber hinaus sollten Anstrengungen unternommen werden, die Erhöhung der Temperatur auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Inzwischen werden diese Zielwerte von Wissenschaftlern als unrealistisch betrachtet. Geht man davon aus, dass die Staaten alles umsetzen, was sie sich in ihren nationalen Klimaschutzplänen bislang vorgenommen haben, wäre den Berechnungen der Vereinten Nationen zufolge bis Ende des Jahrhunderts mit 2,3 bis 2,5 Grad Erderwärmung zu rechnen.
Dass die Prognosen aktuell nicht höher sind, hält Laurent Fabius für den zentralen Verdienst der Klimakonferenz von Paris. „Bei der Klimakonferenz in Paris haben die Wissenschaftler gesagt, wir werden eine Entwicklung mit einer Erderwärmung von mindestens über vier Grad bekommen. Jetzt, zehn Jahre später und in Anbetracht des Pariser Abkommens, sagen dieselben Wissenschaftler, der Anstieg wird zweieinhalb Grad ausmachen.“ Man sei also von vier auf zweieinhalb Grad gekommen. „Das heißt, Millionen Menschenleben wurden gerettet“, so Fabius.
Geopolitische Lage heute viel schwieriger
Aber natürlich, so Fabius, müssten die Staaten weiter daran arbeiten, den Temperaturanstieg stärker zu begrenzen. Dass es bei der Klimakonferenz im vergangenen November in Belém nur wenige Fortschritte gegeben hat, ist für Fabius nicht erstaunlich. Der 79-Jährige war selbst vor Ort in Brasilien. Die geopolitische Lage sei viel schwieriger als vor zehn Jahren in Paris, wo noch eine Art Einklang zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und den Staaten existiert habe. Das sei heute anders.
Trotzdem gebe es keine Alternative, sagt er. „Für mich lässt sich diese Frage relativ einfach zusammenfassen: Wir müssen unseren Energiemix ändern. Ansonsten wird uns die Natur brutal nach vielen Katastrophen dazu zwingen.“









