Stand: 10.12.2025 16:24 Uhr
Die EU hat ihr Klimaziel für 2040 nun endgültig beschlossen. Sie selbst und auch der Bundesumweltminister zeigen sich zufrieden. Experten sind skeptisch – aber auch ein wenig hoffnungsvoll.
Um 90 Prozent sollen die Treibhausgas-Emissionen der EU bis 2040 sinken, im Vergleich zu 1990 – mit einigen Details im Kleingedruckten. Trotzdem: EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra sieht darin eine pragmatische und ambitionierte Einigung. Auch Bundesumweltmister Carsten Schneider ist zufrieden.
Kritiker hingegen sehen das Ziel „aufgeweicht“, weil die EU-Länder bis zu fünf Prozentpunkte dieser 90 Prozent Treibhausgase einfach auslagern können. Das passiert dann durch Zertifikate.
Damit wird aus dem 90-Prozent-Ziel faktisch ein 85 Prozent Ziel, betont Oliver Geden, Leiter des Forschungsclusters Klimapolitik bei der Stiftung Wissenschaft und Politik. „Mir persönlich wäre es lieber, wenn man das auch so sagen würde: Wir haben uns auf 85 Prozent geeinigt“, sagt er. „Fünf Prozentpunkte dieser 90 Prozent werden halt nicht die gleiche Qualität haben, und man muss auch damit rechnen, dass diese fünf Prozent nicht wirklich ein Beitrag sind.“
Anforderungen an Zertifikate nicht immer eingehalten
Solche Emissions-Gutschriften sind tatsächlich umstritten und bergen einige Risiken. Die sieht auch Professor Manfred Fischedick, Präsident des Wuppertalinstituts für Klima, Umwelt und Energie. „Aus der Vergangenheit wissen wir, dass schon die Gefahr besteht, dass zentrale Anforderungen an solche Zertifikate nicht eingehalten werden können: etwa Transparenzanforderungen, Zusätzlichkeit – damit man Doppelzählungen vermeidet -, Dauerhaftigkeit von Emissionsvermeidung“, erklärt Fischedick. „Und damit am Ende des Tages diese fünf Prozent doch maßgeblich verwässert werden.“
Trotzdem befürwortet er, genau wie viele andere Fachleute, die Einigung. Denn am Ende sind auch 85 Prozent Minderung ein Wort, meint Klimapolitik-Experte Geden. „Wir haben bis 2030 ein Ziel von minus 55 Prozent, bis 2040 dann minus 85 Prozent, wenn wir streng hingucken, das sind immer noch 30 Prozentpunkte mehr Ambitionen innerhalb einer Dekade“, sagt er. „Das ist wahnsinnig viel, und wenn man sich ansieht, dass Klimaschutz gerade weltweit nicht besonders hoch auf der Agenda steht, könnte man sagen: Das ist doch ganz ordentlich.“
Schafft die EU überhaupt das 2030-Ziel?
Zumindest auf längere Sicht – kurzfristig könnte es aber knapp werden, und zwar mit dem vorgelagerten Ziel für 2030. Da gibt es Zweifel, ob die EU das tatsächlich erreichen kann. Helfen sollte unter anderem, Sprit fürs Tanken und Heizen mit Gas oder Öl teurer zu machen, dem klimaschädlichen CO2 also einen Preis zu geben.
Je mehr davon ausgestoßen wird, desto teurer wird es – ein klarer Anreiz sich klimafreundlicher zu verhalten. 2027 hätte das kommen sollen, laut Vorschlag verschiebt es sich aber um ein Jahr. Ein Punkt, der vor allem osteuropäischen Ländern wichtig war, um soziale Härten zu dämpfen.
„Im Zweifel, wenn man es denn 2028 einführt, muss der CO2-Preis sogar höher sein, um dann mit der gleichen Geschwindigkeit auf ein gleiches Minderungsziel zu kommen“, sagt Fischedick dazu. „Das heißt, die Verschiebung macht nur dann Sinn, wenn man parallel Maßnahmen ergreift, um Druck aus dem Kessel zu nehmen.“
Noch nicht zu spät
Trotz der Kritikpunkte: Noch hat die EU die Chance ihre Klimaziele zu erreichen. „Man kann wieder auf einen guten Fahrplan kommen, wenn man an dem festhält, was man jetzt beschlossen hat: Nämlich die 90 Prozent jetzt ernst zu nehmen, die fünf Prozent Offenheit in Richtung Zertifikate wirklich sehr streng zu halten“, so Fischedick. „Insofern hoffe ich, dass wir jetzt zu einem kontinuierlichen Umsetzungsprozess kommen und nicht zu einem weiteren Verwässerungsprozess.“










