Anlegerschutz Die Skandale und Betrügereien des Börsenjahres 2025
Stand: 19.12.2025 06:45 Uhr
Das Schwarzbuch Börse ist da – und wieder randvoll mit spektakulären Fehltritten der Konzerne. Die Anlegerschützer geben zudem Tipps, wie sich Kleinanleger vor Anlagebetrug schützen können.
An der Frankfurter Börse geht ein starkes Aktienjahr 2025 zu Ende. Seit Jahresbeginn verzeichnete der deutsche Leitindex DAX einen Gewinn von rund 20 Prozent. Doch nicht alle Anlegerinnen und Anleger haben Grund, die Sektkorken knallen zu lassen. Denn auch dieses Börsenjahr war wieder reich an Skandalen und Betrugsversuchen – besonders auf Social Media. Zu diesem Schluss kommt die Schutzgemeinschaft der deutschen Kapitalanleger – kurz SdK – in ihrem neuen Schwarzbuch Börse.
Anlegerschützer haben Anlass zur Sorge
„Wir sehen sehr stark, dass TikTok-Videos und WhatsApp-Gruppen dazu genutzt werden, Anleger zu betrügen und in falsche Anlagen zu locken“, betont SdK-Experte Marc Liebscher im Gespräch mit der ARD-Finanzredaktion.
Zudem gebe es bei der Aufarbeitung von Deutschlands größtem Wirtschaftsskandal, dem Wirecard-Skandal, nur wenig Fortschritte. Tatsächlich warten immer noch viele Anlegerinnen und Anleger hier auf Schadenersatz. „Das heißt unterm Strich positive Kursentwicklung – aber auch viel Anlass zur Sorge“, bilanziert Liebscher.
Wer ist die SdK?
Die 1959 gegründete Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. (SdK) zählt zu den führenden deutschen Anlegervereinigungen. Sie hat rund 7.200 Mitglieder. Ihr Schwerpunkt ist die Interessenvertretung von Kapitalanlegern – insbesondere Kleinanlegern – auf Haupt- und Gläubigerversammlungen.
BayWa-Aufsichtsrat ohne Verantwortung?
Beispiel BayWa: Der ehemalige Agrarriese steckt mitten in einer tiefgreifenden Sanierung und hat es dieses Jahr erneut ins Schwarzbuch Börse geschafft. Denn 2025 wurde bekannt, dass auf der privaten Geburtstagsfeier von Monika Hohlmeier – CSU-Politikerin, Strauß-Tochter und Mitglied des BayWa-Aufsichtsrats – der Kabarettist Django Asül zur Unterhaltung der Gäste auftrat.
Der zehnminütige Auftritt wurde laut der Süddeutschen Zeitung von der BayWa bezahlt und vom damaligen Konzernchef Klaus Josef Lutz organisiert. Kosten: knapp 11.000 Euro.
Das sorgt bei der SdK für Entsetzen: „Während der Vorstand aufräumt, Mitarbeiter gehen müssen und Aktionäre zur Rettung tief in die Tasche greifen, kleben im Aufsichtsrat die alten Garden weiter an ihren Sesseln, ohne Verantwortung zu übernehmen“, sagt Liebscher. Die SdK fordert einen geschlossenen Rücktritt des gesamten Aufsichtsrats – das solle Platz schaffen für einen personellen Neuanfang.
VARTA-Aktionäre enteignet?
Ein Dorn im Auge ist den Anlegerschützern auch das Sanierungsverfahren bei der VARTA AG. Das Unternehmen war in die Krise geraten, hatte bereits im Juli 2024 ein Verfahren nach dem Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz, kurz StaRUG, eingereicht.
Die Folge: Das Grundkapital wurde einfach auf null herabgesetzt – sämtliche Altaktionäre gingen dadurch leer aus. Die SdK sieht darin eine verfassungsrechtliche Enteignung der Aktionäre – und hat dagegen im laufenden Jahr eine Verfassungsbeschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht eingelegt.
Der Fall VW: BGH stärkt Rechte der Aktionäre
Während hier der Entscheid noch aussteht, hat die SdK in einem anderen Fall in diesem Jahr Recht bekommen. Im September hat der Bundesgerichtshof (BGH) einen Beschluss der Volkswagen-Hauptversammlung von 2021 über einen großen Vergleich mit Manager-Haftpflichtversicherern für nichtig erklärt, weil die Aktionäre nicht ausreichend informiert wurden. Der Fall muss nun neu verhandelt werden – die Rechte der Aktionäre auf vollständige Transparenz wurden damit gestärkt.
„Das heißt, auch 2025 wieder herausragende Beispiele geliefert, was am Aktienmarkt und bei Unternehmen – bei großen deutschen Unternehmen – nicht wirklich funktioniert“, betont SdK-Experte Liebscher.
Immer mehr Anlagebetrug über WhatsApp und TikTok
Doch nicht nur bei den Unternehmen selbst gibt es schwarze Schafe: Ein in diesem Jahr immer häufiger zu beobachtendes Phänomen ist der Anlagebetrug auf Social Media: Wurden wertlose Aktien früher häufig über Telefonanrufe und Spam-Mails empfohlen, so haben Anlagebetrüger mit WhatsApp, TikTok und Co. ein völlig neues Forum bekommen.
„Besonders im Bereich Social Media sehen wir gefährliche Entwicklungen. So werden in WhatsApp-Gruppen Aktienempfehlungen abgegeben, die Leute kaufen dann diese Aktien und verlieren massiv Geld“, erklärt Liebscher. „Da müssen Anleger unglaublich aufpassen. Es gibt nicht die Anlage, die einen binnen eines Vormittags reich macht. Das ist Chimäre, das ist Betrug!“
Die Botschaft der Anlegerschützer ist klar: Wer investiert, sollte besser genau hinschauen – vor allem bei vermeintlich „heißen“ Aktientipps auf WhatsApp, Facebook oder TikTok.









