Waffenruhe im Gazastreifen Wann kommen die Geiseln frei?
Stand: 11.10.2025 12:43 Uhr
Die Waffenruhe für den Gazastreifen hält offenbar wie vereinbart. Nun richtet sich der Blick auf die nächsten Schritte des Friedensprozesses. Laut US-Präsident Trump sollen die israelischen Geiseln am Montag freikommen. Er selbst will in die Region reisen.
US-Präsident Donald Trump rechnet am Montag mit der Freilassung der israelischen Geiseln aus der Hamas-Gefangenschaft. Das sagte er Reportern im Weißen Haus. Noch am Freitag hatte Trump gesagt, dass die Geiseln am Montag oder Dienstag freikommen sollen und dass er dann wahrscheinlich in Israel sein werde.
Der US-Präsident geht davon aus, dass die Waffenruhe im Gazastreifen halten wird. „Sie sind alle müde vom Kämpfen“, sagte er. Die Waffenruhe im Gazastreifen werde zu einem umfassenderen Frieden im Nahen Osten führen, erklärte er weiter. Es gebe noch ein paar kleine Krisenherde, diese seien aber „sehr klein“.
Israels Armee zieht sich zurück
Am Freitagmittag war im Gazastreifen eine Waffenruhe in Kraft getreten, nachdem Israel und die islamistische Hamas einem ersten Teil des US-Friedensplans zugestimmt hatten. Er sieht vor, dass innerhalb von 72 Stunden die Geiseln ausgehändigt werden. Derzeit befinden sich noch 48 Verschleppte im Gazastreifen, von denen nach israelischen Informationen noch 20 am Leben sind.
Aus Hamas-Kreisen hieß es, die Terrororganisation werde alle lebenden und möglichst auch die toten Geiseln zwischen Sonntag und Montagmorgen 6.00 Uhr (5.00 Uhr MESZ) voraussichtlich schrittweise übergeben. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa.
Im Austausch gegen die Geiseln soll Israel knapp 2.000 palästinensische Gefangene freilassen – darunter rund 250 zu lebenslanger Haft verurteilte Häftlinge. Dieser Übereinkunft gingen indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas in Verhandlungen in Ägypten voraus. Gemäß dem Friedensplan haben sich die israelischen Streitkräfte mittlerweile auf eine vorher vereinbarte Position zurückgezogen. Noch immer besetzen die Truppen etwa die Hälfte des Gazastreifens.
Trump will vor Knesset sprechen
Eigenen Angaben zufolge will Trump am Sonntag zu einer Reise in den Nahen Osten aufbrechen. Dann will er auch eine Rede vor der Knesset, dem israelischen Parlament, halten. Trump kündigte seinen Auftritt an, nachdem ihn der Knesset-Vorsitzende Amir Ohana offiziell ins Parlament eingeladen und auf der Plattform X geschrieben hatte: „Israel erwartet den Friedenspräsidenten.“
Neben seiner Rede vor der Knesset erwähnte Trump auch Ägyptens Hauptstadt Kairo als Station seiner Reise. Kürzlich hatte Trump bereits angekündigt, er werde nach Ägypten reisen, um an einer „offiziellen Unterzeichnung“ des Abkommens zwischen Israel und der Hamas teilzunehmen.
Al-Sisi lädt Kanzler Merz ein
Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi plant eine feierliche Zeremonie anlässlich der mühsam errungenen Einigung nach zwei Jahren Krieg. Wann die Zeremonie stattfinden soll, ist noch unklar. Eingeladen wurde demnach auch Bundeskanzler Friedrich Merz.
Wie das Präsidialamt in Kairo mitteilte, sprachen er und Staatschef al-Sisi am Telefon über die Details von Trumps Friedensplan für den Küstenstreifen. Aus deutschen Regierungskreisen hieß es, der Kanzler habe die Einladung dankend entgegengenommen. „Konkrete Reiseplanungen können zum jetzigen Zeitpunkt nicht mitgeteilt werden, eine mögliche Teilnahme ist geplant.“
Der deutsche Regierungssprecher Stefan Kornelius teilte mit, Merz habe al-Sisi in dem Telefonat für Ägyptens Vermittlung zur Beendigung des Krieges gedankt und „seine guten Dienste als Gastgeber der Friedensverhandlungen“ gewürdigt.
WFP: Schnelle Hilfe ist überlebenswichtig
Merz unterstrich nach Angaben seines Sprechers, dass Deutschland sich gemeinsam mit Ägypten auch für die humanitäre Hilfe und den Wiederaufbau Gazas engagieren wolle. Im Zuge der Waffenruhe sollen nämlich auch wieder Hilfslieferungen möglich werden. „Für die Menschen in Gaza ist dieser Moment überlebenswichtig“, sagte der Deutschland-Direktor des World Food Programme (WFP), Martin Frick, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
An den Grenzübergängen stünden 60.000 Tonnen Nahrungsmittel zur Einfahrt bereit, weitere 100.000 Tonnen seien in der Region im Zulauf, erklärte Frick. Damit lasse sich Gaza fast drei Monate lang versorgen, wenn der Zugang sicher und verlässlich sei.
Mit Beginn der Waffenruhe sind offenbar Zehntausende Menschen in den Norden des Gazastreifens zurückgekehrt. Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen teilte mit, 200.000 vertriebene Palästinenser seien dorthin zurückgekommen.