
Roman „Die Holländerinnen“ Dorothee Elmiger gewinnt Deutschen Buchpreis
Stand: 13.10.2025 19:47 Uhr
Der Deutsche Buchpreis geht in diesem Jahr an die Schriftstellerin Dorothee Elmiger. Sie erhält die renommierte Auszeichnung für ihr Buch „Die Holländerinnen“ – ein Werk, das die Autorin fast vom Schreiben abgebracht hätte.
Die Schriftstellerin Dorothee Elmiger ist neue Preisträgerin des Deutschen Buchpreises. Der bei einem Festakt in Frankfurt am Main bekanntgegebenen Jury-Entscheidung zufolge erhielt sie die Auszeichnung für ihren Roman „Die Holländerinnen“.
Er handelt von einem monströsen Theaterprojekt im südamerikanischen Urwald. Gemeinsam soll eine Künstlergruppe den Spuren von zwei Holländerinnen nachgehen, die dort einige Jahre zuvor auf ungeklärte Weise verschwunden sind.
„Dieser Roman ist ein Ereignis“, heißt es in der Begründung der Jury. Elmigers Stil sei gleichzeitig distanziert und doch fesselnd und das Buch „ein faszinierender Trip ins Herz der Finsternis“. Die 1985 geborene Schweizerin, die in New York lebt, galt bereits als eine Favoritin.
Verstörende Geschichten im Urwald
Erzählt wird Elmigers unheimliche Geschichte weitgehend in der indirekten Rede: Eine Schriftstellerin berichtet in einer Poetikvorlesung, wie sie sich mit einer Theatergruppe im Urwald auf die Spur zweier dort vor Jahren verschwundener Frauen begibt. Doch das Projekt läuft ziemlich aus dem Ruder: Die Gruppe wird vom Urwald nahezu verschluckt.
Auf der Wanderung erzähle sich die Gruppe verstörende Geschichten. Je tiefer diese sich im Dickicht verlaufe, desto mehr reiße Elmiger Leserinnen und Leser in einen „Sog der Angst“, so die Jury. „Ihr Roman erzählt von Menschen, die in ihr ‚dunkelstes Gegenteil‘ verfallen.“ Darin erkennbar sei auch „ihr Verweis auf unsere Gegenwart, die Schritt für Schritt in Selbstüberhebung versinkt.“
Elmiger wollte während des Schreibens aufgeben
Ihr Buch „Die Holländerinnen“ sei entstanden, weil sie über verschiedene Formen von Gewalt, Beherrschung oder Dominanz habe nachdenken wollen, sagte Elmiger im September in einem Interview der Schweizer Wochenzeitung. „Ich hatte gemerkt, dass mein Text sehr düster ist, auch verzweifelt. Darin entspricht er mir eigentlich nicht. Ich habe trotz allem eine große Zuversicht.“
Sie habe beim Schreiben des Buches fast aufgegeben, sagte Elmiger. Sie habe drei, vier Jahre lang immer wieder alles verworfen. „Es wurde immer schlimmer, bis ich dachte: Ich muss mich vom Schreiben verabschieden, diese Phase meines Lebens ist nun vorbei.“ Dann sei es gewesen, als habe sich plötzlich eine Handbremse gelöst. Den Endspurt beschreibt sie als „beinahe fiebriges Schreiben“.
Sechs Bücher im Finale
Mit dem Deutschen Buchpreis zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels seit 2005 jährlich den besten deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Der renommierte Preis ist mit 25.000 Euro dotiert und wird im Rahmen der Frankfurter Buchmesse vergeben. Ab Mittwoch ist die Messe zunächst für Fachbesucher geöffnet, ab Freitag dann auch für das breite Publikum.
Die weiteren fünf Finalisten waren Kaleb Erdmann mit „Die Ausweichschule“, Jehona Kicaj mit „ë“, Thomas Melle mit „Haus zur Sonne“, Fiona Sironic mit „Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft“ sowie Christine Wunnicke mit „Wachs“. Um den Buchpreis haben sich mehr als 200 Autoren und Autorinnen beworben.
Im vergangenen Jahr gewann Martina Hefter mit ihrem Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“. Geehrte Bücher wurden in der Vergangenheit oft zu Bestsellern.