
Stand: 16.10.2025 00:39 Uhr
JB Pritzker stellt sich als Gouverneur von Illinois energisch gegen US-Präsident Trump. Das verschafft ihm landesweit Beachtung. Von seiner Partei erwartet er mehr im Kampf gegen Trump – vielleicht auch für eigene Ziele?
JB Pritzker hat abgenommen. Viel. In Amerika nährt das traditionell den Verdacht: Da will jemand Präsident werden. Stimmt nicht, entgegnet der 60-Jährige immer wieder – ihm gehe es um seine Gesundheit. Schließlich wolle er noch viel Zeit mit seinen beiden Kindern verbringen.
Auf der nationalen Bühne ist der Gouverneur des US-Bundesstaates Illinois jetzt immer häufiger präsent. Sein Widerstand gegen Präsident Donald Trump macht ihn landesweit bekannt.
Dutzende Male hat Illinois bereits Klage gegen Trumps Politik eingereicht. Dies sei der Moment, wo man aufstehen und alles tun müsse, um sich zu widersetzen, sagte Pritzker kürzlich in der Show des Polit-Satirikers Jon Stewart. Was Trump tue, sei autoritär oder gar faschistisch. Und Soldaten in amerikanische Städte zu schicken, sei Teil eines Versuches, die nächsten Wahlen zu kapern.
Pritzker regiert Illinois seit 2019. Die damalige Entscheidung, für das Gouverneursamt anzutreten, sei eine Reaktion auf Trumps ersten Wahlsieg 2016 gewesen, erzählt später seine Ehefrau MK Pritzker. Ihr Mann und sie hätten sich verpflichtet gefühlt, wieder in der Politik aktiv zu werden. Ende der 1990-Jahre hatte JB Pritzker versucht, in das US-Repräsentantenhaus zu kommen, war aber bereits in der parteiinternen Vorwahl gescheitert.
Hotels machten die Familie reich
Die Pritzkers sind eine der reichsten Familien der USA. JBs Vater Donald war es, der zusammen mit seinem Bruder Jay aus einem Motel am Flughafen von Los Angeles eine der größten Hotelketten der Welt machte, die Hyatt Hotels.
Die Pritzkers sind großzügige Philantropen und spenden immer wieder reichlich. Mindestens sieben öffentliche Gebäude in Chicago tragen den Namen eines der Pritzkers. Den Grundstein für die Dynastie legte der Apotheker Nicholas J. Pritzker, ein Jude aus Kiew, der 1881 einwanderte.
JB Pritzker erbt etwa 1,3 Milliarden Dollar und verdreifacht sein Vermögen dann. Bis zu seinem Gang in die Politik arbeitet der studierte Jurist als Investor und führte ein Tech-Gründerzentrum.
Politisch das Ansehen der Eltern ehren
Doch sein finanzielles Privileg schützt JB Pritzker nicht vor persönlicher Tragödie. Bereits als kleiner Junge verliert er seinen Vater. Der erliegt mit 39 Jahren einem Herzinfarkt. Zehn Jahre später stirbt Pritzkers Mutter Sue. Sie sei seine Heldin gewesen, erzählt der Gouverneur kürzlich dem Late-Night-Talker Stephen Colbert.
Häufig habe sie ihn auf Demonstrationen mitgenommen. Ihr Eintreten vor allem für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch habe ihn geprägt: „Wenn du so früh deine Eltern verlierst, willst du dein Leben lang etwas tun, um sie zu ehren.“ Für die Rechte der Menschen einzutreten und sie vor den Angriffen von jemandem wie Trump zu schützen – das sei etwas, das auch seine Mutter jetzt täte.
JB Pritzker stellt sich gegen Trump – und weiß, welche Bilder sich dabei gut machen: zum Beispiel ein Auftritt vor einem Trump-Hotel in Chicago.
In der Mitte, mit linkem Einschlag
2022 gewinnt Pritzker die Wiederwahl, mit dem höchsten Stimmenanteil eines demokratischen Gouverneurs in Illinois seit mehr als 60 Jahren. Er gilt nun als der reichste Inhaber eines Wahlamtes in den USA.
In Illinois‘ Hauptstadt Springfield regiert er aus der Mitte, aber mit linkem Einschlag: Er bringt die Finanzen des hochverschuldeten Bundesstaates in Ordnung, trägt dazu bei, dass sich die Investitionen im Privatsektor innerhalb eines Jahres verdoppeln und steckt viel Geld in Energiewende und Bildung.
Über fünf Jahre erhöht er schrittweise den Mindestlohn von 8,25 auf 15 Dollar pro Stunde. Er setzt ein Verbot von halbautomatischen Waffen durch. Und er macht Illinois zu einem sicheren Hafen für Frauen aus anderen Bundesstaaten, die eine Abtreibung vornehmen lassen möchten.
Wenige US-Bundesstaaten geben pro Schüler so viel Geld für Bildung aus wie Illinois.
Unzufrieden mit seiner Partei
Dieser Tage ist JB Pritzker auf Krawall gebürstet, gegen Trump. Dabei ärgert er sich über seine Partei. Es frustriere ihn, dass die Demokraten bisher nicht so kraftvoll in den Kampf gegen den US-Präsidenten gegangen seien, wie es nötig sei, sagt er im Podcast von Jon Stewart.
Derzeit seien sie nur „mit 15 Meilen die Stunde“ unterwegs, wo es eigentlich ein Tempo von 100 Meilen pro Stunde brauche. Wie auch immer: Er sei jetzt „Team Fight“ – er mache jetzt Dampf, so der Gouverneur.