
Von #Booktok bis KI Welche Trends die Buchbranche beschäftigen
Stand: 16.10.2025 03:04 Uhr
Künstliche Intelligenz, Käuferschwund und Bücher als Sammlerstücke: Der Literaturmarkt ist im Wandel – und das zeigt sich auch auf der 77. Frankfurter Buchmesse. Die Branche beschäftigen neue und alte Trends.
Es ist das zentrale Thema der 77. Frankfurter Buchmesse: Künstliche Intelligenz (KI). So genannte generative KI-Modelle werden mit urheberrechtlich geschützten Inhalten trainiert, sie erstellen auf dieser Basis neue Inhalte wie Texte, Bilder oder Musik.
Bisher tun sie das, ohne dass die entsprechenden Unternehmen vorher das Einverständnis von Autorinnen und Autoren einholen und eine Entschädigung zahlen. Auf der Messe diskutiert die Buchbranche nun eine Lizenzierung für diese Modelle – und die bislang vielen offenen Fragen: Wie genau könnten solche Lizenzen aussehen? Was würden sie kosten? Und geben Autorinnen und Autoren ihr geistiges Eigentum nicht für Produkte auf, die mit ihren konkurrieren?
„Die Macht digitaler Oligopole eindämmen“
Der neue Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, Peter Kraus vom Cleff, fordert von der Politik, klare Regeln zu schaffen und „die Macht digitaler Oligopole einzudämmen, die nicht nur in riesigem Ausmaß Inhalte stehlen, sondern auch zunehmend Einfluss auf die Meinungsbildung und Politik nehmen“. Die EU und die Bundesregierung dürften sich nicht von den USA erpressen lassen und ihre Regulierung aufweichen.
Ein Thema, das die Messe außerdem beschäftigen dürfte, ist der nun wahrscheinlich beigelegte Gaza-Krieg. Einige Autorinnen und Autoren aus dem diesjährigen Buchmesse-Gastland Philippinen hatten sich einem Boykottaufruf der Organisation „Publishers for Palestine“ angeschlossen.
Die Buchmesse respektiere die Entscheidung von Autorinnen und Autoren, nicht anzureisen, heißt es von Buchmesse-Sprecher Torsten Casimir. Antisemitismus, Hassrede – „wenn Grenzen überschritten werden, dann wird das rechtlich abgearbeitet“, betonte er.
Buchbranche setzt nach wie vor auf „Young Adult“
Auf dem Buchmarkt selbst ist die Lage derweil weiter angespannt: 2024 haben nur noch 24,5 Millionen Menschen in Deutschland mindestens ein Buch gekauft, das sind rund 500.000 weniger als im Jahr zuvor, heißt es vom Börsenverein.
Die Umsätze sind dabei trotz des Käuferschwunds zwar leicht gestiegen – auf knapp 9,9 Milliarden Euro. Die Gründe sind aber Preissteigerungen und mehr Buchverkäufe pro Person.
Deswegen setzt die Branche ihre Hoffnungen zunehmend auf soziale Medien und das Genre „Young Adult“. Nach Angaben des Börsenvereins wurden unter dem Hashtag #Booktok allein 2024 über 25 Millionen empfohlene Bücher in Deutschland verkauft, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr.
Bücher als Sammlerstücke bei Teenagern
Bei den 13- bis 15-Jährigen sind die Ausgaben für Bücher in den vergangenen fünf Jahren um 32 Prozent gestiegen, bei den 16- bis 19-Jährigen gar um 77 Prozent. In dieser Zielgruppe werden Bücher zudem immer öfter zu Sammlerstücken: Aufwändig gestaltete Cover, geprägte Einbände oder Farbschnitte führen dazu, dass diese Bücher nicht nur gelesen, sondern auch gesammelt und die Sammlungen in den sozialen Medien geteilt werden.
Darauf reagierte die Buchmesse schon im vergangenen Jahr und richtete dem Genre eine eigene Halle ein. In diesem Jahr signiert das Who-is-Who des Genres wetterfest in der Festhalle. Erwartet werden an den Besuchertagen 20.000 Jugendliche und junge Erwachsene. Es sei eine notwendige zunehmende „Eventisierung“ der Messe, erklärte Geschäftsführer Juergen Boos.
Verfilmungen von Buchvorlagen im Trend
Unter den Autorinnen und Autoren, die anreisen, sind etwa die amerikanische Autorin SenLinYu, die die Filmrechte für ihr erstes Buch „Alchemised“ für eine siebenstellige Rekordsumme verkauft haben soll, oder die argentinische Autorin Mercedes Ron, deren Bestseller „Mea Culpa“ vom Streamingdienst Amazon verfilmt wurde.
Verfilmungen, Audioproduktionen, Bücher als Grundlage für Games: Das, was Buchmesse-Sprecher Casimir „kreative Nebenmärkte“ nennt, wird ebenfalls immer wichtiger für den Buchmarkt und die Messe. So gibt es am Freitag einen eignen Book-to-Screen-Day auf der Messe, für Besucherinnen und Besucher wird ein Podcast-Studio und eine Silent-Hörbuch-Disco eingerichtet.
Insgesamt zeigen Aussteller aus 92 Ländern ihre kreativen Produkte. Erwartet werden mehr als 1.000 Autorinnen und Autoren, daneben auch zahlreiche Prominente.