Grünen-Chef will mehr Präsenz zeigen Banaszak eröffnet „Fenster zum Osten“
Stand: 03.11.2025 01:01 Uhr
Die Grünen haben es im Osten Deutschlands traditionell schwer: unterdurchschnittliche Wahlergebnisse, ein schlechtes Image und schwache Strukturen. Grünen-Partei-Chef Banaszak will mehr Präsenz zeigen und eröffnete ein neues Büro in Brandenburg an der Havel.
Ein trüber Herbstnachmittag in Brandenburg an der Havel, rund 60 Kilometer westlich von Berlin. In einem Hinterhof drängen sich etwa 40 Leute. Zwischen Wäschespinne und Kuchenbuffet steht Felix Banaszak, Bundes-Co-Chef der Grünen im Nieselregen vor seinem neuen Büro: eigentlich nur ein Hinterzimmer in der ohnehin kleinen Geschäftsstelle der Brandenburger Grünen.
Das Ost-Büro für den Wessi aus dem Ruhrgebiet, für Banaszak ist das ein Experiment: „Für mich ist das – ich sag mal – Lernort, mein Fenster in den Osten.“
Banaszak will den Osten besser verstehen. Er will zuhören und mit den Menschen reden, wie er sagt. Und ganz nebenbei, Menschen für die grüne Politik gewinnen. Eine echte Herausforderung – denn in den ostdeutschen Bundesländern kämpfen die Grünen ums Überleben.
In Thüringen und Brandenburg sind sie bereits aus den Landesparlamenten geflogen. Nächstes Jahr in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern sieht es düster aus – die Grünen liegen dort in Umfragen gerade mal bei drei und fünf Prozent. Zu oft, sagt Banaszak, werden sie als abgehobene Akademiker- und Elitenpartei wahrgenommen. Das will er ändern.
Vorbehalte abbauen durch Gespräche
Mit dem Büro in Brandenburg verbindet er große Hoffnungen: „Dass sich ein bisschen der Hass, die Abneigung, die riesigen Vorbehalte abbauen, dafür braucht man die Präsenz, die Gespräche.“ Aber ins Gespräch kommen ist gar nicht so leicht.
Wenige hundert Meter vom Grünen-Büro entfernt, auf dem Töpfermarkt der 75-tausend Einwohner-Stadt Brandenburg, spielt eine Band. Hier können nur wenige Menschen mit dem Namen Banaszak was anfangen. Ein Mann sagt: „Der Name sagt mir nichts.“ Und eine Frau erklärt: „Nie gehört, muss man den kennen?“ Und eine weitere Frau gibt zu, dass sie den Namen nicht kennt: „Nee. Hier aus Brandenburg?“ Auch aus ihrer Ablehnung der Grünen machen viele keinen Hehl.
Und es kommt auch Kritik, dass die Grünen mit allem „uns ganz schön reingeritten“ haben. Durch die höheren Spritkosten würde noch weniger Geld übrigbleiben.
Grünen-Chef Banaszak möchte mehr ins Gespräch kommen und sich den Themen nähern.
Wahlkampfarbeit kann frustrierend sein
Die Grünen im Brandenburger Kreisverband sind solche Kritik gewohnt. Auch Anfeindungen an Wahlkampfständen. Die Arbeit sei manchmal frustrierend, räumt die Kreisvorsitzende Sylvana Specht ein. Rund 100 Mitstreiter hat sie in ihrem Kreisverband. Die Unterstützung vom Parteichef findet sie gut. Von Banaszak wünscht sie sich vor allem mehr Verständnis für die Sorgen der Menschen vor Ort.
Wir erhoffen uns, dass die Bundespolitik, gerade auch die Berliner sehen, was bei uns hier im Westhavelland die Probleme sind“.
Die Probleme der Region kennt Banaszak auch aus seiner Heimat Duisburg. Ein großer Autozulieferer will Stellen abbauen, das Stahlwerk steht vor einer ungewissen Zukunft. Damit müssen sich auch die Grünen befassen, heißt es im neuen Büro von Banaszak.
Der Grünen Chef weiß – mit etwas mehr Präsenz allein kann er die Ost-Misere seiner Partei nicht mildern. Wie oft er es tatsächlich neben Parteivorsitz und Bundestagsmandat nach Brandenburg schaffen wird, ist unklar. Aber er will zeigen, dass er die Botschaft verstanden hat.
Die Artn wie wir uns Themen nähern und auch welchen Themen wir uns nähern, muss sich ändern, das ist ganz offensichtlich so.
Ganz konkret wollen die Grünen gerade im Osten mehr über soziale Themen reden, über Umweltschutz vor Ort, über Wälder und Gewässer, weniger über globale Klimapolitik. Ob das aber reicht, um Vorbehalte abzubauen und den Einzug in die Landesparlamente in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern erneut zu schaffen, ist völlig offen.










