EU beschließt Klimaziel für 2040 Einigung in letzter Minute
Stand: 05.11.2025 13:55 Uhr
Die EU-Umweltminister haben sich zu einem neuen Klimaziel für 2040 durchgerungen, das von Zugeständnissen geprägt ist. Um bei der Weltklimakonferenz etwas vorweisen zu können, wurde es eine Marathonsitzung.
Es gab wohl nicht viele, die dem polnischen Umweltminister zustimmen würden. Er erklärte nach der langen Nacht der Umweltminister in Brüssel: „Wir hatten Spaß.“ Polen kann sich als einer der Gewinner dieser Pokernacht ums Klima fühlen. Das Land wollte sich am weitesten von den Klimazielen entfernen. Es hat zumindest einen Teilerfolg errungen.
Ursprünglich wollte die EU bis 2040 ihren CO2-Ausstoß um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. Dabei bleibt es. Die Länder können aber zusätzlich fünf Prozent durch Kompensationen im Ausland zukaufen – ähnlich wie beim Fliegen: Man kauft Zertifikate, mit denen dann zum Beispiel Bäume in Südamerika gepflanzt werden können.
Streng genommen sind es jetzt also nur noch 85 Prozent Einsparungen – etwas weniger als das ursprüngliche Ziel. Der EU-Umweltkommissar Wopke Hoekstra nannte dies einen „pragmatischen, ambitionierten und flexiblen Deal“.
Deutschland hat selbst ein höheres Ziel
Für Deutschland würde das zum Beispiel folgendes bedeuten: Das Land hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 88 Prozent CO2 einzusparen. Damit läge es im Rahmen, müsste auch Zertifikate im Ausland zukaufen und könnte sogar nur 85 Prozent einsparen, bei entsprechender Kompensation. Der deutsche Umweltminister Carsten Schneider lobte den Kompromiss auch als „gute Nachricht für die deutsche Wirtschaft, da jetzt alle die gleichen Wettbewerbsbedingungen hätten“.
Die EU-Umweltministerinnen und -minister haben noch eine wichtige Entscheidung getroffen, die angesichts der vielen Zahlen fast untergegangen ist. Der CO2-Ausstoß von Autos und und Heizungen soll erst 2028 in Rechnung gestellt werden. Der sogenannte Emissionshandel 2 wird um ein Jahr verschoben. Benzin und Gas werden dadurch nicht schon 2027 teurer – eine Entlastung für die Verbraucher.
Klimapolitik der EU-Staaten geht auseinander
All diese Entscheidungen müssen noch nächste Woche vom EU-Parlament genehmigt werden. Es war für die Umweltminister dennoch wichtig, jetzt schon eine Entscheidung zu treffen, denn in wenigen Tagen beginnt die Weltklimakonferenz COP in Brasilien, und dafür muss die EU schon vorlegen, wie stark sie den CO2-Verbrauch bis 2035 einschränken wird. Auf eine verbindliche Zahl konnte man sich nicht einigen, nur auf eine Spanne zwischen 66 und 72 Prozent.
Für den Klimamusterschüler EU nur eine mittelmäßige Leistung. Sie zeigt auch, wie unterschiedlich die 27 Länder beim Klimaschutz inzwischen ticken. Polen und Frankreich gehen die Klimaziele zu weit. Spanien dagegen, das in den vergangenen Jahren immer wieder unter großer Hitze und Überschwemmungen zu leiden hatte, stimmte dem Kompromiss zähneknirschend zu. „Es ist ein gutes Ergebnis, wir haben nicht alles bekommen, aber es ist ein ehrgeiziger Abschluss. Er ist nicht perfekt, aber sehr gut“, so die spanische Umweltministerin Sara Aagesen Munoz.
Es wurde also um jedes Gramm CO2 und um jede Minute verhandelt. Der dänische Umweltminister rechnete vor: „Fünf Minuten länger und wir hätten 24 Stunden verhandelt“. Oder anders gesagt: Die EU hat sich in buchstäblich letzter Minute auf einen Klimakompromiss geeinigt.









