Stand: 09.11.2025 12:25 Uhr
Mali steht nahezu still. Islamisten haben das westafrikanische Land weitgehend von Benzin- und Diesellieferungen abgeschnitten. Eine Zermürbungstaktik, die die Wut auf Malis Militärregierung schüren soll.
Vor einer Tankstelle von Malis Hauptstadt Bamako zieht sich eine scheinbar endlos lange Schlange. Autos, Taxis, Motorräder warten auf Kraftstoff, denn Benzin und Diesel sind seit einiger Zeit Mangelware in Mali.
Manche campieren vor den Tankstellen. Einer von ihnen ist Moussa Diarra, ein junger Mann, der als Motorrad-Taxifahrer arbeitet.
Seit zwei Tagen warte er hier schon, erzählt er. Mittlerweile sei er in der Schlange so weit vorangekommen, dass er nur noch wenige Meter von der Tankstelle entfernt sei und hoffe, endlich tanken zu können. Aber seine Zuversicht ist begrenzt – sicher sei das nicht.
Warten auf die nächste Treibstofflieferung – nicht nur in Bamako müssen die Autofahrer viel Geduld aufbringen.
Dschihadisten attackieren Energieimporte
Grund für den Stillstand ist, dass eine dschihadistische Terrorgruppe den Import von Kraftstoff blockiert. Jama’at Nusrat al-Islam wa-l-Muslimin (JNIM) ist verbündet mit der Terrormiliz Al Kaida.
Immer wieder greifen Terroristen Tanklastwagen an, die vor allem aus den Nachbarländern kommen, aus dem Senegal und der Elfenbeinküste. Die Blockade soll die malische Militärregierung unter Druck setzen und schwächen.
Politische Beobachter sehen in der Blockade eine Form der ökonomischen Kriegsführung, die die Militärregierung unter Druck setzen und das Verhältnis zwischen Staat und Bevölkerung untergraben soll.
Stillstand und Staus
Mit Erfolg – die Terrorgruppe legt das ganze Land lahm. Und an den Grenzen gibt es lange Staus. Mancher Spediteur schickt seine Lastwagen gar nicht mehr los in Richtung Mali.
Die Situation auf den Straßen sei derzeit einfach zu unsicher, erklärt Broulaye Konaté, ein Spediteur aus der Elfenbeinküste. „Das ist schlecht für unser Geschäft, aber wir haben derzeit zu viel Angst, nach Mali zu fahren.“
Viele Menschen in Mali haben mittlerweile mit einer drastischen Knappheit zu kämpfen. Da Güter so gut wie nicht mehr transportiert werden, explodieren die Preise. Die Stromversorgung, die hier meist über Dieselgeneratoren läuft, ist vielerorts zusammengebrochen.
Wegen der unsicheren Lage sind Schulen und Universitäten derzeit landesweit geschlossen. Deutschland, die USA und mehr als ein Dutzend weitere Länder haben ihren Staatsangehörigen geraten, das Land zu verlassen.
Die Weiterfahrt nach Mali ist riskant – in der Elfenbeinküste stauen sich deshalb an der Grenze die Lkw.
Unerfüllte Versprechen der Putschisten
Mali hat nach zwei Putschen in den Jahren 2020 und 2021 eine Militärregierung. Die Junta unter Staatspräsident Assimi Goita hatte versprochen, die Sicherheitslage zu verbessern und das Land von der Einflussnahme des Westens zu befreien.
Sichtbares Zeichen dafür: Die Militärs wandten sich Russland zu und holten Söldner ins Land. Eine Friedenstruppe der Vereinten Nationen, an der auch die Bundeswehr beteiligt war, verließ das Land wegen zunehmender Konflikte mit den Militärs Ende 2023. Seit Jahren kämpfen Dschihadisten und Touareg-Rebellen gegen die Zentralregierung in Bamako.
Atempause – aber für wie lange?
Die Tankstelle in Bamako, vor der sich kilometerlange Staus gebildet haben, hat inzwischen wieder Sprit, zumindest für den Moment. Die Erleichterung bei denen, die lange gewartet haben, ist groß.
Für Autofahrerin Assetou Coulibaly endet eine zehntägige Wartezeit, in der ihr Auto stillstand – an diesem Tag kann sie 25 Liter Sprit tanken – „ich bin sehr froh darüber.“
Doch auch Coulibaly weiß nicht, ob dies nur ein kurzer Moment des Aufatmens ist und wie lange JNIM und andere Dschihadisten den Treibstoffimport noch stören werden. Die Kraftstoffkrise in Mali, sie zeigt, wie Terroristen in Westafrika an Macht gewinnen.









