Vizekanzler in Peking Klingbeils Sorgen und Chinas Zusagen
Stand: 17.11.2025 19:35 Uhr
Deutsche Firmen sind auf kritische Rohstoffe aus China angewiesen. Doch der Export stockt nach wie vor. Bei seinem Besuch in Peking hat Vizekanzler Klingbeil auf Verlässlichkeit gedrungen – und ist offenbar gehört worden.
Mit freundlichen Worten begrüßt Chinas Vizepremier He Lifeng Lars Klingbeil zum Auftakt des deutsch-chinesischen Finanzdialogs in Peking. Der SPD-Politiker hat eine Reihe Banker und Finanzexperten dabei, um sich mit Chinas Führung über Finanzfragen auszutauschen. Doch die drängenden Themen sind andere.
Finanzminister und Vizekanzler Lars Klingbeil betont in Peking mehrfach, wie wichtig es sei, mit China im Gespräch zu bleiben. Kritische Themen würden dabei nicht ausgespart:
„Wir haben heute Nachmittag über den regelbasierten Handel, über Exportkontrollen, über Rohstoffe, über andere zentrale Fragen miteinander beraten. Das sind Fragen, die für Schlüsselindustrien in Deutschland, für die Arbeitsplätze und für die Wettbewerbsfähigkeit von großer Bedeutung sind.“
Klingbeil: Exportkontrollen ungerechtfertigt
Deutschland sei ein verlässlicher Partner, wichtig sei aber, dass der Handel fair ablaufe, so Klingbeil. Chinas Exportkontrollen für Seltene Erden bezeichnete der Finanzminister als ungerechtfertigt.
Immerhin habe Chinas Führung versichert, die Sorgen Deutschlands würden ernst genommen, so Klingbeil. „Da gab es heute die feste Zusage: Erstens, dass man die Situation, wie sie in Deutschland, wie sie in Europa gesehen wird, ernst nimmt. Und zweites, dass es dort auch zu Lösungen kommen wird, dass es zu verlässlichen Lieferketten kommt und zu verlässlichen Zugängen. Und das sagt die chinesische Seite nicht, wenn man das nicht auch so meint.“
Deutsche Firmen – unter anderem im Hochtechnologie-Sektor – sind auf kritische Rohstoffe aus China angewiesen. Doch der Export aus China, dem Weltmarktführer, stockt nach wie vor. Unternehmen müssen langwierige Genehmigungsverfahren durchlaufen und erhalten oft nur kleine Mengen.
Auch Chinas Überkapazitäten hat Klingbeil bei den Gesprächen mit Vizepremier He Lifeng angesprochen. In Schlüsselsektoren wie Stahl, Solar oder Elektromobilität flutet China die Märkte mit günstiger Ware, so der Vorwurf. Er sehe deshalb den fairen Wettbewerb gefährdet, so Klingbeil.
Ukraine – China weiter an Russlands Seite
Auch der Krieg in der Ukraine kam zur Sprache. Der Finanzminister forderte von Chinas kommunistischer Führung, Einfluss zu nehmen auf den Aggressor Russland, um den Krieg zu beenden. Neben der Bevölkerung in der Ukraine leide auch die Weltwirtschaft unter dem Krieg. Er habe deutlich gemacht, „dass ich davon überzeugt bin, dass der chinesischen Seite eine ganz besondere Rolle dabei zukommen kann, diesen Krieg zu beenden und auf Russland einzuwirken.“
Doch bislang hat Chinas Führung den Krieg in der Ukraine noch nicht einmal verurteilt. Chinas ist ein enger Partner Russlands und hält dem Land wirtschaftlich und politisch den Rücken frei.
Auch Peking hat Wünsche
Auch die chinesische Seite betonte mehrfach, Dialog sei wichtig. Vize-Regierungschef He Lifeng hat deutsche Firmen eingeladen, in China zu investieren. Gleichzeitig forderte er von der Bundesregierung, Einfluss auf die EU zu nehmen. „Wir hoffen, dass Deutschland sein Gewicht in der EU einbringt, um die China-EU-Beziehung zu verbessern.“
Die Europäische Kommission fährt einen harten Kurs gegen die Volksrepublik und hat unter anderem Zölle auf chinesische Elektroautos verhängt – zum Ärger der kommunistischen Führung in Peking.
SPD und KP im Dialog
Der Besuch von Lars Klingbeil ist die erste Reise eines Ministers aus der derzeitigen Bundesregierung aus Union und SPD nach China. Am zweiten Tag des Besuchs findet ein sogenannter Parteiendialog zwischen der SPD und der in China autokratisch regierenden Kommunistischen Partei statt.
Ein solcher Dialog sei nach wie vor zeitgemäß, verteidigte Klingbeil das Treffen. Mehrere sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete begleiten den SPD-Chef dabei.
Am Mittwoch reist Klingbeil in die Wirtschaftsmetropole Shanghai, anschließend geht es für den Bundesfinanzminister weiter in den Stadtstaat Singapur.









