
Bundesregierung Wölfe in Deutschland entwickeln sich „günstig“
Stand: 13.10.2025 17:44 Uhr
In fast allen Regionen in Deutschland ist der Wolfsbestand laut Bundesregierung „günstig“. Die Einstufung könnte Folgen für das Jagdrecht haben. Darf bald häufiger auf Wölfe geschossen werden?
Die Bundesregierung hat der EU in einem neuen Bericht einen „günstigen Erhaltungszustand“ der Wölfe in Deutschland gemeldet. Die Einstufung bedeutet, die Population ist stabil und ein Aussterben scheint auch durch Wilderei und Krankheiten nicht möglich. „Der Wolf hat sich in zahlreichen Gebieten Deutschlands gut entwickelt und ist wieder zu einem festen Teil unserer heimischen Natur geworden“, erklärte Umweltminister Carsten Schneider (SPD).
Das gilt dem Bericht zufolge inzwischen nicht mehr nur für die „atlantischen“ Regionen im Nordwesten Deutschlands, sondern auch für die „kontinentalen“ Teile des Landes – also für fast den gesamten Rest der Republik.
Einstufung könnte Jagdrecht lockern
Der Wolf ist eine geschützte Art. Die Einstufung des Erhaltungszustands gilt als eines von mehreren Kriterien, die entscheidend dafür sind, ob und in welchem Umfang Jagd auf den Wolf gemacht werden darf. Durch die Einstufung als „günstig“ könnte es künftig mehr Möglichkeiten geben, Wölfe zu schießen, die Weidetiere reißen. Die Bundesländer würden „ab jetzt Probleme, die es vor Ort gibt, leichter lösen können“, kündigte Schneider an.
Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) begrüßte die veränderte Einstufung ebenfalls und forderte eine rasche Änderung des Jagdgesetzes, „damit Wölfe rechtssicher entnommen werden können“. Mark Helfrich, Umweltpolitiker der Unionsfraktion, kündigte an, der Wolf werde nun zeitnah ins Jagdrecht aufgenommen.
Umweltschützer kritisieren Methodik
Die atlantischen Regionen hatten die Einstufung „günstig“ bereits im Juli erhalten. Für die kontinentalen Teile wurde die Einschätzung nun nachgereicht – basierend auf einer neuen Methodik.
Kritik daran kommt von Umweltschützern: „Erneut bricht Deutschland mit dem Prinzip, dass Arten- und Naturschutz auf Daten basiert und nach wissenschaftlichen Kriterien erfolgen muss“, erklärte Sybille Klenzendorf vom WWF. Zudem sei die Zahl der Übergriffe durch Wölfe trotz gestiegenen Wolfsbestandes zuletzt gesunken. „Diese gute Entwicklung gilt es deutlich auszubauen.“
Keine Angaben für Alpenregion
Keine Angaben gibt es bisher für die Alpenregion.
Bayerns Jagdminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) warf dem Bund deshalb vor, die Almbauern „verantwortungslos im Regen stehen“ zu lassen. Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) erklärte: „Der Wolf unterscheidet nicht zwischen Kontinental- und Alpenraum – und genau das sollte auch der Bundesumweltminister endlich begreifen.“
Laut Bundesamt für Naturschutz gab es im Berichtsjahr 2023/24 209 Wolfsrudel, 46 Wolfspaare und 19 sesshafte Einzelwölfe in Deutschland. Die meisten Rudel wurden aus Niedersachsen, Brandenburg, und Sachsen gemeldet.