Schwierigere Einbürgerungstests Selbst US-Bürger kennen die Antworten häufig nicht
Stand: 12.12.2025 08:10 Uhr
Wer US-Bürger werden will, muss künftig einen viel schwierigeren Einbürgerungstest bestehen. Kritiker sehen darin den Versuch der Trump-Regierung, den Weg zur Staatsbürgerschaft zu erschweren.
Caton McFadden strahlt, wenn sie von ihrem Beruf erzählt. Sie ist Lehrerin an der Brooklyn Public Library und unterrichtet dort zugewanderte New Yorker, die aus der ganzen Welt in ihre Stadt gezogen sind. „Ich habe das große Glück, in einem Bereich zu arbeiten, in dem ich Einwanderer in allen Phasen begleite. Und ich unterrichte Menschen, die sich auf ihre Einbürgerung vorbereiten.“
Die Vorbereitungskurse für Einbürgerungstests werden von Caton und ihren Kollegen gerade überarbeitet. Denn der Test für alle, die US-Staatsbürger werden wollen, ist schwieriger geworden.
Fragen werden schwieriger und mehr
Bisher mussten sich die Schüler auf genau 100 Fragen vorbereiten, deren Antworten sie auswendig lernen konnten. Das hat sich geändert. Der Fragenkatalog wurde um 28 Fragen ergänzt, die ein viel tieferes Verständnis der US-Geschichte und der Regierungsarbeit erfordern als vorher. In den Antworten müssen die Bewerber mehr erklären.
„Es dauert definitiv länger, das Material mit den Kursteilnehmern durchzuarbeiten“, erklärt Caton. „Wir haben den Vorbereitungskurs für den Einbürgerungstest deshalb um eine Woche verlängert – von elf auf zwölf Wochen.“
Selbst für Amerikaner zu schwer
Warum hat der US-Präsident nur zwei Amtszeiten? Und welche Bedeutung hat eigentlich der zehnte Zusatzartikel der Verfassung? Das sind nur zwei der 28 neuen Fragen für den Einbürgerungstest. Die Antworten kennen häufig nicht einmal in den USA geborene Staatsbürger.
Joseph Edlow, der von Präsident Donald Trump ernannte Leiter der US-Einwanderungsbehörde USCIS, hatte im September die Verschärfung des Tests verkündet: „Wir suchen nach Verbundenheit mit der Verfassung und einem Verständnis für die Verantwortung, die mit der US-Staatsbürgerschaft einhergeht“, meinte der Behördenleiter beim Fernsehsender Fox Business. „Wir suchen nach tatsächlicher Fähigkeit, die englische Sprache zu lesen, zu sprechen und zu schreiben. Und ehrlich gesagt ist der bisherige Test einfach zu leicht!“
Es ist das erklärte Ziel von US-Präsident Trump, die Einwanderung zu erschweren.
Kritik an neuem Test
Den schwierigeren Einbürgerungstest müssen alle machen, die nach dem 20. Oktober die US-Staatsbürgerschaft beantragt haben. Dabei verändert sich nicht nur die Art der Fragen, sondern es wird auch mehr abgefragt als vorher. Während bisher zehn Fragen gestellt wurden, verdoppelt sich die Zahl jetzt auf 20.
Nicole Melaku kritisiert diese Entwicklung scharf. Sie ist Geschäftsführerin der National Partnership for New Americans – eine gemeinnützige Organisation, die sich unter anderem für die Rechte von Einwanderern einsetzt. Die Hürde der Einbürgerung sei für ältere Menschen und auch für Personen, die nicht so gut lesen und schreiben können, nun größer geworden. „Aus unserer Sicht ist das ein Angriff auf legale Einwanderungswege“, sagt Melaku.
Der Weg bis zum Treueeid bei einer Einbürgerungszeremonie ist jetzt schwieriger.
Barrieren für legale Einwanderung erhöht
Für sie ist der schwierigere Test nur einer von vielen Schritten, die die Trump-Regierung unternimmt, um Einwanderung zu erschweren – mit bereits messbarem Erfolg. Einem Bericht ihrer Organisation zufolge wurden in den ersten sechs Monaten seit der Amtsübernahme von Trump zehn Prozent der Staatsbürgerschaftsanträge direkt abgelehnt. Unter Joe Biden lag die Quote zuletzt bei acht Prozent.
Melaku geht davon aus, dass die Verschärfungen der Trump-Regierung auch eine abschreckende Wirkung auf Einwanderer haben, die eigentlich gerne US-Staatsbürger werden wollen – und dass auch das Vertrauen dieser Gruppe in die US-Regierung erodiert.
Lehrer bleiben zuversichtlich
Lehrerin McFadden ist etwas optimistischer. Sie hat großes Vertrauen in ihre Schüler und glaubt, dass die meisten weiterhin bestehen werden. Die Schüler selbst wollten allerdings nicht interviewt werden. Die Verunsicherung bei allen, die noch nicht US-Staatsbürger sind, ist aktuell spürbar groß.










