
faktenfinder
Stand: 13.10.2025 16:30 Uhr
Nach dem Rückzug der israelischen Armee und der Freilassung der israelischen Geiseln verbreiten sich in den sozialen Netzwerken falsche Videos und Behauptungen – unter anderem über die Geiseln selbst.
Nach über zwei Jahren sind die letzten lebenden Geiseln der Hamas an Israel übergeben worden. Neben authentischen Videos und Informationen werden auch Falschinformationen gestreut.
So heißt es in den sozialen Netzwerken in zahlreichen Postings auf X, die millionenfach gesehen werden: „Keine weibliche Geisel ist mehr am Leben“ oder auch „Alle weiblichen Geiseln wurden während ihrer Gefangenschaft ermordet“.
Doch die Aussagen sind falsch. Tatsächlich waren die letzten 20 verbliebenen überlebenden Geiseln der Hamas, die heute an Israel übergeben wurden, alles Männer. Unter den 28 toten Geiseln, die noch nicht an Israel übergeben wurden, befindet sich eine Frau, Inbar Hayman.
Am 7. Oktober 2023 hat die Terrororganisation Hamas bei einem Terrorangriff in Israel 251 Geiseln genommen – unter ihnen waren rund 100 Frauen und Mädchen. Ein Großteil der Frauen und Kinder wurden im Rahmen eines Abkommens zwischen Israel und der Hamas zwischen dem 24. und 30. November 2023 freigelassen. Eine mehrtägige Waffenruhe sowie die Freilassung von 240 Palästinenserinnen und Palästinenser aus israelischen Gefängnissen waren auch Teil des Abkommens.
Im Januar 2025 sind bei erneuten Verhandlungen in drei Geiselübergaben weitere acht Frauen freigekommen.
Insgesamt sind zwölf Frauen sowie zwei Kinder in der Gefangenschaft der Hamas getötet worden, wie aus einem Report über Geiseln und vermisste Personen des israelischen Außenministeriums hervorgeht. Darunter die Deutsch-Israelin Shiri Bibas mit ihren beiden Kleinkindern Ariel und Kfir, deren Ermordung für großes Entsetzen sorgte.
Video von Hamas-Kämpfern im Januar aufgenommen
Die israelische Armee hatte sich vor der Freilassung der Geiseln mit Beginn der Waffenruhe auf eine vereinbarte Linie zurückgezogen. In den sozialen Netzwerken kursierten daraufhin diverse Videos, die die Lage in den Gebieten in Gaza zeigen sollen, aus denen sich die israelische Armee entfernt hat. Doch mehrere davon sind nicht aktuell oder gar woanders aufgenommen worden.
So wurde ein Video weit verbreitet, in dem Hamas-Kämpfer bewaffnet und in Uniform in weißen Pick-ups von vielen Menschen begleitet durch eine Straße fahren. Dazu heißt es beispielsweise in einem Posting: „Jetzt, wo es einen Waffenstillstand gibt, hat die Hamas plötzlich ihre Uniformen gefunden.“ Doch das Video ist alt.
Wie eine Bilderrückwärtssuche anhand eines Screenshots des Videos zeigt, wurde das Video bereits im Januar dieses Jahres hochgeladen. Das Video zeigt demnach eine Szene vor der Übergabe dreier israelischer Geiseln im Rahmen eines Waffenruheabkommens für den Gazastreifen im Januar. Der Vorwurf, die Hamas-Kämpfer hätten sich also erst nach dem aktuellen Waffenstillstand so präsentiert, lässt sich durch das Video nicht belegen.
Bilder von Puppe mit Sprengsatz deutlich älter
Zudem wird in den sozialen Netzwerken behauptet, die israelische Armee hätte mit Sprengfallen versehene Spielzeuge zurückgelassen, um damit Kinder zu töten. Als vermeintlicher Beweis werden dabei unter anderem Fotos einer lila Teletubby-Puppe verbreitet, die offenbar einen Sprengsatz im Inneren enthält. Doch auch hier ergibt eine Bilderrückwärtssuche, dass das Bildmaterial in Wahrheit deutlich älter ist.
So wurde ein Video von der Puppe bereits im Jahr 2018 auf YouTube hochgeladen. Laut Videobeschreibung wurde diese Puppe nicht in Gaza, sondern im Jemen gefunden. Die Bilder von der Puppe sind somit nicht nur deutlich älter, sie sind auch in einem ganz anderen Zusammenhang entstanden.
Zitate von Meloni frei erfunden
Auf der Plattform X wird im Zusammenhang des Friedensabkommens zwischen der radikal-islamischen Hamas und Israel zudem ein vermeintliches Zitat der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni verbreitet, das den britischen Premier Keir Starmer stark verunglimpft. So soll Meloni angeblich über Starmer gesagt haben, dass er den Friedensverhandlungen geschadet habe. Zudem solle er aufhören, sich in internationale Angelegenheiten einzumischen und sich stattdessen um sein eigenes Land kümmern. Doch das hat Meloni nie gesagt.
In ihrem Statement zur Freilassung der israelischen Geiseln und des Friedensabkommens dankte Meloni dem US-Präsidenten Donald Trump und sprach von einem historischen Tag. Die in dem Posting erwähnten Zitate über Starmer hingegen lassen sich weder in diesem noch in früheren Statements bestätigen und sind offenbar frei erfunden.
In Ägypten begann parallel zu US-Präsident Trumps Besuch in Israel das Gipfeltreffen zum Gaza-Krieg. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi empfing in Scharm el Scheich dabei auch viele europäische Staatschefs, darunter den britischen Premierminister Starmer und Italiens Ministerpräsidentin Meloni.