In Neuseeland sorgt der spektakuläre Fall einer mehrjährigen Kindesentführung, die am Montag mit einem tödlichen Schusswechsel zwischen der Polizei und dem Vater der Kinder geendet hatte, für Kontroversen. Der Polizeiminister kritisierte am Donnerstag Beiträge in den sozialen Medien, die den Vater Tom Phillips für seine Taten verherrlichten, weil er damit vermeintlich seine Kinder geschützt habe. Der Mann sei „kein Volksheld“, sondern ein „Monster“, der seine Kinder katastrophalen Bedingungen ausgesetzt und als menschliche Schutzschilde missbraucht habe, sagte Mark Mitchell. „Keine verantwortungsbewussten Eltern würden ihren Kindern so etwas antun, vor allem nicht mitten im kalten neuseeländischen Winter“, so Mitchell.
Phillips war im Rahmen eines Sorgerechtsstreits vor fast vier Jahren mit seinen beiden Töchtern und einem Sohn in den bewaldeten Gebieten der neuseeländischen Nordinsel untergetaucht. Die Kinder sind heute zwölf, zehn und neun Jahre alt. Der Fall hatte in Neuseeland immer wieder Aufsehen erregt, nachdem mehrfach Anwohner berichteten, den Mann und seine Kinder gesehen zu haben.
Am Montag war es in der Ortschaft Piopio schließlich zu einem Schusswechsel gekommen, nachdem die Polizei wegen eines Einbruchs in ein Geschäft für Landwirtschaftsbedarf gerufen worden war. Dabei wurde Phillips, der auf einem sogenannten Quadbike unterwegs war, erschossen. Ein Polizist wurde mehrfach getroffen, darunter in den Kopf. Er wird im Krankenhaus behandelt.
Ein Verschlag aus Holz und Plastikfolie
Phillips war bei der Konfrontation in Begleitung eines seiner Kinder. Dieses hatte die Beamten darauf zu dem Versteck an einem abgelegenen und schwer zugänglichen Ort im Bezirk Waitomo geführt. Als sie zwölf Stunden nach dem Schusswechsel dort eintrafen, fanden sie die anderen beiden Kinder und weitere Waffen. Die Kinder befinden sich nun in der Obhut des Kinderschutzministeriums. Es soll ihnen den Umständen entsprechend gut gehen.
Die Polizei hatte Fotos von dem Unterschlupf veröffentlicht, die einen Verschlag aus Holz und Plastikfolie, einen mit Zeltplane und Tarnnetz abgedeckten Bereich und ein Zelt zeigten. Außerdem sind ein Gaskocher, ein mutmaßlicher Gewehrkoffer und ein Karton mit einem alkoholhaltigen Mischgetränk zu sehen.
Die Polizei geht mittlerweile davon aus, dass Phillips Hilfe von außen bekommen hatte. Sie vermutet auch, dass es weitere Camps an anderen Orten gibt. Im Zusammenhang mit einer weiteren Kontroverse bezeichnete sie die Veröffentlichung von Auszügen aus dem Funkverkehr der Polizei durch die Medien als „grob fahrlässig“. Das höchste Gericht verlängerte am Donnerstag zudem eine Verfügung, wonach bestimmte Details des Falls nicht veröffentlicht werden dürfen.
Die Familie des Vaters kritisierte außerdem, dass ein Filmteam mehr als ein Jahr lang die Ermittlungen in dem Fall begleiten durfte. „Unsere Familie ist bestürzt darüber, dass jemand aus unserer Tragödie Profit schlagen will“, hatte die Schwester des Mannes dem Sender Radio New Zealand gegenüber erklärt.