Medikamente für Hochbetagte Regierung tadelt Gesundheitspolitiker Streeck
Stand: 14.11.2025 21:58 Uhr
Der CDU-Gesundheitspolitiker Streeck hat eine Debatte über die Vergabe sehr teurer Arzneien für Hochbetagte angestoßen. Von vielen Seiten gibt es dafür Kritik. Die Bundesregierung distanziert sich vom Drogenbeauftragten.
Der CDU-Gesundheitspolitiker und Drogenbeauftragte der Bundesregierung Hendrik Streeck hat die Frage aufgeworfen, ob hochbetagten Menschen noch besonders teure Medikamente verordnet werden sollten.
Es brauche in der medizinischen Selbstverwaltung „klarere und verbindliche Leitlinien, dass bestimmte Medikamente auch nicht immer ausprobiert werden sollten – es gibt einfach Phasen im Leben, wo man bestimmte Medikamente auch nicht mehr einfach so benutzen sollte“, sagte er in der Talksendung „Meinungsfreiheit“ des Senders Welt TV.
„Nicht die Position der Bundesregierung“
Die Bundesregierung wies diese Äußerungen nun klar zurück. Der stellvertretende Regierungssprecher Steffen Meyer sagte, es sei legitim, wenn Streeck eigene Vorschläge mache. Aber er müsse sich auch der Verantwortung seines Amtes bewusst sein. Es wäre ratsam, bestimmte Themen zunächst vernünftig vorzubereiten.
Meyer betonte, die Äußerungen des CDU-Politikers seien nicht die Position der Bundesregierung oder des Bundesgesundheitsministeriums. Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums erklärte: „Im Ministerium wird diese Zielrichtung nicht verfolgt.“
Fortgeschrittene Krebserkrankungen als Beispiel
Streeck wies in der Sendung beispielhaft auf fortgeschrittene Krebserkrankungen hin und den hypothetischen Fall, dass eine neue Studie über Möglichkeiten herauskomme, die Sterblichkeit um zehn Prozent zu reduzieren. „Wenn man das aber bei einer 100-Jährigen macht, dann ist die Frage: Will man wirklich diese teuren Medikamente?“
Er berichtete auch von persönlichen Erfahrungen vor dem Tod seines an Lungenkrebs erkrankten Vaters: „Es wurde in den letzten Wochen, wo er gestorben ist, so viel Geld ausgegeben. Und es hat nichts gebracht. Es wurden die neuesten Therapien aufgefahren. Es hat nichts gebracht. Und er hat mehr dort ausgegeben als je in seinem ganzen Leben im Gesundheitswesen.“
In der Sendung ging es um die hohen Kosten im Gesundheitssystem. Streeck kritisierte eine „Vollkasko-Mentalität“ der Bürger.
Patientenschützer empört
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat den Vorschlag Streecks bereits zurückgewiesen. „Jeder hat den gesetzlichen Anspruch auf eine bestmögliche Medikamentenversorgung. Ob das eine maximale oder palliative Therapie ist, hängt dabei sowohl vom Angebot als auch dem Willen des Patienten ab. Kosten und Alter dürfen keine Ausschlusskriterien sein“, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch.
Auch die Linke reagierte empört. „Solche Gedankenspiele von einem CDU-Gesundheitspolitiker sind nur noch beschämend“, sagte der Vorsitzende der Linksfraktion, Sören Pellmann, der Rheinischen Post. „Diese Debatte zu eröffnen, sägt weiter am gesellschaftlichen Zusammenhalt. Streeck muss seinen Vorstoß mal ausbuchstabieren: Ab welchem Alter soll denn ein Leben aus seiner Sicht nicht mehr schützenswert sein – ab 85, 90, 95?“









