SPD verliert Rathaus nach 35 Jahren Noosha Aubel wird Oberbürgermeisterin Potsdams
Stand: 12.10.2025 21:24 Uhr
Am Ende war es deutlich: Die parteilose Einzelbewerberin Noosha Aubel holte in der Stichwahl mehr als 70 Prozent aller Stimmen und wird neue Oberbürgermeisterin Potsdams. Die SPD verliert damit nach 35 Jahren den Chefposten im Rathaus.
Noosha Aubel ist neue Oberbürgermeisterin der Brandenburger Landeshauptstadt Potsdam. Die parteilose Einzelbewerberin holte am Sonntag in der Stichwahl 72,9 Prozent der abgegebenen Stimmen und setzte sich damit deutlich gegen SPD-Kandidat Severin Fischer (27,1 Prozent) durch.
Die SPD verliert damit nach 35 Jahren den Chefposten im Rathaus. Aubel ist die zweite Oberbürgermeisterin in Potsdam. Brunhilde Hanke stand von 1961 bis 1984 an der Stadtspitze, sie starb 2024.
Hier finden Sie das komplette Ergebnis aus Potsdam.

Zurück in Potsdam
Die parteilose Noosha Aubel ist zur neuen Oberbürgermeisterin von Potsdam gewählt worden. Bis 2023 war sie in der Landeshauptstadt bereits Beigeordnete für Bildung, Kultur, Jugend und Sport. Nun kehrt sie als Rathauschefin zurück. Von Philipp Rothermehr
Parteilosigkeit spielte eine große Rolle
„Ich glaube, dass es mir gelungen ist, in diesem Wahlkampf zu vermitteln, wer ich bin, wofür ich stehe und dass ich nahbar bin“, sagte Aubel dem rbb direkt nach ihrem Sieg in der Stichwahl. Auch ihre Parteilosigkeit habe eine große Rolle gespielt. Sie wolle auch weiterhin parteilos bleiben.
Sie wolle jetzt zuerst die Transformation der Verwaltung angehen, sagte die einstige Potsdamer Bildungsbeigeordnete weiter. Zudem solle eine „Wohnraumagentur“ zügig an den Start gehen. So solle das Potential des bereits vorhandenen Wohnraums gehoben werden, sagte Aubel in rbb24 Brandenburg aktuell.
Außerdem wolle sie allen Bürgerinnen und Bürgern eine Stimme geben, die strukturell diskriminiert werden, zum Beispiel Menschen mit Inklusionsbedarf oder marginalisierten Gruppen.
Aubel gewann in allen 131 Wahlbezirken
60.803 von insgesamt 143.046 wahlberechtigten Potsdamerinnen und Potsdamern gaben am Sonntag ihre Stimme ab. Die Wahlbeteiligung lag bei 42,5 Prozent und somit um 13 Prozentpunkte niedriger als bei der Hauptwahl am 21. September.
Das Quorum (21.457 Stimmen) erreichte Aubel aber durch ihren klaren Erfolg. Sie gewann die Stichwahl in allen 131 Wahlbezirken. In Babelsberg Süd 07 holte sie 86,7 Prozent der abgegebenen Stimmen.
Am Donnerstag tagt nach Angaben der Stadt der Wahlausschuss, um das amtliche Endergebnis der Wahl festzustellen. Anschließend hat Aubel eine Woche Zeit, die Wahl anzunehmen. Am Tag nach der Annahme beginne die Amtszeit für die 49-Jährige, hieß es weiter.

„Ich will keine feste Kooperation bilden, sondern Mehrheiten finden“
Noosha Aubel tritt am Sonntag als parteilose Kandidatin in einer Stichwahl gegen Severin Fischer (SPD) für das Oberbürgermeister-Amt in Potsdam an. Punkten will sie mit ihrem Bezug zur Stadt und ihrer Erfahrung in der Verwaltung.mehr
„Hervorragende Kandidatin“ für ein „überparteiliches, progressives Bündnis“
Aubel ist von den Grünen, der linksalternativen Wählergruppe Die Andere, dem Potsdamer BSW-Ableger BfW sowie der paneuropäischen Partei Volt unterstützt worden. „Wir haben den Kreisverband Potsdam über Monate organisatorisch und strategisch darin unterstützt ein überparteiliches, progressives Bündnis für die OB-Wahl aufzubauen“, teilte Clemens Rostock, der Landesvorsitzende der Grünen, nach dem Wahlsieg Aubels mit: „Ziel war ein neues Politikmodell mit einer führungsstarken Verwaltungsspitze und überparteilicher Zusammenarbeit in der Sache. Noosha Aubel war sowohl im Inhalt als auch im Stil eine hervorragende Kandidatin, hinter der sich dieses Bündnis versammeln konnte.“
Im ersten Wahlgang hatte die neue Oberbürgermeiserin bereits 34,0 Prozent der Stimmen erhalten, Fischer kam auf 16,9 Prozent.
„Ich gratuliere Noosha Aubel als neu gewählte Oberbürgermeisterin zu ihrem deutlichen Wahlerfolg und wünsche ihr für die bevorstehenden Aufgaben viel Kraft, Weitblick, langen Atem und eine für Potsdam erfolgreiche Zeit“, sagte Potsdams Interims-Oberbürgermeister Burkhard Exner (SPD) am Sonntagabend.
Vorgänger Schubert war im Mai abgewählt worden
Der bisherige Rathauschef Mike Schubert (SPD) war nach Kritik an seiner Amtsführung im Mai in einem Bürgerentscheid abgewählt worden. Seitdem leitet Exner die Amtsgeschäfte. Vor Schubert waren von 2002 bis 2018 Jann Jakobs, von 1998 bis 2002 Matthias Platzeck und von 1990 bis 1998 Horst Gramlich (alle SPD) Potsdamer Oberbürgermeister.
Nun übernimmt Aubel das Amt. Sie ist bundesweit aktuell die zweite Frau (neben der ebenfalls parteilosen Simone Borris in Magdeburg) auf diesem Posten in einer Landeshauptstadt. Die reguläre Amtszeit beträgt acht Jahre.

Noosha Aubel und Severin Fischer duellieren sich in Potsdam
Die Bürgerinnen und Bürger von Potsdam müssen in einer Stichwahl über ihr neues Stadtoberhaupt entscheiden. Am Sonntag kamen Einzelbewerberin Noosha Aubel und SPD-Kandidat Fischer auf die meisten Stimmen.mehr
„Klare Klatsche“ für Fischer
Aubel hat angekündigt, nach ihrer Wahl keine feste Kooperation zu bilden, sondern themenorientiert mit den demokratischen Parteien nach Mehrheiten suchen zu wollen. Diesen Politikstil bezeichnete Fischer als „grünes Experiment“. Er selbst strebte nach einem festen und verlässlichen Bündnis im Stadtparlament.
Mit Fischer setzte die SPD auf einen Kandidaten von außen. Der Berliner Wirtschaftsstaatssekretär ist enger politischer Wegbegleiter von Senatorin Franziska Giffey (SPD). Auch Ministerpräsident Dietmar Woidke und Ex-Kanzler Olaf Scholz (beide SPD) warben im Wahlkampf für Fischer. Letztlich war dieser aber chancenlos. SPD-Generalsekretär Kurt Fischer sprach am Sonntagabend von einer „klaren Klatsche“.
Das Abwahlverfahren gegen den ehemaligen SPD-Oberbürgermeister Schubert habe eine Rolle gespielt, sagte Serverin Fischer selbst: „Da hat man es insgesamt nicht so leicht. Da haben wir jetzt einfach keine Dynamik mehr erzeugen können.“
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 12.10.2025, 19:30 Uhr