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Stand: 19.10.2025 19:21 Uhr
Es ist eine Tat, die Frankreich aufwühlt: Nur vier Minuten brauchten vermummte Diebe, um in das weltberühmte Museum Louvre einzubrechen und Teile der Kronjuwelen zu erbeuten. Was über den Coup bekannt ist.
Wie kamen die Täter in das Gebäude?
Die vollständig vermummten Täter trafen nach ersten Erkenntnissen gegen 9.30 Uhr, kurz nach Öffnung des Louvre, auf Motorrollern am Gebäude ein. Auf der zur Seine gewandten Seite des Museums nutzten sie ein Fahrzeug mit Hebebühne. Wer diesen herkömmlichen Möbellift, wie er auch bei Umzügen verwendet wird, dort im Vorfeld positioniert hat, ist bislang unklar.
Über diese Hebebühne gelangten die Täter auf einen etwa zehn Meter hohen Balkon. Mehrere Medien berichten, zwei Männer seien in das Innere des Louvre eingedrungen, nachdem sie die Fenster mit einem Trennschleifer oder kleinen Kettensägen zerstört hätten. Ein dritter Mann habe draußen Wache gestanden.
Die Täter nutzten einen Möbellift, um in das Gebäude zu gelangen.
Wie lief der Diebstahl ab?
Laut Frankreichs Kulturministerin Rachida Dati benötigten die Täter für ihren Beutezug nur vier Minuten. Durch das Fenster gelangten sie in den Denon-Flügel des Louvre, in dem auch die „Mona Lisa“, das weltberühmte Gemälde von Leonardo da Vinci, ausgestellt wird. Die Täter standen direkt in der Apollon-Galerie, in der die französischen Kronjuwelen aufbewahrt werden. Dort befinden sich Schmuckstücke aus der Zeit Ludwigs des Vierzehnten und der napoleonischen Kaiserzeit, darunter drei große Diamanten.
Dati zufolge wurden Vitrinen zerstört und Wertstücke entnommen. Innenminister Laurent Nuñez sagte: „Die Einbrecher hatten den Ort vorher offensichtlich genau erkundet und sie waren sehr versiert.“ Nach dem Diebstahl flüchteten sie nach Informationen der Zeitung Le Parisien auf zwei hochmotorisierten Motorrollern.
In der Apollon-Galerie des Louvre befinden sich die französischen Kronjuwelen.
Gingen die Täter gewaltsam vor?
Kulturministerin Dati sagte dem Sender TF1, die Täter hätten bei ihrem Einbruch keine Gewalt angewendet. „Das sind Profis.“ Sie habe Aufnahmen der Videoüberwachung gesehen, so Dati. „Sie greifen niemanden an, sie gehen ganz ruhig hinein. In vier Minuten zerstören sie natürlich Vitrinen, nehmen ihre Beute und verschwinden ohne jegliche Gewaltanwendung.“ Zunächst hatten die Behörden von einem Raubüberfall gesprochen. Es handele sich aber um einen Einbruchsdiebstahl, sagte die Ministerin.
Was ist über die Beute bekannt?
Wie die Nachrichtenagentur AFP unter Verweis auf das Kulturministerium berichtet, erbeuteten die Diebe acht Schmuckstücke. Laut der Zeitung Le Parisien handelt es sich um Gegenstände aus der Schmucksammlung Napoleons und der Kaiserin, darunter eine Halskette, eine Brosche und ein Diadem. Das Innen- und das Kulturministerium teilten mit, über ihren Marktwert hinaus habe die Beute „einen unschätzbaren kulturellen und historischen Wert“.
Eines der Schmuckstücke verloren die Diebe nach Angaben von Kulturministerin Dati auf der Flucht. Bei dem Schmuckstück soll es sich laut Le Parisien um die mit mehr als 1.000 Diamanten besetzte Krone der Kaiserin Eugénie handeln, der Ehefrau Napoleons den Dritten, des 1870 abgetretenen letzten Monarchen Frankreichs. Die Krone ist den Einbrechern anscheinend heruntergefallen und dabei zerbrochen.
Die mit mehr als 1.000 Diamanten besetzte Krone der Kaiserin Eugénie zerbrach offenbar bei der Flucht.
Wurden die Besucher des Louvre in Sicherheit gebracht?
Ja, der Louvre wurde geschlossen und evakuiert. Dabei sei allerdings Panik unter den Besuchern ausgebrochen, berichtet die Zeitung Le Parisien. Weil Türen – vermutlich durch den ausgelösten Alarm – verriegelt waren, kamen Besucher zunächst nicht ins Freie.
Wie das Innen- und das Kulturministerium mitteilten, verlief die Evakuierung der Besucher danach aber ohne Zwischenfälle. Niemand sei verletzt worden. Aus Sicherheitsgründen und um Spuren und Hinweise für die Ermittlungen zu sichern, wurde das Museum geschlossen.
Der Louvre wurde nach dem Diebstahl geschlossen und evakuiert.
Ist es der erste Vorfall dieser Art im Louvre?
Nein. Der Louvre hat eine lange Geschichte von Diebstählen und versuchten Überfällen. Zu einem der berühmtesten gehört ein Diebstahl im Jahr 1911, als die „Mona Lisa“, eines der wichtigsten Gemälde der Kunstgeschichte, aus dem Museum verschwand. Mittlerweile ist sie wieder an Ort und Stelle und zieht täglich rund 20.000 Besucher an.
Der Louvre ist das meistbesuchte Museum der Welt. Im vergangenen Jahr besuchten knapp neun Millionen Besucher die Kunsteinrichtung. Die Sammlung des Museums umfasst mehr als 35.000 Kunstwerke. Um den Besucherstrom zu bewältigen, gibt es strenge Zugangsbeschränkungen mit vorgeschriebenen Besucherrouten und Zick-Zack-Absperrungen vor den populärsten Exponaten.
Hat es ähnliche Taten in Deutschland gegeben?
Der Einbruch in den Louvre weckt in Deutschland Erinnerungen an zwei spektakuläre Kunstdiebstähle: 2017 stahlen Täter aus dem Berliner Bode-Museum eine 100 Kilogramm schwere Goldmünze im Wert von mehreren Millionen Euro. Zwei Jahre später erbeuteten Täter im Grünen Gewölbe in Dresden 21 Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten und verursachten über eine Million Euro Schaden.
Ein Teil der Beute aus Dresden fehlt noch immer. Nach dem Einbruch in Sachsens berühmtes Schatzkammermuseum wurden die Sicherheitskonzepte genau überprüft. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden haben jetzt eine eigene Sicherheitsabteilung.
Mit Informationen von Cai Rienäcker, ARD-Studio Paris